Wenn am 9. Mai 2019 „Detective Pikachu“ bei uns in den Kinos anläuft, müsste zu Beginn des Films eigentlich das allseits bekannte Universal-Intro über die Leinwand laufen. Doch stattdessen werden wir das Logo eines anderen, wenn auch nicht weniger geläufigen Filmstudios zu Gesicht bekommen: Der „Pokémon“-Realfilm hat dem Hollywood Reporter zufolge nämlich einen neuen Verleih und wandert von Universal zu Warner.
Schon vor zwei Jahren, als das Projekt noch in den Kinderschuhen steckte, wollte Warner die Filmrechte für „Detective Pikachu“ ergattern, doch am Ende ging die Produktionsfirma Legendary Entertainment als Sieger aus dem Bieterwettstreit hervor. Da zwischen Legendary und Universal seit Ende 2013 ein Kooperationsvertrag besteht, sollte das Hollywoodstudio mit dem Globus im Logo folglich auch den begehrten Titel vertreiben und 2019 in die Kinos bringen. Da die Verleihrechte nun jedoch zu Warner wandern, stellen sich zwei Fragen:
Ist der Kinostart von Detective Pikachu in Gefahr?
Hier kann zunächst Entwarnung gegeben werden. Zumindest der von Universal angesetzte US-Starttermin am 10. Mai 2019 soll unberührt bleiben. Man darf also davon ausgehen, dass der Film mit Hauptdarsteller Ryan Reynolds trotz seines neuen Verleihs auch weiterhin einen Tag früher in Deutschland startet.
Was passiert mit den anderen Legendary-Filmen?
„Detective Pikachu“ bleibt weiterhin eine Produktion von Legendary Entertainment. Die vom Filmemacher Thomas Tull gegründete Produktionsgesellschaft (Tull ist jedoch mittlerweile nicht mehr im Unternehmen) arbeitete viele Jahre ausgiebig mit Warner zusammen, bis im Jahr 2013 der Deal mit Universal verkündet wurde. Eine entscheidende Rolle beim Transfer von „Detective Pikachu“ dürfte der im Dezember auslaufende Fünf-Jahres-Vertrag zwischen Legendary und Universal sein. Ab 2019 braucht Legendary also einen neuen Verleihpartner, sollte die seit 2016 zum chinesischen Konzern Wanda gehörende Firma nicht fortan unabhängig Filme produzieren wollen. Laut The Hollywood Reporter ist es wahrscheinlich, dass Legendary zu Warner zurückkehren wird. Der Verleihwechsel von „Detective Pikachu“ wäre demnach quasi so etwas wie eine Kooperation auf Probe, im Falle eines neuen Vertrags würden auch die weiteren noch anstehenden Legendary-Produktionen zu Warner wandern. Einer davon wäre der angekündigte Realfilm zur Bandai-Serie „Gundam”.
Betroffen könnte aber auch die „Pacific Rim“-Reihe sein, dessen erster Teil noch von Warner vertrieben wurde, während Universal im März 2018 den zweiten Teil „Uprising“ in die Kinos brachte. Der 2019 kommende „Godzilla 2“ gehört dagegen schon seit Produktionsbeginn zu Warner. Die „Jurassic World“-Marke, die derzeit ebenfalls von Legendary produziert wird, dürfte hingegen weiterhin in der Hand von Universal bleiben, da diese die Rechte an der Dino-Reihe besitzen. Der bei uns am 10. Juni 2021 anlaufende „Jurassic World 3“ bräuchte dann jedoch eine neue Produktionsfirma.
Warum Legendary zu Warner gehen könnte
Dass die Beziehung zwischen Legendary und Universal auf ihren Schlussmetern nicht mehr ganz so rund läuft, könnte auch am aktuellen Kinofilm „Skyscraper“ liegen. Der Hochhaus-Actioner, der seit dem 12. Juli 2018 in den Kinos läuft, blieb an den Kinokassen trotz Superstar Dwayne Johnson hinter den Erwartungen zurück. Aktuell sieht es sogar danach aus, dass die Legendary-Produktion finanzielle Verluste einfährt. Zudem nahm CEO Josh Grode, der beider Produktionsfirma seit Ende 2017 das Sagen hat, im Juni 2018 einen eine Milliarde US-Dollar schweren Kredit bei der JPMorgan Chase Bank auf – eine Summe, die Universal wohl ungern in Zukunft mitstemmen will. Legendary könnte also auf der Suche nach einem zahlungswilligen Unterstützer sein, eine Rolle, die Warner durchaus zuzutrauen ist.
Sollten die beiden ehemaligen Partner tatsächlich demnächst wieder zusammenfinden, blicken wir einer interessanten Zukunft entgegen: Da Legendary Teil eines chinesischen Konzerns ist, entstanden in den letzten Jahren auch einige amerikanisch-chinesische Koproduktionen wie „The Great Wall“ oder jüngst „Skyscraper“. Bei Warner war Legendary unter der Führung von Thomas Tull vor allem für die Umsetzung von DC-Filmen wie „The Dark Knight“, „Watchmen“ oder „Man Of Steel“ verantwortlich. Könnten die zukünftigen Werke des DCEU also wieder von Legendary produziert werden und müssen wir Einflüsse aus Fernost bei den Abenteuern von Batman, Superman und Co. erwarten? Noch ist nichts in trockenen Tüchern, doch der Wechsel von „Detective Pikachu“ könnte ein erster wegweisender Schritt sein.