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    Kritik zum Staffelfinale von "The Walking Dead": So hat uns die letzte Folge der 8. Staffel gefallen

    Mit der Folge „Wrath“ („Zorn“) geht die 8. Staffel von AMCs Zombie-Serie „The Walking Dead“ zu Ende. Ob der Schlusspunkt zufriedenstellend ist, erfahrt ihr in unserer Episodenkritik. Aber Achtung: Die Review enthält Spoiler zum Staffelfinale!

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    Als es mit großen Schritten auf das mittlerweile achte Staffelfinale bei „The Walking Dead“ zuging, äußerte sich Showrunner Scott M. Gimple, der diesen Posten nun räumen und ab sofort die Entwicklung des gesamten „Walking Dead“-TV-Franchises überwachen wird, zum großen Schlusspunkt, den die Episode „Wrath“ („Zorn“) darstellen sollte: „Nicht nur die letzten 15 Episoden kommen zu einem Abschluss, sondern alle acht Staffeln“, verkündete Gimple im Interview mit Entertainment Weekly, weckte damit hohe Erwartungen und fügte darüber hinaus noch hinzu, dass uns im Staffelfinale „wirklich, wirklich große emotionale und philosophische Entwicklungen“ sowie „einige unglaublich wahnsinnige Dinge“ erwarten würden. Aber konnten der Showrunner und sein Team diese großen Versprechungen mit der 16. Episode der achten Staffel einhalten oder werden die „Walking Dead“-Fans (erneut) enttäuscht? Wir haben „Wrath“ gesehen und verraten es euch.

    Das passiert im Staffelfinale "Wrath"

    Die Episode beginnt mit einem Rückblick auf die Zeit vor der Apokalypse: Rick (Andrew Lincoln) geht, wie Carl (Chandler Riggs) es schon im Brief an seinen Vater beschrieb, mit seinem noch sehr jungen Sohn an der Hand spazieren. Im Anschluss daran sehen wir eine Unterhaltung zwischen dem Ex-Polizisten und Neuzugang Siddiq (Avi Nash), der noch einmal betont, wie selbstlos ehrenhaft Carl sein Leben rettete und sein eigenes dadurch opferte.

    Morgan (Lennie James) hingegen, der mit Ende dieser 8. Staffel zum Spin-off „Fear The Walking Dead“ überwechselt, wird von immer schwereren Halluzinationen geplagt und wird endgültig zu einer Bedrohung für die eigene Gruppe, als er in einem Moment geistiger Umnachtung den jungen Henry (Macsen Lintz) mit seinem Stock bedroht. Dennoch entschließt er sich dazu, mit seinen Kumpanen in die alles entscheidende Schlacht gegen Negan (Jeffrey Dean Morgan) und seine Saviors zu ziehen.

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    Währenddessen testet der große Antagonist der vergangenen zwei Staffeln die von Eugene (Josh McDermitt) hergestellte Munition und legt auf einer anschließenden Autofahrt dem zweifelnden Überläufer sowie dem fast erblindeten Pfarrer Gabriel (Seth Gilliam) den großen Plan dar, der zur Vernichtung von Rick und Co . führen soll: Nachdem er bereits, wie in der vergangenen Folge gesehen, durch den als Doppelagent aufgeflogenen Dwight (Austin Amelio) eine falsche Fährte legte, soll die Protagonisten-Gruppe in einen Hinterhalt gelockt und dort niedergemetzelt werden.

    Das funktioniert schließlich auch, doch hat Negan seinen Plan wohl gemacht, ohne an der Loyalität Eugenes zu zweifeln. Als sämtliche Saviors gleichzeitig zum Schuss anlegen und abdrücken, bohren sich die anscheinend manipulierten Kugeln in die Angreifer selbst und so wird die gesamte Armee auf einen Schlag ausradiert. Rick und Gefährten können ihre Gegner daraufhin ratzfatz komplett überwältigen und ihre Verbündeten retten. Nur Negan versucht noch zu fliehen.

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    Gleichzeitig zu dieser Konfrontation versucht eine weitere Saviors-Gruppe das größtenteils verlassene Hilltop anzugreifen, aber Aaron (Ross Marquand) taucht in einem astreinen Gandalf-Moment mit der Oceanside-Community auf, welche die Schurken Brandbomben werfend zur Strecke bringen. Dasselbe könnte Rick auch mit Negan tun, doch er entscheidet sich – den letzten Wunsch seines Sohnes bedenkend – dagegen und schlitzt dem Bösewicht lediglich die Kehle auf, ohne ihn jedoch zu töten. Er soll stattdessen sein Leben lang in einer Zelle verrotten, während er beim Entstehen einer neuen Zivilisation zusieht.

    Mit dieser Gnade gegenüber Negan sind jedoch längst nicht alle einverstanden: Maggie (Lauren Cohan), Daryl (Norman Reedus) und Jesus (Tom Payne) wollen weiterhin Rache und ihn tot sehen. Gnade wiederum erfährt auch Dwight, den Daryl nicht umbringt, sondern lediglich weit weg und auf die Suche nach seiner verschollenen Frau Sherry (Christine Evangelista) schickt. Darüber hinaus darf sich auch Jadis (Pollyana McIntosh) – die ihren wahren Namen Anne preisgibt – über die Einladung freuen, zu Rick und Co. zu stoßen. Morgan hingegen verabschiedet sich endgültig in Richtung Tochterserie.

