Über zwei Staffeln erntete die von den „Matrix“-Machern Lana und Lilly Wachowski sowie „Babylon 5“-Schöpfer J. Michael Straczynski kreierte Netflix-Serie „Sense8“ viel Lob für ihre ungewöhnliche Prämisse und besonders für die komplexe, vielfältige und inklusive Behandlung von Themen wie Religion, Sexualität und (Geschlechts-)Identität. Die Geschichte über acht Menschen aus unterschiedlichen Teilen der Welt, die auf mysteriöse Weise miteinander verbunden sind und so fühlen und erleben können, was die anderen fühlen und erleben, schlug (zumindest kurzzeitig) hohe Wellen.
Absetzung nach 2 Staffeln
Obwohl sich die „Sense8“-Macher (zu denen etwa auch Tom Tykwer als mehrfacher Episoden-Regisseur gehörte) mit ihrer ungewöhnlichen und lebensbejahenden Serie eine treue und äußerst leidenschaftliche Fangemeinde aufbauen konnten, war diese am Ende nicht groß genug, um für Netflix eine Fortsetzung der teuren und aufwändigen Produktion zu rechtfertigen (die Folgen der zweiten Staffel sollen angeblich jeweils neun Millionen Dollar verschlungen haben). Im Juni 2017 erklärte der Streaming-Dienst die Serie daher für abgesetzt.
Das war nicht nur tragisch, weil Straczynski und die Wachowskis einen 5-Season-Plan in der Hinterhand hatten und so etwa auch die zweite Staffel offen endete, sondern gerade auch, weil in dieser nach der einführenden ersten Season noch ein paar Gänge höher geschaltet wurde und die nun hauptverantwortliche Lana Wachowski ganz offensichtlich noch freier das umsetzen konnte, was sie wollte.
Rettung durch die Fans
Wenig überraschend war der Aufschrei der Fans nach der Bekanntgabe der Absetzung groß. Petitionen wurden ins Leben gerufen, die Verantwortlichen mit Nachrichten überhäuft und der Hashtag #RenewSense8 dominierte für einige Zeit die Sozialen Medien. Das blieb nicht ungehört, hatte zunächst aber keinen Erfolg: Netflix reagierte auf den lautstarken Zuschauer-Appell, erteilte einer Fortsetzung aber erneut eine Absage. Die Fans ließen sich allerdings nicht beirren und schließlich gab der Streaming-Dienst zumindest in Form eines Kompromisses doch noch nach. Nicht ganz einen Monat nach der Absetzung wurde über den offiziellen „Sense8“-Twitter-Account ein emotionaler Brief von Lana Wachowski veröffentlicht, in dem sie verkündete, dass die Serie ein zweistündiges Special spendiert bekommt, mit dem sie zu einem runden Abschluss geführt werden soll.
Wie geht es weiter?
Nun ist der Tag des Finales gekommen und zur Freude vieler Fans fällt dieses mit 151 Minuten Laufzeit sogar noch ein wenig länger aus als zunächst angekündigt. Geschrieben und inszeniert wurde es einmal mehr von Lana Wachowski selbst. Der Titel der überlangen Folge unterstreicht dabei die zentrale Botschaft der Serie. Ins Deutsche übersetzt bedeutet das lateinische „Amor Vincit Omnia“ nämlich so viel wie „Liebe besiegt alles“. Ob dem wirklich so sein wird und die sieben Sensates Will (Brian J. Smith), Capheus (Toby Onwumere), Kala (Tina Desai), Lito (Miguel Ángel Silvestre), Nomi (Jamie Clayton), Riley (Tuppence Middleton) und Sun (Doona Bae) den Achten im Bunde, Wolfang (Max Riemelt), aus den Fängen der Geheimorganisation befreien können, die seit einiger Zeit Jagd auf sie macht, können Netflix-Kunden ab sofort herausfinden.
Und vielleicht gibt es eines Tages ja doch noch ein Wiedersehen mit den Sensates. In ihrem erwähnten Brief hat Lana Wachowski zumindest noch ein kleines Hintertürchen offengelassen. Demnach hätte ihr die Erfahrung mit dem Zustandekommen des Finalfilms gezeigt, dass man niemals wissen kann, wie sich die Dinge entwickeln. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.