Seit dem 16. März 2018 ist „Wild Wild Country“ auf Netflix verfügbar und sorgte umgehend für Aufsehen. Kritiker überschlugen sich vor Begeisterung über die sechs Episoden umfassende Serie der Brüder Maclain und Chapman Way, die von den Indie-Filmemachern Mark Duplass und Jay Duplass produzierte wurde. Auf der Kritikensammelseite Rottentomatoes steht die Serie bei einem Wert von 100%, es gibt also ausschließlich positive Bewertungen. In Deutschland titelte die Süddeutsche Zeitung „Eine Geschichte, die in den Schulbüchern stehen sollte“ und spielte dabei auf den bemerkenswerten Inhalt von „Wild Wild Country“ an.
Der sorgte in den Sozialen Medien für so viele Diskussionen wie noch keine andere Netflix-Serie 2018 („Tote Mädchen lügen nicht“ startet ja erst am 18. Mai). Vor allem gab es zudem auch noch eine wahre Explosion an Memes und in der US-Kult-Comedy-Sendung „Saturday Night Live“ gab es sogar eine ganze Parodie der Serie.
Darum geht es in "Wild Wild Country"
Erzählt wird in der Doku-Serie wie der Guru Bhagwan Shree Rajneesh sich mit seinen Anhängern Anfang der 1980er Jahre nahe einer Kleinstadt im amerikanischen Oregon niederließ und sich dort eine eigene Stadt aufbaute. Aus der ganzen Welt lockte er Menschen an, was die ursprünglichen Einwohner sehr schnell sehr verstörte. Nach und nach drängte in Bhagwans Gemeinschaft dabei seine rechte Hand Ma Anand Sheela nach vorne. Die verstand es zudem, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren, war bald stetiger Gast in Talk-Shows. Und sie stand im Zentrum eines Konflikts, der bald immer weiter wuchs…
Was genau damals passierte, soll hier erst gar nicht verraten werden, denn ein großer Reiz von „Wild Wild Country“ ist es, wie die Way-Brüder das Aufeinanderprallen der schon länger vor Ort lebenden Bürger und des Staates auf der einen und der Anhänger Bhagwans auf der anderen Seite darstellen und dem Zuschauer weite Teile der Einordnung überlassen. Kein Spoiler, da dies auch am Anfang bereits verdeutlicht wird, ist, dass das Geschehen komplett eskalierte und für unter anderem Ma Anand Sheela mit einer Verhaftung (übrigens in Deutschland) und einer Verurteilung zu zehn Jahren Gefängnis (von denen sie allerdings nur 29 Monate absaß) endete. Als besonderer Coup der Regisseure gilt es, wie ausführlich und deutlich Ma Anand Sheela vor ihrer Kamera über die Geschehnisse spricht. Nun erklärte die ehemalige „Sekretärin“ und „rechte Hand“ von Guru Bhagwan, wie das passierte.
Freimütige Auskunft
Laut übereinstimmenden Berichten von Variety und dem Hollywood Reporter erklärte sie bei einer Video-Schalte aus der Schweiz im Rahmen einer Netflix-Veranstaltung, dass diese „massive Erfahrung“ nicht verschwiegen werde könne. Interessant ist dabei auch, dass es für sie klar war, dass sie ganz frei ihre Geschichte erzählen würde – ohne Wissen wie die Macher sie am Ende darstellen. So verriet sie, dass sie nicht wusste, welche Vorurteile die Way-Brüder vielleicht hatten. „Wir haben auch nie diskutiert, was das finale Ergebnis sein würde.“ Sie habe nicht einmal gewusst, wer auch interviewt wurde. Sie müsse sich aber ohnehin nicht rechtfertigen, denn aus ihrer Sicht sei klar, was damals passiert ist.
Daneben verriet Sheela noch, dass die Aufmerksamkeit durch die Serie ihr nun ruhiges Leben zwar deutlich gestört habe, sie sich aber über die Popularität und auch über das viele positive Feedback freue. Auch die zahlreichen Memes und Witze rund um ihre Person, die Seiten wie BuzzFeed zu langen Listen veranlasste, reagierte sie: Darüber sei sie sehr verwundert, aber sie freue sich, dass scheinbar vor allem junge Frauen diese so teilen. Damit reagierte sie auf den Hinweis von Produzent Mark Duplass, dass seiner Meinung nach 99 von 100 Prozent der Twitter- und Facebook-Posts, wie „bad-ass“ sie sei, von jungen Frauen stammen. Der Indie-Filmemacher teilte auch seine Social-Media-Beobachtungen: Immer wieder gebe es dann eine Person, die darauf hinweise, dass „sie doch all diese schrecklichen Dinge“ getan habe. Dann kämen jedoch sofort 99 andere und würden diese Person fertig machen. Das verblüffe ihn.