Mit fast 3,4 Millionen verkauften Tickets führt „Avengers: Infinity War“ die deutschen Kinocharts für das Jahr 2018 an, ist als einziger Film mit über zwei Milliarden Dollar Einnahmen in diesem Jahr auch weltweit der Kino-Hit Nr. 1. Da zudem viele Fans darauf brennen, den Film mehrfach zu sehen, auch um nach Hinweisen auf die Fortführung der Story in „Avengers 4“ zu suchen, kann man wohl ohne jede Übertreibung sagen, dass „Avengers: Infinity War“ die meisterwartete Blu-ray des Jahres ist.
Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, das Bonusmaterial der Blu-ray ausgiebig unter die Lupe zu nehmen und euch eine Einschätzung zu liefern, was die Extras taugen.
Vier Hintergrunddokumentationen
Insgesamt vier sogenannte Featurettes beschäftigen sich eingehend mit jeweils einem einzelnen Aspekt des Films. Von diesen kleinen Dokumentationen sticht unserer Meinung nach der fast elf Minuten lange Blick auf die Schlacht von Wakanda heraus, der einen sehr guten Einblick in die Entstehung einer der zentralen Actionszenen gibt. Diese Kurz-Doku zeigt exzellent das Zusammenspiel von echten Stunts und Computereffekten, was ein weiteres, knapp zehn Minuten langes Featurette über den Kampf gegen Thanos auf Titan sehr gut ergänzt.
Weniger interessant sind die beiden kleineren Featurettes. „Neue Teams“ macht uns in fünf Minuten noch einmal mit der Zusammenführung aller Helden vertraut und bietet eigentlich kaum Mehrwert. Ein rund sechs Minuten und 30 Sekunden dauernder Blick auf den „wahnsinnigen Titan“ Thanos fasst noch einmal dessen Motivation zusammen, bietet aber nichts, was man nicht auch selbst aus dem Film mitnehmen kann.
Ein interessantes Feature der digitalen Version fehlt auf der Blu-ray dagegen völlig. Über 30 Minuten diskutieren in einem „Director’s Roundtable“ die „Avengers 3: Infinity War“-Macher Joe und Anthony Russo mit ihrem „The Avengers“- und „Avengers: Age Of Ultron“-Vorgänger Joss Whedon sowie „Iron Man“-Regisseur Jon Favreau, James Gunn („Guardians Of The Galaxy“), „Ant-Man“-Macher Peyton Reed, Taika Waititi („Thor 3“) und „Black Panther“-Regisseur Ryan Coogler über ihre Arbeit, was den Käufern der Blu-ray völlig entgeht. Zu vernachlässigen ist derweil ein kurzes Intro der Regisseure Joe und Anthony Russo.
Insgesamt sind die Hintergrunddokumentationen eine nette Ergänzung, aber nicht weltbewegend. Dass ein sehr interessantes Feature, welches beim Kauf der digitalen Fassung enthalten ist, Anhängern haptischer Inhalte vorenthalten wird, ist ärgerlich.
Entfernte Szenen
Daneben befinden sich auch vier aus der Kinofassung herausgeschnittene Szenen auf der Blu-ray. In diesen kommt es zum Beispiel zu einem Wiedersehen mit dem im finalen Film fehlenden Happy Hogan (Jon Favreau). Sein Auftritt gibt Tony Starks (Robert Downey Jr.) Einführung an der Seite von Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) noch etwas mehr Witz, verlängert die Szene aber eher unnötig. Dass die Jagd von Thanos‘ Häschern auf Wanda (Elizabeth Olsen) und Vision (Paul Bettany) in Schottland für den finalen Film ein wenig gekürzt wurde, ergibt ebenso Sinn wie das Fehlen einer über drei Minuten langen „Guardians“-Szene, die nur noch besser vorbereitet, dass Star-Lord (Chris Pratt) und Co. bald auf Iron Man und Co. treffen. Das ergibt sich aber auch so im Film.
Das Highlight ist eine sehr intime Szene zwischen Thanos und Gamora (Zoe Saldana), die deren Figurendynamik noch einmal verstärkt und weiteren Unterbau gibt. Hier ist es wirklich ein Gewinn, dass es diese Szene zusätzlich auf der Blu-ray gibt.
