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    Das Programm zur 4. Woche der Kritik: Wir müssen (übers Kino) reden

    Bei der Woche der Kritik wird nicht nur jeden Abend mindestens ein diskussionswürdiger Film gezeigt – es wird anschließend auch tatsächlich debattiert: mit internationale Filmkritikern über Ästhetik, Politik und natürlich die Zukunft des Kinos!

    Ausschnitt aus dem Film "The Rub"

    Ausgerichtet vom Verband der deutschen Filmkritik, dem auch mehrere FILMSTARTS-Redakteure angehören, werden bei der 2015 gegründeten und in diesem Jahr zum vierten Mal stattfindenden Woche der Kritik im Berliner Kino Hackesche Höfe nicht nur Sehgewohnheiten herausfordernde Filme gezeigt, anschließend wird auch noch zünftig darüber diskutiert – und zwar mit ziemlich hochkarätigen Gästen aus allen Gegenden der Welt und des Kinos.

    Wir wollen euch das Programm, also die Filme und die Diskussionen, gerne im einzelnen vorstellen – bei den Filmen, die wir vorab schon sehen konnten, haben wir zudem immer noch eine kurze eigene Einschätzung dazu verfasst (und in einem Fall sogar eine ausführliche Kritik). Alle weiteren notwendigen Infos und vor allem Karten für die einzelnden Abende findet ihr hier auf der offiziellen Website der Woche der Kritik.

    Do, 15. Februar, um 20.00 Uhr: „Scary Mother“ (Ana Urushadze, Georgien 2017)

    Familienmutter Manana (Nato Murvanidze) hat ein Buch geschrieben – und zwar über eine Ehefrau und Mutter, die ihre Familie aus ganzem Herzen verachtet. Als sie ihrem Mann und ihren Kindern das Werk das erste Mal vorstellt, reagieren die ziemlich geschockt und geradeheraus ablehnend…

    Das meinen wir: Ein ganz starkes Debüt von Regisseurin und Autorin Ana Urushadze, das schnell eine solche Intensität erreicht, dass an sich eher in einem Horrorfilm als in einem Familiendrama wähnt. Hat man sich dann erst einmal in der faszinierenden Prämisse eingefunden, beginnt Urushadze zusätzlich auch noch ein spannendes Spiel mit Realitätsebenen und lässt ihr Figuren am Schluss analysieren, welche Szenen des Films man vielleicht auch besser weggelassen hätte. Streng und selbstsicher inszeniert und doch dramaturgisch immer auch verspielt.

    Die anschließende Debatte: Kunst und Vertrauen - Vom radikalen individuellen Ausdruck bis zum Bruch mit der Gesellschaft: Welche Autoritäten vertrauen in welche Kunst? Über persönliche Maßstäbe, gesellschaftliche Routinen und die Künstlerpersona.

    Wer dabattiert denn da: Stefanie Sargnagel (Autorin von „Statusmeldungen“), Kleber Mendonça Filho (Regisseur von „Aquarius“) und Regisseurin Ana Urushadze

    Fr, 16. Februar, um 20.00 Uhr: „The Big House“ (Kazuhiro Soda, Markus Nornes, Terri Sarris, USA 2018)

    Eine Dokumentation, in der er es entgegen den Grundregeln es Genres gerade darum geht, die Grenzen zwischen dem Zentralen und dem Nebensächlichen möglichst radikal zu verwischen, wenn während eines Footballspiels im größten Stadion der USA den Spielern ähnlich viel Platz eingeräumt wird wie Köchinnen, Helferinnen und Besuchern…

    Die anschließende Debatte: Offen politisch - Das Kino liebt es, Menschen hervorzuheben, vor und hinter der Kamera. Aber es kann auch Gemeinschaft erzeugen oder heraufbeschwören: Wie kann Dokumentarfilm das Politische öffnen und demokratisieren?

    Wer dabattiert denn da: Mathilde Bonnefoy (Editorin von „Lola Rennt“), Elena Meilicke (Filmkritikerin) und die Regisseure Kazuhiro Soda, Markus Nornes und Rachael Kerr

    Sa, 17. Februar, um 20.00 Uhr: „Yet To Rule“ (Mihaela Popescu, Rumänien 2018)

    Ein Mann und eine Frau verbringen den Tag zusammen – am Morgen legt Sie Ihn an die Leine und geht mit ihm Gassi, später sitzen beide im Gericht auf der Richterbank und entscheiden über verschiedene Fälle…

    Das meinen wir: Ohne dass es je geradeheraus ausgesprochen würde, reimt man sich als Zuschauer nach und nach zusammen, was es mit dieser faszinierenden Figurenkonstellation wohl auf sich hat (Achtung Spoiler): Bei dem Mann und der Frau handelt es sich offenbar um nur eine Person; Er verkörpert die animalische, Sie die intellektuelle Seite der Persönlichkeit – so stopft er sich am Abendbrottisch das Essen rein, während sie sich unterhält. Das klingt im ersten Moment nach einem Stoff für eine High-Concept-Hollywoodkomödie, ist aber die Prämisse eines surrealen Dramas, bei dem ganz nebenbei auch die Geschlechter- und Machtverhältnisse des heutigen Rumäniens in Frage gestellt werden.

