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    Ist "Knightfall" guter Nachschub für "Game Of Thrones"-Fans? Unsere Pilotkritik liefert die Antwort!

    Die History-Channel-Serie „Knightfall“ gibt es nun in Deutschland auf Entertain TV. Doch reichen blutige Schwerter und Ritter in schweren Rüstungen, um an die hauseigene Erfolgsserie „Vikings“ anzuknüpfen und die „Game Of Thrones“-Lücke zu füllen?

    History Channel/ Entertain TV

    Mit „Vikings“ gelang dem History Channel genau das, was zahlreiche andere Sender versuchten, an dem die meisten aber auch kläglich scheiterten: Nämlich ein Format zu entwickeln, das es schaffte, auf den durch „Game Of Thrones“ ausgelösten Erfolgszug von historisch anmutenden Serien (mal mit, mal ohne Fantasyeinschlag) aufzuspringen und sich auch im weiteren eigenständig zu behaupten. Grund dafür war vor allem die Wahl eines interessanten, bislang weitgehend unverbrauchten Settings, faszinierende Charaktere um eine so ungewöhnliche wie charismatische Hauptfigur sowie harte, blutig realistische Gewalt. Jetzt versucht der Sender mit der Mittelalterserie „Knightfall“ an genau diesen Erfolg anzuknüpfen.

    1291 fällt mit der Stadt Akkon die letzte Bastion der Tempelritter im Heiligen Land und der altehrwürdige Ritterorden, der einst für den Schutz von Pilgern gegründet wurde, muss sich vor den Heerscharen des Sultans zurückziehen. Zu den nur widerwillig flüchtenden Templern gehört auch der tapfere Krieger Landry (Tom Cullen). Selbst 15 Jahre später grollt er noch ob der Schmach und würde am liebsten gemeinsam mit seinen Ordensbrüdern in das gelobte Land zurückkehren, um es für das Christentum zurückzuerobern. Doch mittlerweile sind die Tempelritter kriegsmüde geworden. In ihrem Hauptsitz in Frankreich geht es weniger um den Kampf für die Schwachen, denn um Geld und wirtschaftliche Belange. Als jedoch Templer-Anführer Jacques De Molay (Robert Pugh) auf einer geheimen Mission ermordet wird, tauchen Hinweise auf, dass sich der Heilige Gral in Frankreich befindet. Landry, nun neuer Großmeister, mobilisiert seine Männer und macht sich auf die Suche nach der Reliquie. Noch ist ihm nicht bewusst, dass der Untergang seines geliebten Ordens kurz bevor steht...

    Toller Schlachtaufbau, enttäuschende Kämpfe

    Schon bei den Kämpfen vor Akkon zu Beginn der Pilotfolge wird klar, in welcher Tonart die Macher ihre Serie „Knightfall“ geplant haben. Riesige Katapulte, Heerscharen der Muslime und in der Stadt eingeschlossen die heldenhaften Tempelritter, die für einen Ausfall hoch zu Ross in ihren schweren, glänzenden Rüstungen und den weißen Talaren mit dem roten Kreuz angesprengt kommen, um den Angreifern vor der Mauer in die Seite zu fallen. Gerade die Angriffe in Formation sind brachial in Szene gesetzt und profitieren von den tollen, detailreichen Kostümen und der Stimmung, die sich dadurch aufbaut. Blut fließt in Strömen und ja, die Erwartung der Wucht des Aufpralls fühlt sich sowohl bei diesem Reiterangriff, als auch bei einem Infanterieansturm später in der Folge extrem gut an.

    Doch dann ist es umso enttäuschender, dass gerade bei den Kämpfen selbst einige störende Elemente auffallen. Das beginnt allein damit, dass man schnell das Gefühl bekommt, dass kurz vor jedem Auftreffen eines Schlags, jedem Zusammenstoß zwischen den Kontrahenten abrupt wegschnitten wird. Das ist nicht nur unsinnig, da ja trotzdem ständig großen Mengen an Blut durch die Luft spritzen, sondern nimmt dem Schlachtengetümmel einen Teil seiner Plastizität und seiner Atmosphäre. Das gelang bei den Kämpfen in „Vikings“ schon wesentlich besser, wo man die Brutalität schon beinahe fühlen konnte, wodurch auch das Blut mehr zum schaurigen Zeugnis, als zum schlichten Stilmittel wurde.

