Top 10 von Markus Trutt
(Redakteur)
1. „Es“
Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn ich nach dem Abspann einen Film am liebsten direkt noch einmal schauen will. „Es“ hätte ich mir gut und gerne fünfmal hintereinander geben können, um mich immer wieder aufs Neue mit dem durch und durch einnehmend-sympathischen Klub der Verlierer ins Grusel-Abenteuer zu stürzen, mit ihm schlimmste Ängste durchzustehen, aber gleichzeitig auch einen unvergesslichen Sommer zu verbringen. Genauso gut wie die unterhaltsame und bisweilen urkomische Dynamik zwischen den jungen Protagonisten funktioniert in der (für mich bislang besten!) Stephen-King-Adaption aber auch der kompromisslose Horror, nicht zuletzt dank eines fantastisch aufspielenden Bill Skarsgård, der mit seiner ganz eigenen Interpretation des furchteinflößenden Clown-Monstrums Pennywise seinem ikonischen Vorgänger Tim Curry mit Leichtigkeit das Wasser reichen kann.
2. „Sieben Minuten nach Mitternacht“
Auch 2017 hatte wieder jede Menge rührende Kino-Momente in petto. Doch nahm mich in diesem Jahr – und vielleicht sogar in all den Jahren zuvor – kein Film emotional so sehr mit wie J.A. Bayonas märchenhafte Roman-Verfilmung „Sieben Minuten nach Mitternacht“. So behutsam und verspielt-fantasievoll wie Bayona das Verhältnis eines Jungen zu seiner todkranken Mutter etabliert, gab es für mich in der letzten halben Stunde einfach kein Halten mehr: Der Ausgang der Geschichte, in der sich die Angst vor dem Verlust eines geliebten Menschen immer stärker Bahn bricht, strapazierte meine Tränendrüse bis zum Äußersten, ohne aber allzu plump und forciert auf sie zu drücken. Dass ich viele Taschentücher später dann trotzdem noch mit einem warmen und optimistischen Gefühl in den Abspann entlassen wurde, macht „Sieben Minuten nach Mitternacht“ endgültig zu einem unvergesslichen Filmerlebnis!
„Manchester By The Sea“ gehörte Anfang des Jahres zu den Filmen, die ich eher pflichtbewusst als aus wirklichem Interesse noch kurz vor der Oscarverleihung nachgeholt habe. Dass mich der Film dann derart umhauen würde, kam entsprechend überraschend. Mit viel Feingefühl gewährt uns Kenneth Lonergan einen unaufgeregten und dennoch tiefgehenden Blick in die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen vor dem Hintergrund einer familiären Tragödie: Der Verzicht auf jegliche Gefühlsduselei lässt die Emotionen nur umso wahrhaftiger erscheinen. „Manchester By The Sea“ ist ein Drama der kleinen, aber unendlich wirkungsvollen Gesten, mit einem Casey Affleck in Höchstform.
Nachdem mich im vergangenen Jahr „Kubo“ so sehr verzaubert hatte, eroberte auch 2017 wieder ein Stop-Motion-Meisterwerk mein Herz. In dem gerade einmal eine Stunde langen „Mein Leben als Zucchini“ spielt ebenfalls Verlust eine zentrale Rolle. Das schwierige Thema wird dank der kindlich-aufrichtigen Perspektive aber so leichtfüßig, dabei aber niemals unangemessen aufbereitet, dass ich mich auch als Erwachsener voll und ganz in der putzig animierten und mit einem tollen Soundtrack versehenen Erzählung über Freundschaft und Zusammenhalt verlieren kann.
Als großer Fan des MCU fand ich 2017 auch an den drei jüngsten Beiträgen „Guardians Of The Galaxy 2“ (mein Platz 10), „Spider-Man: Homecoming“ und „Thor 3“ durchweg Gefallen. Und doch stammt der Marvel-Film, der mich in diesem Jahr am meisten begeisterte, nicht aus dem Film-Universum um die Avengers, sondern aus der „X-Men“-Welt von Fox. Nach zwei enttäuschenden Solo-Abenteuern wurde Fanliebling Wolverine in „Logan“ endlich so richtig von der Leine gelassen. Schon nach der schonungslos harten Eröffnungsszene war mir klar, dass mich hier eine erfrischend andere, da ungewohnt raue Comic-Verfilmung erwartet. Die ständig präsente Gewalt verkommt dabei aber niemals zum Selbstzweck, sondern passt perfekt in das ebenso trostlose wie atmosphärische Neo-Western-Setting. Eine bessere (und emotionalere) Mutanten-Abschiedsvorstellung hätte man sich für Hugh Jackman wohl kaum wünschen können.
6. „Hell Or High Water“
8. „Kingsman 2: The Golden Circle“
9. „The Big Sick“
10. „Guardians Of The Galaxy Vol. 2“
Besondere Erwähnungen:
„Wo die wilden Menschen jagen“ (Taika Waititi, Neuseeland 2016)
„The Meyerowitz Stories“ (Noah Baumbach, USA 2017)
„Jungle“ (Greg McLean, Australien 2017)