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    Unsere Kritik: Die Symptome verschlimmern sich

    Bereits vor einem Jahr, als die siebte Staffel von „The Walking Dead“ zu Ende ging, schrieben wir, dass die erfolgreiche Zombie-Serie zusehends langweiliger und spannungsarmer geworden sei. Als Gründe führten wir damals an, dass es keine spürbare Gefahr für die Hauptfiguren und auch keine unvorhersehbaren Wendungen mehr gebe, wodurch die Spannung beinahe gänzlich verschwunden sei. Außerdem wurde bemängelt, dass der Cast immer mehr mit uninteressanten Charakteren aufgeblasen werde.

    Leider wurden diese Probleme mit der achten Staffel keineswegs behoben, sondern vielmehr noch verstärkt, was sich im Staffelfinale „Wrath“ brutal niederschlägt: Zu keiner Zeit kommt Spannung auf und selbst bei der nur wenige Minuten dauernden, aber zuvor als große Schlacht angekündigten Auseinandersetzung mit den Saviors glaubt man nie, dass einer der Protagonisten sein Leben lassen könnte. Selbst Figuren wie Gabriel, deren Geschichte längst auserzählt ist, wähnt man nicht in Gefahr und auch als Rick Negans Kehle durchschneidet, ist klar, dass sein letztes Stündlein noch längst nicht geschlagen hat: Zu lange wurde viel zu offensichtlich darauf hingearbeitet, dass bei Rick am Ende – vor allem bedingt durch Carls Opfer – die Überzeugung obsiegt, dass nur durch Gnade eine friedliche Zukunft erreicht werden kann.

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    Mein Kritikpunkt ist also nicht, dass es keine Toten gab und vor allem Negan lebend aus dem Finale hervorging, weshalb der Fan-Aufschrei im Internet derzeit groß ist, sondern vielmehr, dass Noch-Showrunner Scott M. Gimple und sein Team nicht mal das Gefühl heraufbeschwören konnten, dass etwas Tragisches und Folgeschweres passieren könnte. Dabei wäre es der Serie aber sicherlich zuträglich gewesen, wenn ein wenig Tabula Rasa gemacht worden wäre: Mit dem Auftauchen der Oceanside-Frauen, der Aufnahme von Jadis und dem scheinbar bekehrten Ex-Savior Alden (Callan McAuliffe) sowie dem Festhalten an auserzählten und unwichtigen Figuren wird der Cast immer und immer größer und verwässert dadurch zusehends. Ein fortschreitendes Problem, das die Macher scheinbar noch immer noch erkannt haben.

    Zwei Minuten als Schlusspunkt von zwei Staffeln

    Doch das größte und offensichtlichste Problem dieses Staffelfinales von „The Walking Dead“ ist ein anderes. Entgegen der großspurigen Ankündigung von Scott M. Gimple aus dem einleitenden Absatz, ist „Wrath“ alles andere als ein zufriedenstellender Abschluss der letzten 15 Episoden und schon gar nicht der gesamten acht bisherigen Staffeln: Der große Konflikt zwischen Helden-Gruppen und Saviors, der über zwei Jahre langwierig vorbereitet wurde und der in dieser finalen Konfrontation kulminieren und sich in einem spektakulären Schlusspunkt entladen sollte, verpufft in einer enttäuschenden und nur wenige Minuten dauernden Sequenz, in der sich die Schurken-Fraktion durch einen müden Taschenspielertrick von Loyalitäts-Chamäleon Eugene selbst erledigt.

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    Die ach so bedrohlichen Saviors werden so schlussendlich zu bloßen Statisten degradiert, deren rasche Auslöschung beinahe wie ein Eingeständnis der Macher anmutet, dass dieser Storystrang gegen die Wand gefahren wurde und möglichst schnell etwas Neues begonnen werden soll. Erinnerungen an „Game Of Thrones“ und die dort lautstark gescholtene Handlung um Dorne und die Sandschlangen, welche ebenfalls auf einen Schlag beendet wurde, werden wach.

    Freuen wir uns dennoch auf Staffel 9?

    Im Endeffekt weckt die finale Folge der achten Staffel „The Walking Dead“ leider kaum Vorfreude auf die bereits bestätigte neunte Season. Zwar werden mit einer anrückenden Zombie-Herde sowie den schwelenden Rachegelüsten bei Maggie, Darryl und Jesus neue Gefahrenherde angedeutet, doch hinterlässt die Episode „Wrath“ leider einen so bitteren Beigeschmack, dass man sich kaum noch zu hoffen traut, dass diese interessant aufgelöst werden könnten. Wo am Ende der ebenfalls sehr durchwachsenenen siebten Staffel noch ein euphorischer Schlusspunkt mit der Vereinigung von Alexandria und Hilltop gegen Negan und die Saviors stand, der Hoffnung auf eine spektakuläre Kriegsstaffel schürte, fehlen nun schlichtweg die wirklich interessanten Krisenherde und leider auch die wirklich spannenden Figuren: Entweder hat man als Zuschauer nie einen Bezug zu ihnen aufbauen können (Aaron), sie fühlen sich auserzählt an (Gabriel) oder man hat noch nicht mal Interesse daran, mehr über sie zu erfahren (Oceanside-Frauen).

    Natürlich werden die meisten, die alle acht bisherigen Staffeln von „The Walking Dead“ gesehen haben, auch Ende des Jahres wieder einschalten, wenn die Auftaktepisode der neunten Staffel ansteht, aber die Vorfreude darauf sinkt von Jahr zu Jahr weiter. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass mit der neuen Showrunnerin Angela Kang auch frischer Wind in die festgefahrenen Strukturen der Serie einzieht und sie sich dadurch tatsächlich – wie bereits gewohnt großspurig angekündigt wurde – wie etwas völlig Neues anfühlt.

    Hierzulande sind die Folgen der achten Staffel über die Streaming-Dienste Sky Ticket, Sky Go und Sky On Demand abrufbar.

     

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