    Die anschließende Debatte: Strukturen sprüren - Wie können filmische Konventionen variiert und politische Strukturen offengelegt werden, um etwas Widerständiges in sie einzuschreiben? Vom fantastischen Blick auf Realismus, Geschlechter und Macht.

    Wer dabattiert denn da: Agnès Godard (Kamerafrau von „Meine schöne innere Sonne“), Marie-Luise Angerer (Filmwissenschaftlerin) und Regisseurin Mihaela Popescu

    So, 18. Februar, um 20.00 Uhr: „Madamame Hyde“ (Serge Bozon, Frankreich 2017)

    Physiklehrerin Marie Géquil (Isabelle Huppert) hat es bei den Schülern und bei den Kollegen schwer. Doch dann trifft sie in einer stürmischen Nacht der Blitz und anschließend kommt sie nicht nur ihrem Ehemann Pierre (José Garcia) verändert vor. Von neuem Selbstbewusstsein erfüllt tritt Marie vor ihre Klasse. Erste Erfolge stellen sich ein, aber die plötzliche Energie der Lehrerin hat auch buchstäblich brandgefährliche Seiten. Und es fällt Marie immer schwerer, diese zu kontrollieren…

    Das meinen wir: Das erfahrt ihr in der ausführlichen FILMSTARTS-Kritik!

    Die anschließende Debatte: Humor und Brüchigkeit - Humor unterbricht Routinen, legt Sensibilitäten offen und erzeugt Brüche. Aber er ist auch selbst fragil und seiner Mittel nie sicher. Wie können Komödien davon profitieren?

    Wer dabattiert denn da: Ekkehard Knörer (Filmkritiker), Eva Löbau (Schauspielerin in „Der Wald vor lauter Bäumen“) und die Regisseure Serge Bozon und Olivier Godin

    Di, 20. Februar, um 20.00 Uhr: „Searching For Oscar“ (Octavio Guerra, Spanien 2018)

    Der Film folgt dem spanischen Filmkritiker Oscar Peyrou über Monate von einem Festival zum nächsten rund um die Welt…

    Das meinen wir: Oscar Peyrou ist der Vorsitzende der spanischen Filmkritikervereinigung und Mitglied vieler internationale Festivaljurys – dabei guckt er längst keine Filme mehr, sondern vertritt inzwischen die These, dass es objektiver sei, Filme nur nach ihrem Poster und dem Klang der Namen der Beteiligten zu bewerten. Auf gewisse Weise ist das natürlich Provokation, aber zugleich eben auch eine spannende Herausforderung, sich kritisch mit den eigenen Sichtweisen (aufs Kino) auseinanderzusetzen.

    Die anschließende Debatte: Ironie oder Anarchie? - Die Gegenwart von Kinos und Festivals aufgreifen, um sie durchzurütteln, sie schief anzuschauen, sie besser zu verstehen. Welche Anliegen kann filmische Ironie vermitteln, und was vermag Anarchie?

    Wer dabattiert denn da: Giona Nazzaro (Künstlerischer Leiter der Settimana della Critica Venedig), Alexandra Seibel (Filmkritikerin) und Regisseur Octavio Guerra

    Mi, 21. Februar, um 20.00 Uhr: „The Rub“ (Péter Lichter, Bori Máté, Ungarn 2018)

    In ihrem Experimentalfilm wagen sich die Regisseure Péter Lichters und Bori Máté mit bewusst verzerrtem und vielleicht sogar zerstörtem Filmmaterial an William Shakespeares Klassiker „Hamlet“ heran…

    Die anschließende Debatte: Transformation fordern - Film transportiert nicht nur Bilder, sondern kann entlegenes Material miteinander verschränken. Was heißt es, im Kino die Transformation von Identitäten und eine Erweiterung des eigenen Blicks einzufordern?

    Wer dabattiert denn da: Jean-Pierre Bekolo (Filmemacher, „Les Saignantes“) und Regisseur Péter Lichter

    Do, 22. Februar, um 20.00 Uhr: „Hagazussa“ (Lukas Feigelfeld, Deutschland 2017)

    Die junge, ihr Baby alleinerziehende Albrun (Aleksandra Cwen) lebt im 15. Jahrhundert abseits der Dorfgemeinschaft in einer kleinen Hütte. Ist der Vorwurf der anderen, sie sei eine Hexe, tatsächlich gerechtfertigt oder doch nur Aberglaube?

    Das meinen wir: Die deutsche Antwort auf „The Witch“ – nur eben noch ein ganzes Stück radikaler und reduzierter, dabei weniger psychologisiert, dafür deutlich stärker sexualisiert (wenn Albrun durch das nasse Moos im Wald schreitet, ist das quasi ein Porno). Dazu ein provozierendes, tabubrechendes Finale, bei dem wir tatsächlich ganz schön schlucken mussten.

    Die anschließende Debatte: Extreme auskosten - Sollten Filme das Überschreiten von Grenzen als Notwendigkeit begreifen? Von Hoffnungen auf Affronts und Potenzialen der Übertreibung.

    Wer dabattiert denn da: Silvia Szymanski (Autorin von „Hotel Central“), Thomas Arslan (Regisseur von „Helle Nächte“, „Im Schatten“) und Regisseur Lukas Feigelfeld

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