Sheldon Cooper ist genau wie die Serie „The Big Bang Theory“, der die Figur entsprungen ist, ein weltweites Phänomen und mit „Young Sheldon“ gibt es bekanntlich sogar ein Spin-off über die jungen Jahre des Wunderkindes. Eine Staffel ist auch hierzulande schon komplett gelaufen, die zweite wird derzeit in den USA ausgestrahlt. Zum Cast gehören neben Hauptdarsteller Iain Armitage, Zoe Perry als Mutter Mary und Raegan Revord als Sheldons Schwester Missy auch Lance Barber als Vater George und Montana Jordan als Sheldons älterer Bruder Georgie sein.
Mit Lance und Montana konnten wir uns von FILMSTARTS auf einen gemütlichen Plausch treffen und haben mit ihnen über ihre Erfahrungen bei der ersten Staffel „Young Sheldon“ gesprochen.
FILMSTARTS: Die erste Staffel habt ihr erfolgreich hinter euch gebracht – gibt es einen besonderen Moment, an den ihr euch gerne zurückerinnert?
Lance Barber: Es gibt einfach so viele, jeder einzelne Moment war einfach magisch!
Montana Jordan: Alles war einfach toll, aber es gibt eine Sache, die ich gerne vergessen würde: In der Pilotfolge musste ich vor der Kamera so viel essen. Puh!
Lance Barber: Wir mussten wirklich viel zu uns nehmen, wenn wir vor der Kamera am Esstisch saßen. Und einige von uns hatten halt noch nicht gelernt, sich das gut einzuteilen und deshalb haben sie bei jeder neuen Aufnahme Vollgas gegeben.
FILMSTARTS: Lance, du spielst ja nicht nur einen Vater, sondern bist ja selbst einer. Konntest du deine Fähigkeiten als Papa einsetzen, um mit den Kindern am Set fertig zu werden?
Lance Barber: Da bin ich nicht drum herumgekommen und Zoe auch nicht, obwohl sie keine Kinder hat. Sie hat allerdings Geschwister, die sehr viel jünger sind als sie, daher ist sie wie eine Mutter. Für Iain und Raegan, die jeweils neun und zehn Jahre alt sind, waren unsere Erfahrungen mit Kindern auch ganz hilfreich. Aber was Montana angeht: Dieser junge Gentleman hier ist einfach professionell und es macht Spaß, in seiner Gesellschaft zu sein. Da gab es dann auch nicht viel mehr zu sagen als „Hallo“ am Morgen oder „Gute Arbeit“. Die anderen sind aber auch besonders für ihr junges Alter sehr talentiert und erwachsen.
Keine Ahnung von Stars
FILMSTARTS: Ihr habt alle so eine tolle Chemie miteinander. Könnt ihr uns ein wenig erzählen, wie man diese vor der Kamera entstehen lässt?
Lance Barber: Nun, wir sind jedenfalls nicht gemeinsam zu Disneyland gefahren, um uns gegenseitig kennenzulernen. Deshalb muss an der Stelle Jon Favreau erwähnt werden, der Regisseur der Pilotfolge. Wir hatten bei den Dreharbeiten zur ersten Episode mehr Zeit als bei allen anderen Folgen, die uns Jon extra eingeräumt hat und manchmal hat er einfach die Tür hinter sich geschlossen und uns dann gesagt: „Alles klar, lasst uns einander besser kennenlernen und unseren Arbeitsrhythmus finden.“ Das war wirklich sehr hilfreich. Direkt am Set hatten wir natürlich auch viel Zeit miteinander und besonders zwischen einzelnen Takes gab es viele Gelegenheiten, unsere Beziehungen und unsere eigene Dynamik zu entwickeln, die sich dann auch im Fernsehen zeigt.
FILMSTARTS: Welchen Star würdet ihr euch für eine Gastrolle in „Young Sheldon“ wünschen?
Lance Barber: Bislang hatten wir echt Glück mit jedem, der da war und wir sollten einfach jeden zu uns holen, den wir kriegen können...
Montana Jordan: Mhm...
Lance Barber: Der Junge hier kennt doch gar keinen, er guckt kein Fernsehen und hat ganz andere Interessen, was ich sehr respektiere. Du machst dir echt nichts draus, oder?
Montana Jordan: Nö.
Lance Barber: Er ist einfach in diese ganze Schauspielsache reingestolpert und hat es einfach richtig gut gemacht. Aber du wusstest halt nicht, wer Wallace Shawn ist, der bei uns Dr. John Sturgis spielt, und kennst auch andere nicht, die bei uns waren. Du hast dich immer nur gefragt: „Wer ist das?“ Aber das liebe ich so an Montana, dem ist das alles egal und er will nur seinen Job machen und das tun, was er mag.
