„Game Of Thrones“-Fans haben seit der Ankündigung, dass an fünf Spin-off-Ideen zum HBO-Hit gearbeitet wird, fleißig spekuliert, worum es in den möglichen neuen Serien gehen könnte. Nun wurde tatsächlich eine der Prequel-Serien bestellt, zumindest erst einmal eine Pilotfolge. Eine andere der fünf Ideen ist derweil schon gestorben, wie George R. R. Martin erklärte.
Im Zuge der Ankündigung des ersten Ablegers gab es dann auch gleich schon erste vage Infos zum Inhalt der neuen Serie von „Kick-Ass“-Autorin Jane Goldman, die das Projekt gemeinsam mit Martin entwickelte. Und die wichtigste Info ist, dass die Geschichte Jahrtausende vor der aktuellen „Game Of Thrones“-Handlung angesiedelt sein wird – wie Martin später konkretisierte, sollen es um die zehntausend Jahre sein.
Damit sind zumindest für die erste Prequel-Serie schon einige Fan-Wünsche vom Tisch. Rein wegen der zeitlichen Einordnung wird es um folgende Ereignisse in und um Westeros also NICHT gehen:
- Robert Baratheons Rebellion
- Tales of Dunk & Egg (im Deutschen „Der Heckenritter von Westeros“, ein Buch von Martin)
- Die Geschichte von Jon Snows Eltern
Auch wenn wir über die angekündigte Prequel-Serie noch sehr wenig wissen, gibt es immerhin schon zwei Aussagen dazu – eine offizielle von HBO und eine spekulative des beteiligten George R. R. Martin. Und weil diese doch sehr kurz und auch etwas kryptisch sind, geben wir auch im Folgenden einen Überblick über deren Bedeutung. Zunächst aber noch einmal die Infos:
HBO: „Tausende von Jahren vor ‚Game Of Thrones‘ angesiedelt, ist die Serie eine Chronik des Abstiegs der Welt vom goldenen Zeitalter der Helden bis zu ihrer dunkelsten Stunde. Und nur eines ist sicher: Von den erschreckenden Geheimnissen der Geschichte von Westeros bis zu dem wahren Ursprung der Weißen Wanderer, von den Mysterien des Ostens zu den Starks aus den Legenden... es ist nicht die Geschichte, die wir zu kennen glauben.“
George R.R. Martin: „Hier hat das PRE in Prequel wirklich Bedeutung, denn sie [die Serie] ist nicht einfach nur 90 Jahre vor ‚Game Of Thrones‘ angesiedelt (wie ‚Dunk & Egg‘), oder ein paar Hundert Jahre, sondern eher 10.000 Jahre (naja, zumindest wenn man davon ausgeht, dass die mündlichen Überlieferungen über die ersten Menschen akkurat sind, es gibt da Maester der Zitadelle, die darauf bestehen, dass es nur halb so lange gewesen ist). […] Mein Vorschlag [für den Titel] wäre ‚The Long Night‘, was schon alles sagt, aber ich wäre überrascht, wenn es am Ende wirklich dieser Titel wird. Sehr wahrscheinlich wird HBO ‚Game Of Thrones‘ irgendwo einbauen wollen. Wir werden es früher oder später wissen.“
Das Zeitalter der Helden
Das „Age Of Heroes“, wie es im Original heißt, ist mehrere Tausend Jahre vor den Ereignissen von „Game Of Thrones“ angesiedelt und benennt eine Zeit, kurz nachdem die Ersten Menschen (im Original: First Man) einen Pakt mit den Kindern des Waldes (Children Of The Forest) geschlossen hatten. Wir erinnern uns: Die magischen kleinen Geschöpfe und die Menschen bekriegten sich lange Zeit, zu ihrem Schutz erschufen die Kinder des Waldes die Weißen Wanderer – so zumindest die Legende, wie wir sie in der HBO-Serie gesehen haben. Doch das HBO-Statement deutet ja an, dass das nicht die Wahrheit sein könnte.
