Das Pech, das „Brazil“- und „Fear And Loathing In Las Vegas“-Regisseur Terry Gilliam während der Dreharbeiten zu seinem neuesten Film „The Man Who Killed Don Quixote“ hatte, ist normalerweise sogar für ein ganzes Filmemacher-Leben zu viel: Erstmals versammelte Gilliam im Jahr 2000 einen Cast, um die Abenteuer-Groteske zu drehen, doch aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten, Krankheiten und Wetterkapriolen landete das Projekt schließlich in der Produktionshölle und verweilte dort, bis es dem mittlerweile 77-jährigen Regisseur 2017 tatsächlich noch gelang, das Sisyphos-Projekt zu vollenden. Doch nach der Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes folgte schon die nächste Hiobsbotschaft: Gilliam verlor nach jahrelangem Streit mit Produzent Paulo Branco sämtliche Rechte an „The Man Who Killed Don Quixote“, weshalb nun unter anderem auch der deutsche Kinostart in Gefahr ist.
Im Interview verriet Gilliam uns in Cannes, dass er nach dem ewigen Hin und Her zwar weiterhin Filme machen wolle, jedoch noch keine Pläne dafür habe. Das scheint sich nun geändert zu haben: Auf dem Brussels International Film Festival schloss der Regisseur einen Vortrag mit den Worten ab, dass er als nächstes eine Adaption des Romans „Mr. Vertigo“ (1994) von Paul Auster in Angriff nehmen wolle. Die Hauptrolle in der Literaturverfilmung, über die er schon 2011 erstmals sprach, soll Ralph Fiennes („Schindlers Liste“, „Harry Potter“) übernehmen.
Darum geht es in "Mr. Vertigo"
Im Mittelpunkt von Paul Austers „Mr. Vertigo“ steht ein Waisenjunge in den 1920er Jahren, der in einem Zirkus von seinem Lehrmeister Yehudi die Kunst des Schwebens erlernt. Doch weil er das bereits im Alter von zwölf Jahren perfekt beherrscht und damit die Zirkusbesucher in Staunen versetzt, wartet auch danach noch ein aufregendes Leben auf ihn: Unter anderem arbeitet er als Barbesitzer und Waschsalonmanager, wird zum Gangster in Chicago und erlebt den Börsenkrach, die Prohibition sowie die Verbrechen des Ku-Klu-Klan.
Hört sich auf jeden Fall nach einer faszinierenden Geschichte an, die wie für die große Leinwand geschaffen ist. Allerdings kann es sein, dass wir uns noch eine ganze Weile gedulden müssen, bis wir „Mr. Vertigo“ zu sehen bekommen, falls es denn überhaupt dazu kommt: Abgesehen von Gilliams Historie mit „The Man Who Killed Don Quixote“ betonte er in Brüssel auch, dass er seine Pläne für „Mr. Vertigo“ bei den Filmfestspielen in Cannes gepitcht habe, allerdings kein Deal zustande kam. Doch das muss bisher noch nichts heißen, denn wie wir in den vergangenen 20 Jahren gelernt haben, gibt ein Terry Gilliam niemals auf.