FILMSTARTS: Montana, Lance hat gerade erwähnt, dass du noch viele andere Interessen hast. Könntest du dir vorstellen, für den Rest deines Lebens zu schauspielern oder hast du noch andere Träume?
Montana Jordan: Ich denke, ich werde auch weiterhin schauspielern, weil es einfach toll ist. Aber gleichzeitig fänd ich es auch nicht so schlimm, wenn ich es in Zukunft nicht mehr täte. Wenn sich eine passende Rolle anbietet, dann nehme ich sie, aber wenn es nicht klappt, ist es auch ok. Aber schauspielern gefällt mir, vor allem mit diesen tollen Co-Stars (Montana klopft Lance Barber bei der letzten Aussage kräftig auf die Schulter).
Lance Barber: Er macht ja auch selbst einige ziemlich interessante Sachen. Er schreibt zum Beispiel auch und einige seiner Einfälle wurden auch für „Young Sheldon“ genutzt. Er hat eine Menge Talente, von denen er selbst nicht einmal was weiß. Aber er ist zum Beispiel ein ziemlich guter Tischler. Der Junge kann wirklich mit Holz arbeiten und außerdem bist du ein Motorrad- und BMX-Fahrer. Montana ist ein Universalgenie, das auch nicht durch die Tücken des Showgeschäfts belastet wird.
Lance als Dragqueen
FILMSTARTS: Wenn ihr mit einem eurer Co-Stars tauschen könntet, wen würdet ihr bei „Young Sheldon“ spielen wollen?
Lance Barber: Interessante Frage! Wen würdest du nehmen, Montana?
Montana Jordan: Puh, ich hab keine Ahnung...
FILMSTARTS: Ich kann euch ja sagen, was die anderen verraten haben. Iain erzählte, er würde gerne entweder Missy oder Mary spielen...
Montana Jordan: Echt?
FILMSTARTS: ...und die wiederum meinten, sie würden sich gegenseitig spielen wollen.
Lance Barber: Also ich würde liebend gerne [Sheldons Oma] Meemaw spielen! (An der Stelle bricht allgemeines Gelächter aus, denn mit dieser Antwort hat wohl keiner gerechnet, auch nicht Montana.) Ich kann mir mich einfach sehr gut als freche Südstaaten-Lady vorstellen. Wie meine Figur George in der Serie kenne auch ich Frauen wie Meemaw und ich denke, sie ist urkomisch und auch im wahren Leben sind Frauen wie sie ziemlich lustig. Ich hab da einfach meinen eigenen Blickwinkel und ihr könnt euch mich ruhig wie eine Dragqueen gekleidet vorstellen – ich glaube, das wäre phänomenal!
Montana Jordan: Ich denke, Missy zu spielen wäre ziemlich cool, weil sie und Georgie einige Dinge gemeinsam haben, sie geben zum Beispiel gerne Widerworte.
Es geht ohne "Big Bang"
FILMSTARTS: Gibt es Charaktereigenschaften eurer Figuren, die ihr nicht mögt und die euch deshalb Schwierigkeiten bereiten?
Lance Barber: Als Schauspieler lieben wir es einfach, alle Facetten einer Figur zu spielen und das bezieht auch ihre Fehler mit ein. Dadurch kann man auch erst einen Bezug zu ihnen herstellen, schließlich ist niemand perfekt und jeder ist menschlich. Das rundet die Figuren auch erst ab und es macht dann mehr Spaß, in die Rollen zu schlüpfen. Ich mag es, dass George ein kleines Alkoholproblem, Schwierigkeiten mit seinem Temperament oder mit seiner fehlenden Bildung hat.
Montana Jordan: Ich mag es einfach, dass Georgie sein Zimmer nie aufräumt, denn genau so bin ich im wahren Leben!
FILMSTARTS: Die Szenen zwischen Sheldon und George sind hingegen oft auch sehr emotional. „Young Sheldon“ ist ja eigentlich eine Comedyserie und trotzdem kann man hin und wieder eine Träne verdrücken.
Lance Barber: Diese Momente gehören zu meinen Lieblingsszenen in der Serie. Ich finde „Young Sheldon“ hat eine Menge Herz und diese Szenen existieren ja innerhalb eines komödiantischen Kontextes, was meines Erachtens die Erfolgsformel der Sendung ist. Ich glaube, es hätte nicht funktioniert, wenn es wieder eine Sitcom mit Publikumslachen auf der Tonspur geworden wäre. Es ein brillanter Zug der Macher, dass das Spin-off etwas ganz anderes geworden ist.
FILMSTARTS: Ist „The Big Bang Theory“ trotzdem sehr zu spüren bei der Produktion von „Young Sheldon“? Oder schafft ihr es, euch von dem Umstand zu befreien, dass eure Serie so eng im Verhältnis mit einer anderen steht?
