Schon lange bevor „Jack Reacher“ 2012 überhaupt in die Kinos kam, waren die Fans des Roman-Kult-Helden gespalten. Ein großer Teil der Anhänger lehnte Tom Cruise offen ab, weil der 1,70 Meter kleine Schauspieler optisch nicht einmal ansatzweise dem 1,96 Meter großen und über 100 Kilogramm schweren, durch die USA ziehenden Hünen aus der Buchvorlage entspricht. Doch gerade nach dem Erscheinen des Films fand sich auch eine starke Unterstützergruppe, die darauf verwies, dass mit dem Actionstar der Geist der Vorlage gewahrt wird. Einen dritten Kinofilm wird es trotzdem nicht geben, sondern einen neuen, größeren Jack Racher.
Autor Lee Child, der eigentlich immer das Casting von Cruise verteidigte, kündigte nun gegenüber dem Guardian an, dass eine TV-Serie entstehen soll. Als Grund für das Umdenken nach „Jack Reacher“ und dem an den Kinokassen enttäuschenden Sequel „Jack Reacher 2: Kein Weg zurück“ führt er nun die Zuschauerproteste an. Er habe zehntausende Briefe von Fans erhalten, die sagten, dass ihnen Cruise zu klein wäre: „Ein Teil des Reizes an Reacher ist, dass er sehr einschüchternd wirkt. Ohne etwas zu tun, muss er nur in einen Raum gehen und die Leute fühlen sich gleich ein wenig unwohl. Es gab das Gefühl, das Cruise trotz all seiner Stärken das nicht repräsentiert hat.“ Daher hätten ihn die Leser von Anfang an abgelehnt, was Child wohl auch als Grund für die enttäuschenden Einspielergebnisse der Filme anführt.
Eine Staffel pro Buch
Die Serienpläne sollen nun bis November 2018 finalisiert werden. Bis dahin hoffe Child, dass die Verträge für eine Serie unterschrieben sind, die pro Buch zehn bis zwölf Stunden Erzählzeit aufwendet. Die Idee ist demnach also, jeweils eine Staffel pro Buch zu produzieren. Da es aktuell 22 Romane um Jack Reacher gibt (und jedes Jahr ein neuer geschrieben wird), liegt reichlich Material für eine Serie vor. Welcher Sender die Serie zeigen wird, gab Child nicht bekannt.
Im Mittelpunkt der Romane und dann auch der Serie steht der ehemalige Armee-Polizist Jack Reacher, der nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst mit nichts außer seinen Klamotten am Leib und einer Zahnbürste in der Tasche quer durch die USA reist. Aufgrund seines besonderen Auges für außer- und ungewöhnliche Situationen gerät er dabei immer wieder an Menschen in Not oder kommt verbrecherischen Vorhaben auf die Spur. Getrieben von einem besonderen Gerechtigkeitssinn, ausgestattet mit einem scharfen Verstand und sowohl im Umgang mit Schusswaffen als auch mit der Faust bestens geschult räumt er auf seine eigene Art und Weise auf.
TV braucht keine Stars
Gesucht wird ein Schauspieler, der dem Einzelgänger Jack Reacher auch optisch ähnelt und laut Autor Lee Child ist das bei einer TV-Serie viel einfacher: Das Fernsehen sei deutlich weniger „star-getrieben“ als Kinofilme. Es brauche daher keinen Topstar für die Rolle. Child spielt damit wohl auf Äußerungen an, die er im Vorfeld des Kinostarts von „Jack Reacher“ auch im Interview mit FILMSTARTS.de tätigte. Damals erklärte er das Casting von Cruise auch damit, dass „es gar keinen Schauspieler gibt, es sogar noch nie einen Hollywoodstar gegeben hat, der auch nur ansatzweise so aussieht wie Jack Reacher“. Deshalb sei es umso wichtiger, das Innere von Jack Reacher korrekt hinzubekommen. Man habe also einen Darsteller gesucht, „der Erfahrung mit dem Genre hat und die Figur versteht“. Und Cruise war nun mal „der Einzige, der das umsetzen kann, was Jack Reacher ausmacht“. Nun ist scheinbar doch die Größe wichtiger.
Es ist übrigens nicht das einzige Umdenken von Lee Child. Im bereits zitierten Interview mit FILMSTARTS wollten wir damals schon wissen, ob sich der Romanreihen-Held Jack Reacher nicht vielleicht besser als Serienheld eignet. Child antwortete uns damals: „Nein, ich habe den Stoff nie als Serie, sondern immer als Kinofilm gesehen. Ich kenne das TV-Geschäft, ich wurde bei meinem früheren Job im Fernsehen gefeuert. Ich habe auch deswegen eine Abneigung gegen das Medium. Ein Film ist immer noch eine besondere Sache, ein Ereignis. Deshalb wollte ich Jack Reacher unbedingt als ein solches Ereignis auf der großen Leinwand und nicht auf dem kleinen Schirm sehen.“