Im Zeitalter der Helden lebten die Ersten Menschen und die Kinder des Waldes dann in Frieden und in dieser Zeit liegen auch die Wurzeln der späteren Sieben Königslande (der Norden, das Grüne Tal von Arryn, die Eiseninseln, die Westlande, die Weite, die Sturmlande und Dorne). Diese Epoche soll etwa 4000 Jahre angedauert haben – ein weites erzählerisches Feld also.
Die Starks aus den Legenden: Brandon der Erbauer
Einer der Helden aus dieser Zeit ist ein berühmter Stark – einer aus den Legenden, von denen wir auch schon in „Game Of Thrones“ gehört haben. Brandon Stark war einer der sogenannten Ersten Menschen und wird „Brandon der Erbauer“ bzw. im Original „Brandon The Builder“ genannt. Bran (Isaac Hempstead-Wright) aus „Game Of Thrones“ heißt mit vollem Namen ebenfalls Brandon Stark, denn er wurde nach seinem berühmten Vorfahren benannt.
Was Brandon gebaut hat? Den Legenden nach den Stark-Wohnsitz Winterfell und vor allem auch die Große Mauer im Norden. Brandon Stark gilt als Gründer des Hauses Stark und erster König des Nordens, und von ihm in der Prequel-Serie zu erzählen, würde wahrscheinlich viele Fans der Mutterserie abholen. Denn auch wenn es in „Game Of Thrones“ natürlich um viele Häuser geht und gerade auch die Targaryens durch Daenerys und ihre Drachen stark im Vordergrund stehen: Eine besondere Bindung baut man als Zuschauer zu den Starks auf, deren früheres Oberhaupt Ned Stark einen in der ersten Staffel überhaupt erst auf die große Abenteuerreise mitnimmt und deren Sprösslinge, und seien sie noch so in alle Winde verstreut, immer wieder den erzählerischen und emotionalen Faden für die Handlung bilden.
Weitere Helden des Goldenen Zeitalters sind unter anderem Lann the Clever, Gründer des Hauses Lannister, Durran Godsgrief, Gründer des Hauses Durrandon, das vor den Baratheons in den Sturmlanden herrschte, der Grey King der Eiseninseln – und natürlich Azor Ahai!
Wer ist Azor Ahai?
Von ihm hört man ihn „Game Of Thrones“ ziemlich viel, denn die Rote Priesterin Melisandre nennt seinen Namen sehr oft. Von ihm soll es in „Game Of Thrones“ eine Reinkarnation geben und er soll die Welt vor den Weißen Wanderern retten, so wie er schon einmal tat. Mit seinem Schwert Lichtbringer (Lighbringer) kämpfte er in der Zeit der Helden gegen die Dunkelheit, die die ganze Welt zu verschlucken drohte... Womöglich sehen wir also den Kampf dieses Azor Ahais.
Die dunkelste Stunde: "The Long Night"
Apropos Dunkelheit: Was HBO die dunkelste Stunde der Welt nennt, könnte die „Lange Nacht“, also im Original „The Long Night“ sein, von der George R. R. Martin spricht. Seiner Aussage nach wird dieses Thema die Serie so sehr dominieren, dass er sie am liebsten sogar so nennen würde. Wie man bereits aus „Game Of Thrones“ weiß, gibt es in Westeros unterschiedlich lange Winter – ein besonders langer steht dort gerade bevor, „Winter Is Coming“. Die „lange Nacht“ ist ein Winter während des Zeitalters der Helden, der eine Generation lang dauerte.
In dieser Zeit marschierten die Weißen Wanderer in Westeros ein und es brach ein Krieg zwischen ihnen, den Menschen und den Kindern des Waldes aus. Letztere wurden stark dezimiert und erholten sich nie wirklich von diesem Krieg. In „Game Of Thrones“ ist dieser lange Winter nur noch eine Legende, schließlich glauben die Menschen in dieser Zeit nicht mehr an die Weißen Wanderer und den Nachtkönig und müssen erst nach und nach schmerzlich eines Besseren belehrt werden.
