Zwei der bekanntesten Schauspieler Deutschlands spielen sich selbst (oder auch nicht) und geraten mit schmerzhafter Regelmäßigkeit in die unangenehmsten, meist selbstverursachten Situationen. Mit „jerks“ brachte der Streamingdienst Maxdome vergangenes Jahr die erste deutsche Video-On-Demand-Serie auf den Markt und begeisterte dabei nicht nur die Zuschauer, sondern kam auch bei den Kritikern äußerst gut weg. Für uns bei Filmstarts zählte die Anarcho-Comedy von und mit Christian Ulmen und Fahri Yardim sogar zu den besten Serien im Jahr 2017. Doch was war das Erfolgsrezept der Serie, die in abgewandelter Form auf den Spuren einer dänischen Serie wandelt und den fiktionalisierten Alltag seiner beiden Protagonisten zum Gegenstand hat? Ein Aspekt ist dabei zumindest besonders wichtig: Fremdscham.
Denn das, was einem da als Zuschauer geboten wird, tut mitunter nicht nur regelrecht weh, manchmal würde man wirklich gerne im nächstbesten Sessel, Stuhl, Sofa oder zur Not auch im Boden versinken. Die Serienpersonas von Ulmen und Yardim sind nicht nur naiv, kindisch, egoistisch und vulgär, sondern auch so unbewusst chauvinistisch wie moralisch ziellos, was die beiden immer wieder von einem Fettnäpfchen in die nächste unfassbar unangenehme Situation treten lässt. Dass sich dabei jedoch trotzdem regelmäßig ein fast schon schuldbewusstes Grinsen breit- und auch der eine oder andere Lacher Luft macht, liegt zum einen an den herrlichen, weitgehend improvisierten Dialogen, zum anderen an den teils richtig fiesen, absurd überzogenen Alltagsszenen und Anspielungen.
Irre Eskapaden und die Grenzen des guten Geschmacks
Nach der Vorab-Sichtung der ersten drei sowie der fünften Episode scheint sich an dieser Mixtur aus skurriler Situationskomik, projizierter, geradezu masochistischer Fremdscham und authentischem Wortwitz auch in der zweiten Staffel von „jerks“ wenig geändert zu haben. Zu Beginn erwacht Ulmen verkatert in einem fremden Bett und stellt zu seinem Erschrecken fest, dass er seine Freundin Emily (Emily Cox) betrogen hat. Völlig außer sich bittet er seinen Freund Fahri um Rat, der strikt gegen eine Beichte ist und ihm stattdessen lieber ein feuchtes Tuch zur Vernichtung von Spuren an Mund und Glied (zu Fahris Belustigung in umgekehrter Reihenfolge) zur Hand reicht. Schon klar, dass die Lüge nicht lange aufrechterhalten bleiben kann und Ulmen sich bald an ein Leben als Single gewöhnen muss.
Zwischen pseudophilosophischen Gesprächen, Dating-Pannen und zahlreichen Seitenhieben auf das deutsche Filmgeschäft und die Gesellschaft an sich, sind es auch in den neuen Folgen gerade die Alltagssituationen, die von den Einfällen der Schauspieler und Protagonisten am meisten profitieren. Eine Szene, in der Fahris Serienfreundin Pheline Roggan ihrem Partner in aller Seelenruhe ihre derzeit problematische Intim-Flora erklärt, während dessen Kumpel sich ohne ihr Wissen hinter ihr ein Wasser holt und daraufhin aufgrund seiner vermeintlichen Lauschaktivitäten rausgeschmissen wird, ist schon allein wegen Ulmens verschreckt-unbeholfener Hilflosigkeit, aber auch wegen der sichtbaren Spielfreude der Akteure sehenswert und unterhaltsam.
Manchmal über's Ziel hinaus
Schwächen zeigen sich dagegen eher dann, wenn die eh schon strapazierten Geschmacksgrenzen noch weiter ausgereizt werden. Wenn sich zwei erwachsene Männer ziemlich eindeutig an vermutlich noch minderjährige Abiturientinnen ranmachen, dann ergreift einen bei aller ironischer Distanz zwischenzeitlich schon nicht mehr nur Fremdscham, sondern tatsächlicher Ekel und Unwillen, sich das noch weiter anzusehen.
Neben Serien-Ex-Frau und realer Ulmen-Ehefrau Collien Ulmen-Fernandes sind auch in der zweiten Staffel Emily Cox und Pheline Roggan wieder unter ihren richtigen Namen mit von der Partie. Gastauftritte weiterer deutscher Promis – wie Kay One, Nora Tschirner und Sido in der ersten Staffel – werden auch in den neuen Folgen für eine noch größere Realitätsillusion und einige lustige Verwicklungen sorgen. So ist beispielsweise Fahri nach einem Charity-Event davon überzeugt, von den Rojinski-Schwestern Palina („Circus Halligalli“) und Vivienne zu einem Abenteuer zu dritt eingeladen worden zu sein...
Was es damit jedoch genau auf sich hat, könnt ihr ab dem heutigen 29. März 2018 auch selbst erfahren. Die zehn Folgen der neuen Staffel „jerks“ sind ab sofort auf Maxdome verfügbar. Schon ab dem 8. Mai 2018 kommt die Comedy-Serie dann auch auf ProSieben, wo die Episoden immer dienstags ab 22.15 Uhr ausgestrahlt werden. Wer also offen für diese Art von Humor ist und sich auch von häufigen Schlägen unter die Gürtellinie und gelegentlichen geschmacklichen Verirrungen nicht abschrecken lässt, sollte einen Blick riskieren.