„The Handmaid’s Tale“ schrieb in der Nacht vom 17. auf den heutigen 18. September 2017 Geschichte: Noch nie zuvor gewann eine Eigenproduktion eines Streaminganbieters den begehrten Emmy in der Hauptkategorie „Bestes Drama“. Nicht Netflix oder Amazon brach nun diesen Bann, sondern Hulu, eine nur in den USA verfügbare Plattform, für die sich unter anderem mehrere US-TV-Sender zusammengeschlossen. Hulus Hitserie, eine Adaption des gleichnamigen Romans von Margaret Atwood wurde dabei nicht nur als beste Serie ausgezeichnet, sondern gleich achtfach prämiert: unter anderem gab es noch die Preise für die beste Hauptdarstellerin, das beste Drehbuch und die beste Regie. Zwar ist die literarische Vorlage zur dystopischen Serie bereits 32 Jahre alt (und wurde 1990 schon einmal von Volker Schlöndorff fürs Kino adaptiert), in einigen inhaltlichen Aspekten jedoch könnte sie kaum aktueller sein. Das haben auch die Macher von „The Handmaid’s Tale“ erkannt – und mit der ersten Staffel beinahe folgerichtig einen großen Erfolg gelandet.
Das Drama spielt in einer nahen Zukunft, die vor allem für Frauen düstere Aussichten bereithält: Als Resultat von Geschlechtskrankheiten und Umweltschäden haben die meisten von ihnen ihre Gebärfähigkeit verloren. Das Fortbestehen der Menschheit über weitere Generationen hinweg ist dadurch in Gefahr, weshalb drastische Maßnahmen ergriffen werden: Nach dem Ende eines Bürgerkriegs hat eine radikale christliche Organisation die Macht übernommen und die Gesellschaft in soziale Klassen aufgeteilt. Am unteren Ende dieser Skala befinden sich diejenigen wenigen Frauen, die noch Kinder bekommen können – sie unterstehen wohlhabenden Paaren aus der Elite und werden vom jeweiligen Hausherrn im Rahmen eines Rituals, bei dem auch die Ehefrau anwesend ist, so lange systematisch vergewaltigt, bis eine Schwangerschaft eintritt.
Allerdings beginnt der Horror für das weibliche Geschlecht in „The Handmaid’s Tale“ eigentlich sehr viel früher, denn bereits vor der utilitaristischen Revolution wurden US-amerikanische Frauen in ihren Rechten stark beschnitten. Wie Rückblenden zeigen, durften sie beispielsweise schon zu „besseren Zeiten“ nicht einmal arbeiten oder ein Konto führen. In der Gegenwart schließlich stehen gegen potentielle fruchtbare Rebellinnen grauenvolle Akte auf der Tagesordnung, darunter sogar Genitalverstümmelungen – für die Möglichkeit einer Empfängnis braucht es schließlich kein Lustempfinden. Zusammenfassend also lässt sich festhalten, dass einige Heldinnen aus der Serie jegliches Recht auf Selbstbestimmung verloren haben, was nicht zuletzt am Namen abzulesen ist, den jede Magd neu zugeteilt bekommt, sobald sie in einem neuen Haushalt diesen muss. Dieser setzt sich aus einem „Of“ (=von) sowie dem Vornahmen des entsprechenden Masters zusammen – so wird aus June Osborne (Elisabeth Moss) Offred, also quasi die Magd von Fred.
Die Rechte und Leiden der Frau
Vieles aus „The Handmaid’s Tale“ verleitet dazu, Parallelen zu den Vereinigten Staaten unter der Präsidentschaft Donald Trumps zu ziehen, der seit seiner Amtseinführung eine äußerst konservative Abtreibungspolitik propagiert – und damit Frauen vorschreiben möchte, was sie mit ihrem eigenen Körper machen beziehungsweise nicht machen dürfen. Die US-Comedy-Reihe „Funny Or Die“ produzierte sogar einen vielbeachtetes Video: „Trump's The Handmaid’s Tale“. Weibliche Genitalbeschneidung ist daneben in Teilen der Welt nach wie vor gängige Praxis, woran die Autoren bewusst erinnern. Jedoch sind Frauen in der Serie nicht die einzigen Leidtragenden, vielmehr geht es um die umfassende Darstellung eines totalitären, von Fanatismus geprägten Systems, dessen Gegner – wie in der NS-Zeit – gnadenlos vernichtet werden.
So verbindet „The Handmaid’s Tale“ die Schrecken der Vergangenheit mit einem zukunftsdüsteren Grauen mit Alarmfunktion, was aber nicht bedeutet, dass die Betroffenen ihre Würde verlieren oder hier nur Trauer und Demütigung angesägt wären. Im Gegenteil weiß die intelligente und attraktive Protagonistin Offred, dass ihre Weiblichkeit ihr automatisch auch eine gewisse Macht über ihre Peiniger verleiht (sicher nicht umsonst sind die Gewänder der Mägde in einem Signal-Rot gehalten) – und eigentlich erst dadurch wird „The Handmaid’s Tale“ zu einem packenden, feministischen Manifest.
Eine zweite Staffel der mit unter anderem Yvonne Strahovski („Chuck“), Joseph Fiennes („Luther“) und Alexis Bledel („Gilmore Girls“) in weiteren Rollen hochkarätig besetzten Erfolgsserie ist so auch bereits bestellt und soll 2018 auf Hulu erscheinen. Aber erst einmal kommt die erste Staffel nach Deutschland. Die Telekom hat sich die Rechte gesichert und zeigt die dystopische Sci-Fi-Serie unter dem Titel „The Handmaid‘s Tale - Der Report der Magd“ ab dem 4. Oktober 2017 exklusiv und für eigene Kunden ohne Aufpreis auf dem neuen Dienst EntertainTV Serien.