Auf dem weitläufigen „Aquaman“-Set im Surferparadies Gold Coast in Australien hat Warner extra ein Pressezelt aufbauen lassen, in dem die anwesenden Journalisten aus aller Welt zwischendurch auf Stühlen Platz nehmen und via Monitor entspannt die Dreharbeiten überall auf dem Gelände verfolgen können. Dort finden auch die Interviews mit Mera-Darstellerin Amber Heard, Produzent Peter Safran und Regisseur James Wan statt, doch für Titelheld und Wassermann Jason Momoa wäre ein Interview im Pressezelt wohl viel zu gewöhnlich. So können wir dann direkt auf dem riesigen Set der italienischen Kleinstadt Erice mit dem Aquaman-Darsteller sprechen, der zwischen den einzelnen Takes immer wieder zu uns rübergeschlendert kommt.
FILMSTARTS: Wie würdest du Aquaman beschreiben?
Jason Momoa: Zack Snyder hatte ursprünglich die Idee, die Figur anders darzustellen als in den Comics, was ja auch mit mir als Darsteller gar nicht gegangen wäre, mit den Tattoos und allem. Also wurde der Charakter zu einem schroffen Außenseiter, etwa so wie Wolverine. Er lebt ganz alleine, will keine Hilfe. Er befindet sich im wahrsten Sinne des Wortes zwischen zwei Welten, in den Gezeiten, er wird weder an Land noch unter Wasser akzeptiert, bis er in „Justice League“ schließlich zur Tat schreiten muss. Und in „Aquaman“ erzählen wir seine Vorgeschichte, bevor die Handlung dann nach „Justice League“ wiedereinsetzt.
FILMSTARTS: Was gefällt dir an deiner Figur?
Jason Momoa: Er wurde zum Beispiel von einem Vater aus der Arbeiterklasse aufgezogen und er hat sein ganzes Leben lang auf Schiffen gearbeitet. Er hat eine Menge Leute gerettet, aber auch viele verloren. Er trinkt. Er hat diese Kräfte, die er einsetzen könnte, um Menschen zu retten, aber er hilft lieber ihnen als sich selbst. Er hat einfach eine Menge durchgemacht, bis er Mera trifft und es Zeit für ihn ist, König zu werden.
FILMSTARTS: Wie verhält sich Aquaman zu den anderen Rollen, die du in deiner Karriere gespielt hast? Ist es deine größte Rolle?
Jason Momoa: Es ist sicherlich so etwas wie der Höhepunkt meiner Karriere. Ich glaube, ich habe noch nichts gemacht, was so viel Wert auf Charakter gelegt hat. Ich darf Wörter sagen und sogar ganze Sätze formen. Es ist auf jeden Fall die größte Herausforderung meiner Karriere, die körperlich anstrengendste Rolle davor war „Conan“ und „Aquaman“ stellt das locker in den Schatten, es gibt längere Actionszenen und aufwändigere Kampfchoreographien.
FILMSTARTS: Die Szenen, an denen ihr gerade dreht, scheinen wirklich lustig zu sein, die Chemie und das Geplänkel zwischen dir und Amber Heard scheint zu stimmen…
Jason Momoa: Ja, das ist ziemlich lustig. Die meisten Leute wissen ja nicht, dass ich auch lächeln kann. Ich bin nur der Typ, der andere Typen tötet.
FILMSTARTS: Wie war die Arbeit mit Amber bislang?
Jason Momoa: Sie ist eine echte Augenweide, das kann ich euch verraten. Aber es hilft natürlich auch, dass sie wirklich lustig und charmant ist. Wir haben viel Spaß. Es ist mühelos und wir müssen gar nicht so viel spielen, weil wir uns auch einfach mal nur anschauen können und dann beide anfangen zu kichern. Manchmal hat man das Glück und manchmal nicht.
FILMSTARTS: Hast du dich an Aquaman angepasst oder wurde Aquaman mehr an dich angepasst?
Jason Momoa: Es gibt auf jeden Fall eine Menge Entwicklung. Dabei mussten wir auch auf „Justice League“ achten, wo meine Figur noch sehr schroff und abweisend ist, und wir waren gezwungen, uns zu überlegen, wie wir das in „Aquaman“ angehen, so dass er ein bisschen aus sich herauskommt. In dieser Hinsicht entspricht die Figur dann tatsächlich auch mehr mir, ich bin auch eher extravagant und fantastisch.
FILMSTARTS: Welche Unterschiede gibt es zwischen der Arbeit an „Justice League“ und dem Dreh hier?