    Hände weg von den Effekten

    Einen Schauer lässt uns derweil die mager CGI-animierten Stadt Akko über den Rücken laufen, die zu allem Überfluss von noch billiger animierten brennenden Katapultgeschossen bombardiert wird. Das mag seine Gründe zwar in dem begrenzten Budget haben, doch wenn dann die Katapulte jeder Logik zu Wider über die Stadt hinweg auf flüchtenden Schiffe feuern, offenbart das eher eine gewisse Effekthascherei und Ideenlosigkeit in der Inszenierung. Das ist vor allem deswegen schade, da „Knightfall“ ansonsten, wie zuvor schon erwähnt, in Sachen Kostüme und Setdesign äußerst gut und vor allem im historischen Kontext stimmig aussieht.Hier kann nur gehofft werden, dass in den weiteren großen Schlachten der Serie mehr Zurückhaltung bei der Verwendung von Effekten geübt wurde.

    Blasse Figuren, interessante Nebenhandlung

    Wer bei bei „Knightfall“ Intrigen und irre Wendungen wie in „Game Of Thrones“ erwartet, könnte eventuell enttäuscht werden. Zwar mag es diese im weiteren Verlauf noch geben, doch einige kann man schon nach der Eröffnungsfolge ziemlich offensichtlich vorausahnen: Nur ein Beispiel ist, dass der mutige, fromme und idealistische Protagonist und jetzige Templer-Großmeister Landry eine Affäre mit der Königin von Frankreich (Olivia Ross) hat, die er nebenbei gesagt, ohne jede Logik erstaunlich offensichtlich auslebt (er klettert an hellichtem Tag durch ihr Fenster). Klar, dass es da früher oder später zu einem Zerwürfnis zwischen den Tempelrittern und dem gehörnten König (Julian Ovenden) kommen muss. Dass der Papst (Jim Carter) höchstselbst dann auch noch ein netter Onkel ist, der für das Glück der Prinzessin eine Allianz mit England und damit einen gesicherten Frieden aufs Spiel setzt, erscheint nicht nur äußerst befremdlich, sondern macht die Figur gleich um einiges uninteressanter.

    Spannender wird es da eher, wenn sich das Geschehen von der Haupthandlung um den Gral und die höfische Belange entfernt. So setzen sich die Tempelritter für die Juden von Paris ein, die aufgrund falscher Beschuldigungen aus der Stadt gejagt werden. Als diese die Stadt verlassen, werden sie von angeheuerten Söldner angegriffen, die nur durch das Eingreifen der Tempelritter verjagt werden können. Dies verschafft uns nicht nur die zweite Schlacht der Folge, sondern auch eine neue Perspektive auf die dargestellte Welt sowie den historischen Kontext der Zeit.. Auch Hauptfigur Landry, der bislang noch sehr eindimensional geblieben ist, gewinnt durch seinen Einsatz für die Unterdrückten an Profil, war er doch bislang eher eindimensional geblieben. Ansonsten wirken die meisten Figuren, bis auf wenige Ausnahmen wie den kriegsversehrten Gawain (Pádraic Delaney) oder Landrys engen Vertrauten Tancrede (Simon Merrells), bislang so blass, dass sie kaum in Erinnerung bleiben.

    Fazit

    Nein, „Knightfall“ scheint nach der Sichtung der Pilotfolge nicht das neue „Game Of Thrones“ und auch nicht das neue „Vikings“ zu sein. Dafür fehlen der Serie bislang die nötigen interessanten Figuren und ein ausgefeilteres Drehbuch. Dass diese Schwächen auch nicht durch die an sich gut inszenierten Schlachten ausgebügelt werden, liegt vor allem daran, dass die Macher hier nicht den Mut besessen haben, um den brutalen Realismus der Kampfgetümmels letztendlich auch zu Ende zu bringen. So fehlt trotz beeindruckender Bilder letztlich die Konsequenz, die sich auch durch massenhaft Blut nicht aufwiegen lässt. Dennoch könnte sich "Knightfall" noch immer zu einer geschichtlich zwar unakkuraten, aber durchaus soliden Historien-Serie entwickeln, die gerade für Fans des mittelalterlichen Ritter-Settings und blutiger Kämpfe interessant werden könnte.

    „Knightfall“ ist in Deutschland exklusiv über Entertain TV, den Streamingdienst der Deutschen Telekom, verfügbar.

     

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