Top 10 von Lutz Granert
(freier Kritiker)
1. „Die rote Schildkröte“
Nachdem der Niederländer Michael Dudok de Wit im Jahr 2000 für seinen animierten Kurzfilm „Father and Daughter“ mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, erlangte er die Aufmerksamkeit des legendären japanischen Zeichentrickfilmstudios Ghibli. Es kam zu einer Zusammenarbeit, deren Ergebnis nicht nur optisch einzigartig ist: Das Zeichentrickmärchen „Die rote Schildkröte“ ist eine poetische, zu Herzen gehende Robinsonade, die komplett ohne Sprache auskommt. Die schwelgerischen Bilder sind nicht immer frei von Pathos, doch dafür überzeugt der Film als leichtfüßige Reflexion über die menschliche Existenz: ein Meisterwerk, das bei der Oscarverleihung 2017 in der Kategorie Bester Animationsfilm nominiert war, aber leider Disneys „Zoomania“ unterlag.
2. „Rammstein: Paris“
Das bisher letzte Album von Rammstein mit dem Titel „Liebe ist für alle da“ erschien 2009 – und seitdem ist für die Fans Warten angesagt. Doch der 2012 bei einem Gig in der französischen Hauptstadt gedrehte Konzertfilm ist kein Lückenbüßer, sondern gehört zu den besten Vertretern seines Genres. In „Rammstein: Paris“ verwendet Regisseur und Schnittmeister Jonas Åkerlund nahezu alle Stilmittel des Videoclips: Aufnahmen mit hoher Farbsättigung reihen sich in schnellen Schnitten an schwarz-weiße Einstellungen, Aufsichten und Untersichten wechseln sich mit Totalen und Halbnahen ab: Die beeindruckende Pyrotechnik und die spektakuläre Choreografie der Bühnen-Show wird perfekt eingefangen. Besonders die Darbietung von „Mutter“ ist meisterhaft gefilmt: Weiche Überblendungen, stilisierte Großaufnahmen und Extrem-Zeitlupen verursachen bei dem Song regelrecht Gänsehaut. Hier entsteht durch die kluge Wahl der richtigen Stilmittel tatsächlich ganz großes Kino.
3. „Brimstone“
Ein 150-minütiges Drama über Bigotterie und Pädophilie unter der Oberfläche strenger Religiosität ist nicht gerade leichte Unterhaltung. Aber in dem ungewöhnlichen Eurowestern von Niederländer Martin Koolhoven stimmt einfach alles. Guy Pearce („Memento“) brilliert in seiner Rolle als kaltschnäuziger Widerling, die unheilvolle Atmosphäre schlägt gerade durch die achronologische Erzählweise bis zum Ende in ihren Bann und bei all dem kommt zudem die Gesellschaftskritik nicht zu kurz. Ein ebenso unkonventioneller wie unbequemer Western mit Tiefgang.
4. „La La Land“
5. „David Lynch: The Art Life“
Die Filme von David Lynch wirken seit jeher wie labyrinthische Alpträume, aus denen es kein Entrinnen gibt. Das intime Portrait „David Lynch: The Art Life“ ist in meinen Augen die beste Dokumentation des Jahres, da sie die Ästhetik ihres Protagonisten selbst regelrecht in sich aufgesogen zu haben scheint. Dies ist vor allem Schnittmeisterin Olivia Neergaard-Holm zu verdanken: In Lynchs anekdotenreiche Erinnerungen aus dem Off montierte sie verfremdete Super-8-Aufnahmen, Bildmaterial aus Lynchs Kindheit und Abbildungen von seinen verstörenden Kunstwerken. Experimentelle Musikarrangements und eine unheilvolle Geräuschkulisse vervollkommnen die Anmutung: Als befänden wir uns inmitten von Lynchs eigenen verstörenden Bilderwelten.
6. „Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt“
7. „Blade Runner 2049“
10. „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“