Woher kommen die Weißen Wanderer?
In der Beschreibung von HBO ist von dem „wahren Ursprung“ der White Walkers, wie sie im Original heißen, die Rede. Ob das bedeutet, dass die Geschichte über ihren Ursprung, den wir in „Game Of Thrones“ erfahren haben, wie bereits kurz erwähnt als Lüge aufgedeckt wird, oder ob die Geschichte ihrer Entstehung und ihrer Beziehung zu den Kindern des Waldes und den Ersten Menschen einfach nur vertieft wird, bleibt noch abzuwarten.
Klar dürfte jedoch sein, dass wenn wir etwas über die Weißen Wanderer erfahren, wir auch den Nachtkönig (Night King) wiedersehen – er dürfte somit die einzige Figur sein, die in beiden Serien persönlich vorkommt. Schließlich wurde der Nachtkönig vor etwa zehntausend Jahren erschaffen, als die Kinder des Waldes hofften, dadurch eine Art Waffe gegen die Menschen zu haben – und letztendlich ihren eigenen Untergang hervorriefen. In der Prequel-Serie könnten wir nun zum Beispiel erfahren, wer der Nachtkönig zuvor als Mensch war oder wie er nach seiner Verwandlung die Weißen Wanderer um sich scharte.
Was den Nachtkönig betrifft: Hier unterscheiden sich die bisher bekannten Informationen über dessen Entstehung in Martins Romanen und in der HBO-Serie. Wir gehen in erster Linie von den Ereignissen aus der Serie aus. Ob die Kinder des Waldes als ersten Weißen Wanderer tatsächlich bereits den Nachtkönig erschaffen haben, wird nicht ganz klar, aber der Schauspieler in der Szene und der des Nachtkönigs ist derselbe, nämlich Vladimir Furdik (zuvor wurde der Nachtkönig auch noch von Richard Brake gespielt).
Die Mysterien des Ostens
Die Erwähnung der Mysterien des Ostens schließt den Kreis zu Azor Ahai – denn die Legende um ihn hat ihren Ursprung in Asshai, einer Stadt im Osten von Essos und somit am östlichsten Rand der den Westerosi bekannten Welt. Asshai ist ein geheimnisvoller Ort, an dem sich bis in die Zeit von „Game Of Thrones“ hin noch das Praktizieren von Magie gehalten hat, und es ist auch die Heimat der uns bereits bekannten Roten Priesterin Melisandre – und die Heimat von Daenerys‘ Drachen, zumindest kamen die drei Dracheneier aus der dortigen Region. Und hier hat die Religion des Herrn des Lichts (Lord Of Light) ihren Ursprung, über diese könnten wir also auch wesentlich mehr erfahren.
Im Osten, also auf dem Kontinent Essos, liegt aber auch Valyria – eine Stadt, die zu Zeiten von „Game Of Thrones“ bereits zerstört ist, vor zehntausend Jahren aber in ihrer vollen Blüte stand, auch wenn es noch nicht das große Weltreich war, das es später werden sollte. Dort hat die Targaryen-Dynastie ihren Ursprung, womit in der Prequel-Serie also auch die Targaryens und somit auch Drachen vorkommen könnten. Da Valyrischer Stahl eines der wenigen Werkzeuge ist, mit dem man Weiße Wanderer vernichten kann, könnte die Lange Nacht mit ihrer Invasion der Untoten der Anlass für dessen Erfindung und erste Herstellung sein, und den Bogen von Westeros nach Essos schlagen.
Die lange Nacht, die Entstehung der Weißen Wanderer, die Anfänge des Hauses Stark, der Bau der Mauer und die Legende von Azor Ahai – die Prequel-Serie gibt uns anscheinend eine ausführliche Darstellung vieler Ereignisse, von denen wir bislang nur gehört haben.