Lance Barber: Ich glaube, das können wir jetzt noch nicht beantworten. Ich habe allerdings schon oft gehört, dass viele Leute „Big Bang“ nie gesehen haben, unsere Serie jedoch lieben und ich denke, dass die Macher die Absicht und die Hoffnung hatten, dass „Young Sheldon“ als eigenständiger Titel wahrgenommen wird. Natürlich ist die Serie aus offensichtlichen Gründen eine, die besonders „Big Bang“-Fans anspricht, und dieser Aspekt spielte auch eine Rolle bei der Entstehung von „Young Sheldon“, schließlich handelt es sich bei dem Titelhelden ja um eine weltweit beliebte Figur. Aber es gibt eben auch viele Zuschauer, die haben von „Big Bang“ keine Ahnung und mögen „Sheldon“ trotzdem. Es ist eine Sendung für die ganze Familie und für jeden leicht zugänglich, wie ich finde. Ganz gleich, ob man Vorwissen mitbringt oder nicht.
Die guten alten 80er
FILMSTARTS: „Young Sheldon“ spielt ja in den 80ern – gibt es etwas aus dieser Zeit, das ihr heute noch gerne hättet?
Montana Jordan: Ich habe herausgefunden, was ein Walkman ist. Die waren echt cool! Man drückt einfach einen Knopf und das Ding fängt an zu spielen.
Lance Barber: Man nennt es eine Kassette. Aber die Kids von heute kennen das ja alles gar nicht mehr, auch nicht zum Beispiel wie man den Bleistift benutzt, um eine Kassette von Hand zurückzuspulen. Von all diesen Dingen gibt es am Set ja eine ganze Menge, wie die alten Brettspiele und Computer. Und nicht zu vergessen die Kleider, das ist alles sehr nostalgisch für mich.
FILMSTARTS: Umgekehrte Frage: Welche Technologie von heute würdet ihr vermissen, wenn ihr jetzt in den 80ern leben würdet?
Lance Barber: Was ist mit unserem Gedächtnis? Kennt ihr alle Telefonnummern von euren Freunden und Familienmitgliedern auswendig?
Montana Jordan: Nein...
FILMSTARTS: Ich kenn meine eigene und die alte meiner Mutter.
Lance Barber: Aber das war’s auch schon, nicht wahr? Ich erinnere mich noch an die Nummern meiner Freundin in der Highschool, meine eigene von damals und die von meinem besten Freund.
Montana Jordan: Du erinnerst dich noch daran? Wow...
Lance Barber: Ja klar! 808 96...
Montana Jordan: Warte, ich will sie abspeichern!
FILMSTARTS:Wir sollten sie anrufen! Und natürlich die Geburtstage nicht vergessen...
Lance Barber: Ganz genau, aber jetzt haben wir Facebook und Smartphones, die uns ständig daran erinnern. Diese kleinen Hilfen würden wir ganz sicher vermissen.
Montana Jordan: Ach warte, da fällt mir noch etwas ein zur Frage davor: Wie heißen noch mal diese kreisrunden Dinger?
Lance Barber: Schallplatten?
Montana Jordan: Ja genau, die legt man auf, die drehen sich und spielen Musik... die sind cool.
Ausblick auf Staffel 2
FILMSTARTS: Habt ihr irgendwelche Gedanken und Wünsche zur Zukunft der Serie?
Lance Barber: Ich finde es toll, dass sich die Welt innerhalb der Serie weiter geöffnet hat, da stecken noch jede Menge Geschichten drin, die man erzählen kann. Natürlich wird sich das meiste um Sheldon drehen, aber ich würde auch gerne noch mehr von Meemaw sehen. Und ich wünsche mir mehr von der Beziehung von George und Mary. Über ihren Ausgang wissen wir ja bereits etwas und ich würde mich freuen, wenn in in der Hinsicht der Anfang vom Ende beleuchtet wird.
Montana Jordan: Ich bin einfach für jede Herausforderung zu haben.
Lance Barber: Bei „The Big Bang Theory“ hat ja der ältere Georgie [gespielt von Jerry O’Connell, Anm. d. Red.] erzählt, was er so alles damals mit Sheldon erlebt hat. Ich hoffe, dass das in einzelnen Szenen bei uns behandelt wird.
Nachdem die erste Staffel „Young Sheldon“ im November 2018 auf ProSieben zu Ende gegangen ist, geht es mit der zweiten Staffel schon ab 7. Januar 2019 immer montags um 20.45 Uhr weiter. Wer sich die Auftaktstaffel ins Regal stellen (oder jemandem unter den Weihnachtsbaum legen) möchte, kann diese ab dem heutigen 6. Dezember 2018 auf DVD beim Händler seines Vertrauens ergattern.