Seit Jahren wird nun schon darüber diskutiert, wer der beste Nachfolger für Daniel Craig als James Bond nach dem kommenden „Bond 25“ sein könnte. Selbst wir haben diese Diskussion ein ums andere Mal angestoßen und bei kaum einem anderen Thema kochen die Emotionen so hoch - vor allem, wenn der Name Idris Elba fällt.
Immer wieder wird Elba, der längst dementiert hat, dass er die Rolle jemals spielen wird, als möglicher Kandidat für den Posten im Dienst der Königin genannt. Immer wieder führt die Nennung seines Namens zu heftigen Debatten und gegensätzlichen Meinungen, denn Idris Elba ist schwarz, alle anderen bisherigen Bond-Darsteller haben weiße Haut.
Wer wird der neue James Bond? Die Fans haben einen Favoriten!Auch in unseren Kommentarspalten ist deswegen regelmäßig zu lesen: „James Bond ist weiß und das sollte auch so bleiben.“ Doch es gibt es für Idris Elba auch viele Fürsprecher. Gerade mit seiner Darstellung in den Serien „The Wire“ oder „Luther“ konnte der nun 45-Jährige viele Zuschauer von sich überzeugen.
Der Comic-Autor, Podcaster und Serienautor Marc Bernardin, der in seinem vielfältigen Berufsleben auch Kolumnist beim The Hollywood Reporter ist, stellt in dem renommierten Branchenmagazin nun die These auf, dass es kein Problem ist, wenn Bond schwarz wäre, aber Batman weiß bleiben muss.
James Bonds Hautfarbe hat keine Relevanz
So führt Bernadrin an, dass laut Ian Flemings Buchvorlage James Bond der Sohn eines Schotten und einer Schweizerin sei, der allerdings als Waise bei seiner Tante groß wurde. Nach kurzen Aufenthalten in Internaten trat er der Royal Naval Volunteer Reserve bei. Diese Einheit wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet und ermöglichte es Zivilisten, eine Ausbildung in speziellen Betrieben an der Küste zu absolvieren und, sobald eine gewisse Kompetenz erreicht wurde, auch bei der englischen Flotte Erfahrungen zu sammeln. Dort wurde James Bond Kommandant. (Ian Fleming selbst war übrigens Mitglied genau dieser Einheit und schaffte es bis zum Dienstgrad eines Kommandanten). Danach ging er dann zum Verteidigungsministerium und bekam schließlich als Agent 007 einen Posten beim Auslandsgeheimdienst der Briten, dem Secret Service, besser bekannt als MI6 („Military Intelligence, Section 6“).
Für Bernardin sind das die inhaltlichen Wurzeln der Figur, die Biographie von Bond, die seinen Charakter prägt. Und dazu stellt er nun die Frage: „Gibt irgendetwas davon Aufschluss darüber, dass er von einem weißen Schauspieler gespielt werden sollte?“ Bernardins klare Antwort: „Nein! „Alles, was nach einem Kaukasier verlangt, ist die Tradition – möglicherweise der am wenigsten interessante Grund, Innovationen aus dem Weg zu gehen.“ Folglich könne der siebte James Bond-Darsteller seiner Meinung nach ohne Probleme schwarz sein...
Batmans Hautfarbe gehört zur Figur
Als Gegenbeispiel nennt Marc Bernardin den DC-Helden Batman alias Bruce Wayne. Dabei greift er auf den Inhalt (nicht die Optik) der Comicvorlagen zurück. Laut diesen war die Wayne-Familie bereits Teil von Gotham City, bevor es überhaupt Gotham City gab. Sie halfen dabei die Stadt aufzubauen, genau wie die Vanderbilts, Carnegies oder Rockefellers dabei halfen, New York aufzubauen. Generation für Generation nahmen die Waynes der Stadt so viel, wie sie ihr einst gaben. Ein Großteil der Kriminalität, die Gotham City beherrscht, sind ein Ergebnis der Einkommenslücke, die von der Familie Wayne genossen und propagiert wurde, bis sich Bruce' Vater Thomas dazu entschloss Arzt zu werden und mit Martha eine Frau heiratete, die an wohltätige Zwecke glaubte. Die beiden gaben ihrem Sohn auf dem Weg, einmal besser zu sein, als die Waynes es bisher waren. Also ist es nun Bruce Waynes Aufgabe, Gotham zu einem besseren Ort zu machen.
Bernardin stellt fest, dass Bruce Wayne mit dieser Geschichte aus altem Geld kommen muss, weil er die Generationenschuld eines Waynes fühlen muss. Darin steckt für Bernardin auch der Beweis, dass Batman nur von einem weißen Darsteller gespielt werden sollte:
„Bruce Wayne muss weiß sein, weil diese Art von Vermächtnis und Reichtum in der afroamerikanischen Gemeinschaft [noch] nicht existiert. Damit dieser Charakter das ist, was er eben ist, kann er nichts anderes sein.“
Beispiel: Harry Potter!
Um seine These zu untermauern, führt Marc Bernardin J.K. Rowling an, die als Autorin das Casting einer schwarzen Darstellerin als Hermine für das Bühnenstück von „Harry Potter und das verwunschene Kind“ gegen Kritik von Fans auf Twitter verteidigte:
„Kanon: braune Augen, krauses Haar und sehr schlau. Weiße Haut wurde nie spezifiziert. Rowling liebt die schwarze Hermine.“
Gefolgt von einem eindeutigen Statement: „Wir haben die beste Schauspielerin gefunden und sie ist schwarz. Und nun Auf Wiedersehen.“
Der Fall ist für den Comic-Autor mit der Causa „James Bond“ vergleichbar. Dass Hermine weiß ist, hat sich in den Köpfen der Zuschauer festgesetzt, weil sie die schlaue Zauberschülerin so aus den Filmen kennen. Der Autorin war die Hautfarbe der Figur aber nicht wichtig. Ähnlich sei es scheinbar bei Bond-Autor Ian Fleming der Fall - mit dem Unterschied, dass man diesen nicht mehr direkt fragen könne.
Es geht um die Integrität der Figur
Abschließend stellt Marc Bernardin fest, dass sich die Macher des James Bond-Franchise rund um Barbara Broccoli vor allem zwei Fragen stellen sollten:
„Wer ist die Figur James Bond im Wesentlichen? Verletzt ein Casting ohne Rücksicht auf die Hautfarbe die Integrität der Figur? Wenn nicht, dann macht es einfach. Es wird immer Menschen geben, die es hassen werden, weil sie Angst vor Veränderungen haben. Natürlich ist es schwer, aber nur, wenn sie derjenige sind, der sich dazu entschieden hat, sich an die Vergangenheit zu klammern.“
Noch ist ohnehin Daniel Craig James Bond. Doch nach seinem nächsten und letzten Film liegt es dann an den Produzenten, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Und wir sind uns sicher: Egal, welche Entscheidung getroffen wird, ob es ein bekannter Schauspieler sein wird, ein noch unbeschriebenes Blatt, ein weißer Mann, ein schwarzer, oder vielleicht sogar eine Frau – für jede Entscheidung wird es Widerspruch aber auch Fürsprecher geben.
Die Macher des James Bond-Franchise müssen dann am Ende ohnehin konsequent hinter ihrer Entscheidung stehen, ganz egal wie die öffentliche Resonanz sein wird. Wer hat schließlich vor 12 Jahren mit Daniel Craig gerechnet?
Und auch andere Filmemacher und Studios werden ähnlich verfahren, denn solche Debatten gibt es ja nicht nur bei James Bond. Das sieht man gerade aktuell wieder am Gerücht, dass Zendaya die Hauptrolle in Disneys Neuverfilmung der kleinen Meerjungfrau übernehmen könnte. Da man die Figur mit heller Haut und rotem Haar aus Disneys Animationsklassiker kennt, ist für viele Zuschauer eine gleichzeitig dunkelhäutige und -haarige Arielle scheinbar unvorstellbar.
Der 1971 geborene Marc Bernardin ist übrigens Autor für verschiedene Medien. So schreibt er sowohl für DC als auch für Marvel Comics und betreibt mit Regisseur Kevin Smith den berühmten Podcast Fatman on Batman. Der amerikanische Journalist arbeitete daneben als Redakteur für die Los Angeles Times, den Hollywood Reporter und Entertainment Weekly und schrieb auch schon Beiträge für GQ, Vulture und Empire. Auch an Serien wie „Alphas“ und die kommende Hulu-Serie „Castle Rock“, basierend auf den Geschichten von Stephen King, ist er als Autor tätig.