Vor dem Erscheinen von „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ am 14. Dezember 2017 werfen wir einmal einen Blick auf die filmischen und außerfilmischen Aktivitäten von „Star Wars“-Erfinder George Lucas in den vergangenen Jahren. Die kreative Kontrolle über das Sternenkriege-Franchise hat Lucas bekanntlich im Jahr 2012 mit dem Verkauf seiner Produktionsfirma Lucasfilm an Disney abgegeben. Für vier Milliarden Dollar erwarb der Mäusekonzern dabei nicht nur alle Rechte an „Star Wars“ und an „Indiana Jones“, sondern auch die berühmte Spezialeffekte-Schmiede Industrial Light And Magic. Durch den Deal wurde der ohnehin schon steinreiche Lucas noch viel reicher und stieg zum zweitgrößten Disney-Aktionär (die Hälfte der Bezahlung erfolgte in der Form von Wertpapieren) nach den Erben von Steve Jobs auf. Der 1944 geborene Kalifornier könnte sich also in aller Ruhe aufs Altenteil zurückziehen, aber davon kann nicht die Rede sein.
George Lucas‘ Aktivitäten im Filmgeschäft seit dem Verkauf von Lucasfilm
Mit dem Verkauf von Lucasfilm endete nicht sofort die aktive Beteiligung von George Lucas an „Star Wars“: Zum einen betreute er noch bis zum Serienende 2014 als ausführender Produzent die Animationsserie „Star Wars: The Clone Wars“, zum anderen war er an der Produktion von „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ als Creative Consultant beteiligt. Seine Tätigkeit beschränkte sich bei letzterem auf eine Art Ratgeber-Tätigkeit in frühen Projekt-Planungsphasen. George Lucas wurde von Disney also als das wandelnde Star Wars-Lexikon eingesetzt, das er selbstverständlich ist, aber darüber hinaus war seine Mitwirkung offenbar nicht gewünscht.
Diesen Eindruck hatte jedenfalls Lucas selbst, wie er später in einem Interview mit dem inzwischen suspendierten US-Talkmaster Charlie Rose freimütig zugab. Er habe dem Disney-Produktionsteam von ihm verfasste Star Wars-Storys angeboten, doch die Verantwortlichen entschieden sich gegen eine Verwendung. Außerdem ließ Lucas durchblicken, dass „Das Erwachen der Macht“ deutlich anders ausgesehen hätte, wenn es nach ihm gegangen wäre. Der Film sei ihm zu retro. Er hingegen wäre in eine neue, den Zuschauern noch unbekannte Richtung gegangen mit der neuen Trilogie.
Neben den Star Wars-Aktivitäten verfasste Lucas die Vorlagenstory zu „Strange Magic“, einem Animationsfilm-Musical, das eine „Mädchenversion“ von „Star Wars“ werden sollte, auf FILMSTARTS jedoch nur 2 Sterne erreicht. Auch produzierte Lucas den historischen Kriegsfilm „Red Tails" mit Cuba Gooding Jr. und David Oyelowo in Hauptrollen. Für dieses Werk vergaben wir immerhin 3 Sterne.
Während der Verkauf von Lucasfilm finanziell getrost sowohl für den Disney-Konzern als auch für George Lucas als Gewinn bezeichnet werden kann, hat die Trennung von „seinem Baby“ beim „Star Wars“-Schöpfer doch nach eigener Aussage auch emotionale Wunden hinterlassen. Den Prozess des Loslassens von „Star Wars“ verglich Lucas mit einer (schweren) Trennung von einem Partner: Es wäre am besten, jeglichen Kontakt zum Verflossenen einzustellen, so berichtete es Lucas im Gespräch mit Rose. So hat er es dann auch nach „Episode 7“ gehalten, aber den zweiten Disney-Star-Wars-Kinofilm „Rogue One: A Star Wars Story“ vom Briten Gareth Edwards hat er sich trotzdem angesehen und siehe da: Er gefiel ihm ziemlich gut.
Milliardenplan: Ein „Museum für die narrativen Künste“ in Los Angeles
Seit einiger Zeit konzentriert sich George Lucas nun schon auf außerfilmische Tätigkeiten. Nach dem Geschäft mit Disney unterzeichnete er den sogenannten Giving Pledge der Milliardäre Bill Gates und Warren Buffet, in dem sich Superreiche verpflichten, mehr als die Hälfte ihres Vermögens für karitative Zwecke auszugeben. Und in der Tat hat Lucas seit dem Verkauf enorme Geldmengen für verschiedene Projekte bereitgestellt, so spendete er beispielsweise im Jahr 2013 25 Millionen Dollar an das in Chicago ansässige Nonprofit-Unternehmen „After School Matters“, das Jugendliche durch Nachmittagsaktivitäten von der Straße halten möchte.
Doch das eindeutig größte Projekt von George Lucas ist die Errichtung eines Museums für die narrativen Künste. Dieser Museumsneubau sollte zunächst in Chicago angesiedelt werden, bevor San Francisco, George Lucas‘ langjährige Heimatstadt, und Los Angeles um den Sitz konkurrierten. Im Januar 2017 wurde verkündet, dass der futuristisch aussehende Museumsbau nun in der Filmmetropole L.A. errichtet werden soll.
Und in ihm sollen private Sammlungen von George Lucas ausgestellt werden, die offenbar in ihrem Umfang ausreichen, um ein gesamtes Museum zu füllen! Darunter sind berühmte Werke der Maler Norman Rockwell und Edgar Degas sowie weitere Kunstschätze, aber natürlich auch alles, was irgendwie mit „Star Wars“ zu tun hat. Denn Lucas besitzt sowohl Erinnerungsstücke wie auch tatsächliche Gegenstände aus den Produktionen der verschiedenen Kinofilme. Wird dieses Super-Museum ein Mekka für „Star Wars“-Jünger werden? Das ist schwer abzuschätzen und der Schwerpunkt auf die narrativen Künste (eine ohnehin recht unklare Kategorie) ist zumindest umstritten. So gab der Kunstkritiker der LA Times, Christopher Knight, zu bedenken, wie sehr mit einer solch gewaltigen Geldsumme ALLEN Künsten in der Stadt Los Angeles geholfen werden könnte. Das Magazin LA Weekly bezeichnete das Museum dann auch als „vanity project“ von George Lucas, zu Deutsch etwa „Eitelkeits-Projekt“.
Unabhängig von allen weiteren Aktivitäten hat George Lucas seinen Platz in der Popkultur und in den Herzen von „Star Wars“-Fans weltweit aber natürlich sicher…