Die entfernten Szenen sind folglich eine ordentliche Ergänzung.
Pannen vom Dreh
Relativ schnell können wir die Sache bei den Pannen vom Dreh machen. Von vielen Fans regelmäßig als das beste Extra jeder Veröffentlichung eines Marvel-Films gefeiert, bietet es hier auch wieder kurzweilig-spaßige zwei Minuten, in denen nicht nur Versprecher und Fehler der Schauspieler gezeigt werden, sondern auch, dass sie manchmal einfach nur ganz großen Spaß beim Dreh hatten.
Die Pannen vom Dreh sind insgesamt ein netter Bonus.
Der Audiokommentar
Prunkstück der Extras ist natürlich der Audiokommentar. Die Regisseure Joe und Anthony Russo sowie die Drehbuchautoren Stephen McFeely und Christopher Markus liefern uns viele interessante Erläuterungen und Hintergründe. Man sollte dabei – trotz diverser Versuche kleiner Schlagabtausche - nicht viel Witz erwarten, sondern vor allem eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Story. Auf diese beschränkt sich das Quartett weitestgehend, um filmische Überlegungen geht es deutlich seltener.
Viele kleine Details werden im Zuge des Audiokommentars verraten. Wer es noch nicht mitbekommen hat, wird so noch einmal an den verstecken Mini-Stimmen-Cameo von „Thor“-Regisseur Kenneth Branagh erinnert oder an das bereits berichtete bewusste Weglassen eines „Sherlock“-Gags.
"No Shit, Sherlock": Auf diesen Witz verzichteten die Regisseure in "Avengers: Infinity War"Dabei sprechen sie auch teilweise sehr offen Probleme und Meinungsverschiedenheiten an. So gab es gerade wegen der finalen Kampfszene in Wakanda Differenzen zwischen den Autoren und den Regisseuren auf der einen und Studio Marvel auf der anderen Seite. Die Schlacht wurde schon vor dem Erfolg von „Black Panther“ konzipiert und bei Marvel befürchtete man wohl, dass das Publikum nicht so schnell dasselbe Setting erneut sehen wollte. Nachdem Ryan Cooglers Film zum Mega-Hit wurde, war man bei Marvel plötzlich sehr glücklich, dass sich die Filmemacher durchsetzen konnten.
Daneben geht es oft um den Entstehungsprozess des Drehbuchs. Es wird noch einmal erläutert, welche massiven Änderungen es während des Schreibprozesses gab – und welche dagegen teilweise nicht möglich waren. So wiederholen die Autoren unter anderem ihre Klage, dass es zu viele Infinity-Steine gibt. Diese sind schließlich eine Art MacGuffin und „sechs MacGuffins sind ziemlich viel für eine Geschichte“, so McFeely, der auch zugibt: Hätte man die Story ohne all die Vorarbeit entwickeln können, hätte es ganz sicher keine sechs Steine gegeben.
Der Audiokommentar ist das Highlight der Veröffentlichung und hat insgesamt ordentlichen Informationsgehalt.
Fazit
Die „Avengers: Infinity War“-Blu-ray lohnt sich natürlich in erster Linie und vor allem wegen des Films. Warum dieser sehenswert ist, haben wir in unserer FILMSTARTS-Kritik bereits erläutert. Die Extras schwanken zwischen ordentlich und sehr interessant, allerdings kann man Kritik an der Fülle üben. Das Fehlen eines Extras der digitalen Version ist ärgerlich, noch ausführlichere Hintergrunddokumentationen wären gerade bei einem Blockbuster dieser Größenordnung durchaus wünschenswert gewesen (man denke als Vergleich an die über zwei Stunden lange Doku auf der „Star Wars 8“-Blu-ray).
Die Blu-ray zu „Avengers: Infinity War“ ist offiziell ab dem heutigen 6. September 2018 im Handel erhältlich. Neben der normalen Version gibt es auch noch eine Edition mit dem Film zusätzlich in 4K sowie eine weitere Veröffentlichung mit der zusätzlichen 3D-Version.
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