Jason Momoa: Die beiden Filme sind schwer zu vergleichen. „Justice League“ ist ja ein Film über ein Superheldenteam und das hier ist eine reine Origin-Story. Ich werde in der Sahara sein, ich werde hier in Erice sein, an fantastischen Stränden und dann natürlich noch unter dem Meer und ich glaube nicht, dass es solche Unterwasserszenen irgendwann schon zu sehen gab. Das ist fast so etwas wie „Star Wars“ unter Wasser. „Aquaman“ wird ein spaßiges Action-Abenteuer, das den Zuschauer auf eine Reise von einem exotischen Ort zum nächsten mitnimmt, so wie „Indiana Jones“.
FILMSTARTS: Wir nähern uns einem Punkt, an dem das Publikum von Superheldenfilmen übersättigt ist. Was macht „Aquaman“ so besonders?
Hier wird Jason Momoa erstmals zurück vor die Kamera gerufen. Als er nach dem Take wieder zurückkommt, stellen wir die angefangene Frage noch einmal.
Jason Momoa: Da gibt es eine Menge Dinge. Zum einen wäre da seine Herkunft, er ist halb Atlanter und halb Mensch, was für mich als Halb-Hawaiianer ziemlich cool ist. Es ist eher selten, dass ein Superheld weder weiß noch schwarz ist oder dass die Meeresgötter in einem Superheldenfilm gefeiert werden. Außerdem gibt es bei Aquaman noch jede Menge Comicgeschichten, die wir noch nicht gesehen haben, mit spannenden Figuren, die spaßige Abenteuer erleben. Wir haben Batman gesehen, wir haben Superman gesehen, aber ich habe noch nicht viele Geschichten von solchen Leuten wie Aquaman gesehen, die mit einer gewissen Macht geboren wurden, aber sie nicht haben wollen. Ich finde einfach diese Geschichte von einem Mann, der König wird, großartig. Das ist auch eine schöne Charakterentwicklung für meine Figur von „Justice League“ bis „Aquaman“. Und es gibt auch noch eine Menge, was Aquaman alias Arthur Curry wird durchmachen müssen, sogar wenn er dann König ist. Das war mir auch nicht bewusst, aber es ist großartig. Hoffentlich werden wir das in zukünftigen Filmen sehen.
FILMSTARTS: Wir haben schon ein paar Mal gehört, dass „Aquaman“ zu einem großen Teil unter Wasser spielt, aber ihr dreht offensichtlich nicht unter Wasser. War diese Art zu drehen besonders herausfordernd?
Jason Momoa: Ja, allerdings. Als wir damals „Batman V Superman“ gedreht haben, fanden die Dreharbeiten noch in einem Tank statt. Ich kann meinen Atem wirklich lange anhalten, aber das macht keinen Unterschied, weil es immer jemanden gibt, der ein paar Blasen produziert und es ergibt auch einfach keinen Sinn: Man kann sich nicht bewegen, kann nicht kämpfen. Deswegen hat sich wohl auch so lange niemand an „Aquaman“ gewagt. Das Endresultat ist auf jeden Fall ziemlich beeindruckend.
FILMSTARTS: Was kannst du uns über James Wan sagen?
Jason Momoa: Er ist sehr attraktiv und ich mag ihn sehr. Nein, Quatsch. In welcher Hinsicht? Als Mensch? Als Regisseur?
FILMSTARTS: Wie war die Arbeit mit ihm?
Jason Momoa: Sie war phänomenal. Habt ihr die Waffen gesehen? Die ganzen Designs? Alles, was er sich ausgedacht hat? Er ist besessen von dieser Welt. Ich glaube nicht, dass es irgendjemanden gibt, der diesen Film sonst machen könnte. Er ist einfach super leidenschaftlich und perfektionistisch. Er motiviert mich und alle anderen jeden Tag aufs Neue, an unser Äußerstes zu gehen und ich vertraue ihm in jeder Hinsicht. Jeder ist mal eingeschüchtert oder gestresst, aber hier herrscht einfach eine nette Familienatmosphäre. Davon könnt ihr euch ja auch gerade einen Eindruck verschaffen. Fühlt sich gut an, oder?
FILMSTARTS: Inwiefern hilft dir dein Körperbau, wenn du für die Unterwasserszenen an Drahtseilen hängst?
Jason Momoa: Für „Justice League“ hatte ich nicht viel Zeit zu trainieren und das war wirklich ungünstig, weil man seinen Körper die ganze Zeit auf eine bestimmte Weise halten muss. Das Seltsamste daran ist eigentlich, dass man sich beim Dreh vor Augen halten muss, dass man sich unter Wasser bewegt und man sich daher auf ganz bestimmte Weise bewegen muss.
Momoa wird wieder vor die Kamera gerufen. Er verabschiedet sich mit den Worten: „Ich muss mal noch eben schnell diesen Film zu Ende drehen. Bin gleich zurück…“
FILMSTARTS: Peter Safran meinte uns gegenüber, dass die Leute nach Kinostart von „Aquaman“ nur noch dein Bild im Kopf haben werden. Würdest du das auch unterschreiben?
