Acht Jahre ist es mittlerweile her, dass sich jemand dachte, es wäre eine gute Idee, „Das A-Team“ zurückzubringen. Dass vergleichbare Revivals wie „Starsky & Hutch“ oder „Miami Vice“ wenige Jahre an der Kinokasse keine riesigen Kassenerfolge waren, änderte nichts an der Überzeugung bei 20th Century Fox, dass die Welt „Das A-Team – Der Film“ brauchen würde. Heute weiß man: Die Kritiken sind durchwachsen – bei Metacritic hält der Film bei einem Score von 47, bei Rotten Tomatoes bei 48% – und auch das weltweite Einspielergebnis von gerade einmal 177 Millionen Dollar (bei einem Budget von 110 Millionen Dollar) blieb weit hinter den Erwartungen. In der FILMSTARTS-Kritik ist von einem „austauschbaren Sommerfilm, der das Label ‚A-Team‘ nur bedingt verdient“ die Rede. Aber ist „Das A-Team – Der Film“ wirklich so miserabel? Oder hat der Film sein Publikum einfach nur am falschen Fuß erwischt?
Das A-Team - Der FilmNachfolgend soll erklärt werden, warum „Das A-Team“ zwar kein außergewöhnlicher Actionfilm ist, unter den richtigen Voraussetzungen aber zur Spaßgranate mutiert – und nein, es ist kein Alkohol dafür nötig. ACHTUNG, SPOILER! Um auf einige für diesen Artikel relevante Elemente aus dem Film einzugehen, werden hier und da auch kleinere inhaltliche Details verraten.
Eines gleich vorweg: Wenn der A-Team-Van für euch als fester Bestandteil der Truppe unerlässlich ist, könnt ihr den "A-Team"-Film nach einer knappen Viertelstunde auch schon wieder ausmachen – länger gibt's das Gefährt nämlich nicht zu sehen. Immerhin bekommt der tiefergelegte GMC Vandura aber die bedeutsame Aufgabe, das "Adios, motherf*****!" von Face (Bradley Cooper) mittels Motorengrölen zu übertönen und so die Jugendfreigabe des Films zu wahren, bevor er gnadenlos von Chaos-Pilot Murdock zermalmt wird.
Ach ja: Und wartet bloß nicht auf die coole Fensterputz-Szene, die im Trailer so unglaublich Bock macht, wenn B.A. (Quinton Jackson) sich der Kamera zuwendet und die "A-Team"-Titelmelodie pfeift. Im Film summt er nämlich etwas ganz anderes.
Köln am Main: Hollywood’sche Geografie
In nahezu jedem großen (und kleinen) Film verbergen sich Fehler. Da aber gerade Blockbuster oftmals auf US-amerikanischem Boden angesiedelt sind, fallen geografische Ungenauigkeiten hierzulande kaum jemandem auf. „Das A-Team – Der Film“ spielt aber nun mal zu Teilen auch in Deutschland, weswegen deutsche Zuschauer hier und da ein Auge zudrücken sollten...
Wer genau hinsieht, bemerkt vielleicht, dass in den Szenen, die in Frankfurt am Main spielen, auffällig viele Autos mit FF-Kennzeichen unterwegs sind – interessant, da FF eigentlich für das andere Frankfurt (an der Oder) steht. Ist ja auch egal, denn die Berge, die im Hintergrund zu sehen sind, sind im Frankfurter Umland ebenso wenig zu finden wie der Kölner Dom, der es in eine Luftaufnahme der vermeintlichen Finanzmetropole schafft. Das fällt dem US-amerikanischen Publikum aber natürlich genauso wenig auf wie die „Frankfurter“, die im englischen Original Norwegisch sprechen – einige Deutschland-Szenen wurden nämlich in Norwegen gedreht. Aber, mal ehrlich: Wen kümmert sowas in einem Film wie "Das A-Team"?
Die CGI-Realismus-Diskrepanz
Special Effects werden oftmals daran gemessen, wie deutlich sie als solche zu erkennen sind. Dabei ist das Schöne am Kino doch oft gerade, in eine Welt einzutauchen, in der vermeintlich Unmögliches plötzlich „Wirklichkeit“ wird. Wenn sich Freddy Krueger in den „Nightmare on Elm Street“-Filmen in Waschbecken-Armaturen verwandelt, ist das ebenso real wie James Camerons Schneemobile, die in „True Lies“ explodieren, nachdem sie gegen Bäume krachen. Wer sich bei „Das A-Team – Der Film“ also nicht alle paar Minuten an den Kopf fassen will, sollte die Absurditäten schlichtweg als gegeben hinnehmen.
Gerade im Actionkino werden immer wieder Regeln gebrochen oder neu erfunden, etwa Gesetze der Physik. Wenn Panzer vom Himmel fallen und mittels Kanonenabschuss gesteuert werden oder riesige Container durch die Luft fliegen als wären sie federleichte Legosteinchen, dann sicherlich nicht, weil uns die Filmemacher weismachen wollen, dass sich all das tatsächlich so zutragen könnte. Aber ganz ehrlich: In einer Welt, in der sich Strafgefangene ihre Bräune im Solarium holen und dazwischen die Wärterin mit Modelmaßen flachlegen, ist doch wirklich alles möglich. Der Trick liegt lediglich darin, die Rahmenbedingungen jener märchengleichen Welt hinzunehmen. Also warum sich nicht einfach, wohlwissend wie weit hergeholt das Gezeigte ist, zurücklehnen und sich denken „Was für ein Schwachsinn – aber geil wär’s schon!“
Die Ironie des Unerreichbaren
Wer eine Serie oder einen Film von früher liebt, kann die Neuauflage in der Hoffnung, sie würde genauso gut wie das Original werden, entweder kaum erwarten oder aber glaubt schon vorab zu wissen, dass die Neuinterpretation seine wertvollen Kindheitserinnerungen beschmutzen wird und deswegen auch nur der letzte Dreck sein kann. Zugegeben, der Film ist anders als die Serie – aber besteht nicht erst gerade darin die Existenzberechtigung einer Neuinterpretation, gewisse Aspekte nun mal neu zu interpretieren und so Neues auf der Grundlage von Altem zu bieten?
In dem Wissen, keinen Film drehen zu können, der genauso gut oder auch nur genau so wie die Serie sein wird, ging Regisseur Joe Carnahan von vornherein einen anderen Weg – und zwar nicht nur mit seiner reizüberflutenden Inszenierung. Er lässt Hannibal & Co nicht bloß den ausgebeuteten Durchschnittsbürgern aus der Nachbarschaft helfen, sondern schickt die Truppe stattdessen von Mexiko über Bagdad bis nach Deutschland. Ja, wer ins Kino geht, soll auch was für sein Geld bekommen – und da dienen gestohlene, milliardenschwere Gelddruckplatten und eine Hetzjagd rund um den Globus nun mal als bessere Aufhänger als ein 50-Seelen-Dorf, dessen Wasserzufuhr vom Gauner aus dem Nachbarsstädtchen abgeschnitten wurde.
Die neue Besetzung
Ähnliches gilt für die Besetzung: Denn selbst wenn das gesamte A-Team aus den 80er Jahren noch am Leben wäre – R.I.P. George Peppard –, würden Dwight Schultz (Murdock), Dirk Benedict (Face) und Mr. T (B.A. Baracus) heute wohl kaum die Massen anlocken. Eine neue Interpretation der Geschichte bezweckt nun mal auch neue Interpretationen der Charaktere – und die sind in der Tat gelungen, ohne den wahren Geist des Original-A-Teams zu verfälschen.
Liam Neeson liebt es genauso wie sein Vorgänger, wenn ein Plan funktioniert, drückt Hannibal aber alleine schon mit seiner Stimme seinen ganz eigenen Stempel auf. Bradley Cooper hat sichtlich Spaß an seiner Rolle, der sich auch auf den Zuschauer überträgt (wenn Dirk Benedicts Face-Darstellung auch kaum an Charme übertroffen werden kann) und Sharlto Copley, der kurz zuvor noch als Laie in „District 9“ vor die Kamera trat, beweist, dass er vor allem eines kann: Comedy. Einzig MMA-Fighter Quinton „Rampage“ Jackson gelingt es nicht, Mr. Ts Charisma zwischen hart und herzlich auf die Leinwand zu bringen. Der Rest des Casts wirkt allerdings fast schon wie eine Parodie seiner selbst – allen voran Jessica Biel, die zwar optisch auf Sarah Connor aus „Terminator 2“ getrimmt wurde, aber eher so wirkt, als würde sie ein (immerhin verdammt cooles) Faschingskostüm tragen.
Kurzum: Wer sich das Gefühl erhofft, dass er damals hatte, als er sich Nachmittag für Nachmittag in neue A-Team-Abenteuer stürzte, der erwartet schlichtweg Unmögliches. Glücklich wird aber womöglich der, der sich fragt, wie man die kurzweilig-charmante Action-Seifenoper aus heutiger Sicht inszenieren könnte – denn unter diesem Gesichtspunkt liefert Regisseur Joe Carnahan eine ebenso plausible wie spektakuläre Antwort.
Alles eine Frage der Einstellung
Letzten Endes ist es (nicht nur, aber auch) eine Frage der Einstellung. Wer „Das A-Team – Der Film“ alleine schon aufgrund seiner Existenz tiefe Verachtung entgegenbringt, wird dem Film schlussendlich wohl auch nicht allzu viel abgewinnen können – und so bestätigt bekommen, was er ohnehin schon „wusste“.
Zugegeben, „Das A-Team – Der Film“ macht es einem nicht leicht mit seinen völlig abgefahrenen Over-the-Top-Actionsequenzen, seinem rasanten Schnitt, der eher an einen Trailer als an einen Spielfilm erinnert und den neuen Gesichtern, die den allseits beliebten Cast von einst ersetzen sollen. Wer all diesen Änderungen und Eigenheiten, die das Kino-Abenteuer von Hannibal Smith und seiner sympathischen Chaos-Truppe so mit sich bringt, offen gegenübersteht und an einem Samstagabend das Hirn auch gerne mal schlafen legt, bevor man es sich vor dem Fernseher gemütlich macht, kann mit „Das A-Team – Der Film“ heute um 20:15 Uhr auf ProSieben jedenfalls in eine wunderbar-unbekümmerte Welt eintauchen, in der alles so ist, wie es scheint und nichts so ist, wie es in Wirklichkeit wäre. Gezeigt wird die ungeschnittene Kinofassung des Films, nicht der 15 Minuten längere Extended Cut (erhältlich auf DVD und Blu-ray).