Bereits mit der Special-Edition der Original-„Star Wars”-Trilogie erzürnte George Lucas im Jahr 1997 einen Teil der Fangemeinde, doch der große Eklat sollte erst noch folgen: 1999 nämlich wurde die Geschichte des wohl größten Sci-Fi-Epos unserer Zeit weitergeschrieben – und trotz vorherigem Special-Edition-Debakel war der Hype um „Star Wars: Episode 1 - Die dunkle Bedrohung” riesig. Schließlich waren seit dem Erscheinen von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter” sechzehn Jahre vergangen! Doch der Auftakt zur neuen Prequel-Reihe geriet für zahlreiche Zuschauer zur immensen Enttäuschung: „Die Dunkle Bedrohung” genießt auch heute noch einen schlechten Ruf und gilt für viele „Star Wars”-Fans, vor allem aus der ersten Generation, als Tiefpunkt der Saga – besonders, aber längst nicht nur wegen Jar Jar Binks.
Ich persönlich bin Jahrgang 1992 und habe diesen Shitstorm damals gar nicht wahrgenommen. Mit „Episode 1“ verbinde ich etwas ganz anderes, als es viele der Sternenkriegs-Veteranen tun: „Die dunkle Bedrohung” war nämlich mein allererster „Star Wars”-Film. Es gab also keine heilige Original-Reihe, mit der es sich zu messen galt und da George Lucas mit dem Film ohnehin die Vorgeschichte erzählen wollte, passte es perfekt, um erstmals in die weit, weit entfernte Galaxis einzutauchen.
25 Filme, die Kinokarrieren (beinahe) ruiniertenEinige Jahre später wurden dann endlich auch die alten Filme nachgeholt (wohlgemerkt in der Special-Edition samt befremdlichem CGI-Jabba in „Episode 4”). Ich musste nun den Kritikern der Prequels zustimmen: Ja, die Originalteile sind deutlich besser als die Vorgeschichten, die nie den Charme der alten erreichen. Doch das ändert nichts an meiner positiven Meinung zu „Episode 1”, die ich auch heute noch habe. Für mich ist „Die dunkle Bedrohung” ein guter Film, auch weil er die vielleicht besten zwei Szenen der gesamten „Star Wars”-Reihe hat.
Super-Szene 1: Das Pod-Rennen
Im zweiten Akt von „Star Wars 1“ tritt George Lucas nach einer aufregenden Flucht von Naboo plötzlich hart auf die Bremse und führt den auf Tatooine lebenden, jungen Anakin Skywalker (Jake Lloyd) ein. Damit Jedi-Meister Qui-Gon (Liam Neeson) seinen neuen Schützling vom Sklavenmeister Watto befreien kann, muss der spätere Darth Vader, der ein erstklassiger Rennfahrer ist, das anstehende Pod-Rennen gewinnen. Für einige Zuschauer war dieser ganze Akt ein Ärgernis, zum einen wegen der Leistung von Kinderdarsteller Jake Lloyd (dessen Karriere nach dem Auftakt in „Star Wars“ schon wieder vorbei war), zum anderen nimmt sich Mastermind George Lucas jede Menge Zeit für die Vorbereitungen auf das Rennen – dieses Vorgeplänkel fanden manche langweilig.
Doch die Geduld wird mit einem der einzigartigsten wie einprägsamsten „Star Wars”-Momente belohnt. Das eigentliche Pod-Rennen entpuppt sich nämlich als absoluter Höhepunkt des Films, der sogar die größten „Star Wars”-Gegner verzücken sollte. Ich kenne einige Personen, die mit der Filmreihe an sich nichts anfangen können, aber nur aufgrund dieser Szene immer wieder gerne „Episode 1” im Fernsehen schauen. Und das hat, so toll das Rennen auch aussieht, vor allem damit zu tun, wie es klingt: Es war einfach eine geniale Idee aus den Reihen von Lucas’ Ton-Designern, diese absurd schnelle Wüstenjagd der selbstgebauten Turbinen-Vehikel mit den abgewandelten, schreienden V10-Motorensounds von Formel-1-Rennwagen zu unterlegen.
Auch heute noch sucht das Klangbild bei dieser schwindelerregenden Sequenz seinesgleichen, zumal die dynamische Abmischung für Gänsehaut sorgt (etwa, wenn die Pod-Racer plötzlich durch einen Tunnel fliegen). Und dabei hatte ich nicht einmal das Glück, den Film im Kino zu sehen, sondern musste mich mit der VHS-Kassette begnügen – auf der großen Leinwand und mit dicken Kino-Boxen muss dieses Erlebnis der absolute Wahnsinn gewesen sein!
Super-Szene 2: Der Kampf gegen Darth Maul
Ein weiterer Pluspunkt ist Darth Maul, der für mich schlicht eine der coolsten und furchteinflößendsten Figuren im gesamten „Star Wars”-Universum ist – was sogar einige „Episode 1”-Gegner so sehen. Tatsächlich betrauerten viele seiner Fans sehr, dass der rot geschminkte, gehörnte Ray Park seine Todesszene nach viel zu wenig Leinwandzeit hat, obwohl er einen formidablen Bösewicht für die ganze erste Trilogie abgegeben hätte. Vielleicht hängt diese Enttäuschung mit dem vorangegangenen Kampf gegen die Jedi-Ritter Qui-Gon und Obi-Wan (Ewan McGregor) zusammen, der bei mir als bestes Lichtschwertgefecht der gesamten Reihe durchgeht.
Denn keines der anderen Duelle, auch nicht in den Sequels „Star Wars 7“ und „Star Wars 8, ist so grandios durchchoreographiert: Und im Vergleich etwa zu den heute eher steifen Begegnungen zwischen Luke und Darth Vader in den alten Filmen wirkte der Dreikampf mit Darth Maul geradezu revolutionär. Umso tragischer, dass dieser geniale Schurke so schnell wieder aus der Saga gestrichen wurde (auch wenn es bekanntlich nicht dabei blieb).
Auch wie Lucas in dieser atemberaubenden Kampfszene einige unerwartete Pausen einbaut, ist genial: Mit Lichtschranken versperrt er den Jedis kurzzeitig den Weg zu ihrem Gegner. Als Qui-Gon sogar die Coolness hat, sich während dieser Unterbrechung einfach hinzusetzen, erzeugt das eine immense Spannung. Und dann wäre natürlich noch John Williams’ Meisterstück „Duel Of The Fates”, das der Komponist für diesen packenden Showdown kreierte. Was für ein Brett Filmmusik.
Natürlich können zwei Szenen, so grandios sie auch sein mögen, nicht über die zahlreiche Schwächen von „Star Wars: Die dunkle Bedrohung“ hinwegtäuschen. „Episode 1” ist auch für mich einer der schwächeren Teile der Sternenkrieg-Saga, gerade der schläfrige, pseudointellektuelle Polit-Akt auf Coruscant nervt. Aber an den startenden Motor eines Pod-Racers kommt nicht einmal ein umstürzender AT-AT heran!
„Star Wars: Episode 1 - Die dunkle Bedrohung” läuft am Freitagabend, dem 12. Oktober 2018 um 20:15 Uhr auf ProSieben.