Jason Momoa: Das ist der Plan! Ich habe bisher noch kein fertiges Material gesehen, aber als ich damals auf der Comic-Con den „Justice League“-Trailer gesehen hab, dachte ich: „Scheiße, das ist ‚Aquaman‘!“.
FILMSTARTS: Man hat uns auch verraten, dass es einige Momente geben wird, in denen ihr euch über Aquamans Comic-Image lustig macht…
Jason Momoa: Ich glaube, es ist James ein großes Bedürfnis, das anzusprechen. Er hat sich dazu überlegt, dass ich mich selbst über diese ganzen Sachen lustig machen sollte, anstatt dass sich Leute über mich lustig machen. Und das ist gut so: Als wir damals das Drehbuch in die Hand genommen haben, hat uns sofort fasziniert, dass er denkt, dass die Atlanter seine Mutter getötet haben, und er sie deswegen hasst, nur dass sich später rausstellt, dass sie noch am Leben ist. Es ist einfach eine schöne Geschichte. Temuera Morrison ist seit „Die letzte Kriegerin“ einer meiner Lieblingsschauspieler und ich wollte ihn unbedingt als meinen Vater dabeihaben.
An dieser Stelle wird Momoa erneut zurück vor die Kamera gerufen. „Sag ihnen, sie sollen warten“, ruft er noch, läuft dann aber doch schnell zurück.
FILMSTARTS: An welchen Comics habt ihr euch für „Aquaman“ orientiert?
Jason Momoa: Das ist ja bei diesen Comicverfilmungen immer ein Problem, es gibt so viel Material, das man respektieren muss. Also muss man bestimmte Sachen auswählen und ich finde, dass James dabei gute Arbeit geleistet hat, eine neue Generation für die Comicvorlage zu begeistern.
FILMSTARTS: Wir waren vorhin in der Kostümabteilung und es sieht fast so aus, als würdest du zumindest teilweise das klassische Aquaman-Kostüm tragen. Durftest du es schon anprobieren?
Jason Momoa: Ich habe das Kostüm bisher noch nicht mal gesehen. Die wollen es mir einfach nicht zeigen! Ich sehe aber auch generell die Kostüme und Sets lieber zum ersten Mal vor der Kamera. Ich bin leicht zu begeistern und ich verwende diese Emotionen gerne. Ich bin schließlich in Iowa aufgewachsen und im Vergleich dazu ist einfach alles toll. Ich will nicht die Kostüme der Bösewichte oder der anderen vorher schon sehen, das macht es nur schwieriger für mich.
FILMSTARTS: Was war der interessanteste Kommentar, den du über deine Verpflichtung als Aquaman gelesen hast?
Jason Momoa: Wisst ihr, ich durfte etwa vier Jahre lang nichts sagen, nachdem ich gecastet wurde. Ich musste es ewig immer wieder abstreiten. Und als es dann rausgekommen ist, war meine Reaktion eher so „Yay“. Das war wirklich schwierig für mich. Wenn ich meiner Frau zwei Wochen vor ihrem Geburtstag ein Geschenk kaufe, dann muss sie das eigentlich sofort auspacken. Ich kann überhaupt keine Geheimnisse für mich behalten. Dass ich es also vier Jahre geschafft habe, ist echt beeindruckend, finde ich. Ich bin in irgendwelchen Talkshows gewesen und sie meinten zu mir „Du bist Aquaman, gib es doch endlich zu“ und ich musste es verneinen. Ich habe sogar einem Reporter versprochen, dass er mir ins Gesicht schlagen darf, wenn ich wirklich Aquaman bin. Das steht mir also auch noch irgendwann bevor (und mittlerweile hat er seine Ehrenschuld eingelöst). Also was die Kommentare betrifft: Es gab gute und schlechte und ich lese eigentlich nie welche über mich. Scheint so, als fänden mich viele Leute gut und die anderen sollen erst mal warten, bis der Film rauskommt.
FILMSTARTS: Egal ob bei „Justice League“ oder hier bei „Aquaman“: Gibt es auf so einem Set irgendetwas, das du als Inspiration für deinen nächsten Film mitnehmen kannst?
Jason Momoa: Mein nächster Film wird ja natürlich wieder ganz anders sein als dieser hier, ich werde auf ganz anderen Sets unterwegs sein. Aber die verschiedenen Künstler, die ich hier getroffen habe, haben natürlich einen Eindruck hinterlassen. Man kann eine Menge von ihnen lernen.
Schon in den vergangenen Tagen gab es hier auf FILMSTARTS jede Menge Informationen zu „Aquaman“. Unsere Interviews mit Amber Heard, Peter Safran und James Wan sind bereits online und in unserem großen Setbericht erfahrt ihr, warum wir uns nun noch mehr auf das kommende DC-Abenteuer freuen. Nachfolgend könnt ihr euch den brandneuen Trailer zu „Aquaman“ anschauen: