In Hollywood ist der Groschen gefallen: Nachdem zunächst Produzent Harvey Weinstein der sexuellen Belästigung und Vergewaltigung beschuldigt wurde, meldeten sich immer mehr Frauen und Männer aus der Branche zu Wort, die auch anderen Filmschaffenden ähnliche Vorwürfe machten und sich gegenseitig Mut zusprachen, die Missstände im Filmgeschäft öffentlich zu machen. Diese angesichts der erschütternden Zustände äußerst begrüßenswerte Entwicklung zieht nun auch immer mehr Konsequenzen für aktuelle Film- und Serienproduktionen nach sich: Nachdem auch Kevin Spacey der sexuellen Belästigung beschuldigt und die Produktion der sechsten Staffel von „House Of Cards“ angehalten wurde, gab Netflix nun bekannt, die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler mit sofortiger Wirkung zu beenden.
"House Of Cards": Netflix entwickelt Spin-offs nach Absetzung der Serie mit Kevin SpaceyNachdem Schauspieler Anthony Rapp („Star Trek: Discovery“) als erstes Vorwürfe gegen Kevin Spacey erhob, worauf eine in den Sozialen Medien massiv kritisierte Entschuldigung Spaceys folgte, äußerten noch mehr Menschen Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den Schauspieler, wie unter anderem Variety berichtet. Netflix, die Plattform hinter der Drama-Serie „House Of Cards“, leitete bereits nach Rapps Vorwürfen erste Schritte ein, um sich öffentlich zu positionieren: Das Ende der Serie nach der damals in Produktion befindlichen sechsten Staffel wurde verkündet, es wurde jedoch betont, dass dies bereits länger beschlossen sei. Die Vorwürfe gegen Spacey nannte man „zutiefst beunruhigend“ und kündigte eine genaue Prüfung an.
"House Of Cards"-Dreharbeiten unterbrochen
Als erste Konsequenz der dann weiter folgenden Auseinandersetzung der Netflix-Verantwortlichen mit den Anschuldigungen gab man am 1. November 2017 die Unterbrechung der Dreharbeiten der finalen sechsten Staffel, in der Spacey noch mitwirken sollte, auf unbestimmte Zeit bekannt. Zwischenzeitlich wurde dann auch bekannt, dass mehrere Mitarbeiter an der Netflix-Serie Belästigungsvorwürfe gegen den Schauspieler erhoben haben. Nun ist der nächste Schritt erfolgt: Wie The Hollywood Reporter berichtet, hat Netflix endgültig und mit sofortiger Wirkung die Arbeit mit dem zweifachen Oscarpreisträger (1996 für „Die üblichen Verdächtigen“, 2000 für „American Beauty“) aufgekündigt.
In einem Statement heißt es: „Netflix wird sich nicht an einer weiteren Produktion von ‚House Of Cards‘ beteiligen, die Kevin Spacey einschließt. Wir werden unsere Arbeit mit MRC [der Produktionsfirma hinter der Serie] zunächst noch fortsetzen, um unseren weiteren Weg im Zusammenhang mit dieser Serie abzuschätzen.“ Während Netflix die Zusammenarbeit mit Spacey klar beendete, wird in einem entsprechenden Statement von MRC von einer „Suspendierung“ gesprochen.
Mögliches Verfahren: Frank Underwood wird aus dem Drehbuch geschrieben
Die Veröffentlichung der sechsten Staffel war für Mitte 2018 geplant, dieser Termin dürfte nun hinfällig sein. Ob man die Serie überhaupt fortsetzt und wie dann mit Spaceys Figur des Frank Underwood verfahren wird, bleibt abzuwarten. Unter anderem The Hollywood Reporter berichtet, man suche nach einem Weg, die Figur für die finale Staffel aus dem Drehbuch zu schreiben. Die zwei bereits gedrehten Folgen der Staffel dürften im Giftschrank landen. Weiterhin auf dem Plan hat man bei Netflix aber anscheinend noch die kürzlich angekündigten Spin-offs, in denen ein Mitwirken Spacey schon nicht mehr vorgesehen war.
Netflix will Biopic "Gore" nicht veröffentlichen
Der Rausschmiss von Kevin Spacey bei Netflix betrifft außerdem noch ein anderes Projekt: Wie der Streaming-Riese mitteilte, werde man die Veröffentlichung des bereits abgedrehten und sich derzeit in Postproduktion befindlichen Spielfilms „Gore“ von Michael Hoffman nicht weiter verfolgten. Spacey spielte die Hauptrolle des Schriftstellers, Schauspielers und Politikers Gore Vidal und fungierte als Produzent.