„Was sind Sie eigentlich für’n Priester?“ Diese Frage des BND-Mitarbeiters Jonas (Ludwig Trepte) ist durchaus berechtigt, wenn man sich die Hauptfigur der 13th-Street-Serie „Culpa - Niemand ist ohne Schuld“ anschaut. Der namenlose Geistliche (Stipe Erceg) raucht, flucht und springt mit den Besuchern seiner Kirche gerne auch mal ruppig um. Doch seine unkonventionelle Art ist keineswegs Zeichen dafür, dass er seinen Job oder seinen Glauben nicht ernst nimmt – ganz im Gegenteil: In seinem Beichtstuhl hört er sich geduldig so manches düsteres Geheimnis an, darunter auch geplante Verbrechen. Das Beichtgeheimnis zwingt ihn jedoch zum Stillschweigen gegenüber der Polizei. Daher setzt er auf seine eigene Überzeugungskraft, um die Beichtenden von ihren grausamen Vorhaben abzubringen...
Für die Entwicklung und Realisierung seiner ersten fiktionalen Eigenproduktion fand sich beim Sender 13th Street ein junges Kreativteam aus den eigenen Reihen um Showrunner und Regisseur Jano Ben Chaabane zusammen, das seine Serie vor allem in der fast 150 Jahre alten Berliner Zionskirche drehte. Dort konnten Chaabane und Co. mit unter anderem Stipe Erceg („Die fetten Jahre sind vorbei“), Ludwig Trepte („4 Blocks“), Detlef Bothe („Anonymus“), Alina Levshin („Kriegerin“) und Maxim Mehmet („Männerherzen“) so einige namhafte Talente für ihr ambitioniertes Projekt versammeln. TV-Premiere der ersten Folge ist am heutigen 12. Juli 2017 um 20.13 Uhr bei 13th Street (zum Beispiel empfangbar über Sky, Vodafone, Unitymedia, Telecolumbus und Telekom Entertain). Die restlichen Episoden folgen dann jeweils Mittwoch zur selben Zeit.
Unser Fazit: „Nicht jede Sünde ist ein Verbrechen, aber jedes Verbrechen ist eine Sünde... Es sei denn, ich kann es verhindern.“ Mit recht banalen Worten wird jede der vier „Culpa“-Folgen eingeleitet. Doch zum Glück hält sich die Serie ansonsten von derartigen Plattitüden fern. „Culpa“ punktet jedoch nicht nur mit den knackigen und spannungsgeladenen Dialogen zwischen den potentiellen Sündern und dem Priester, der sie (meist) allein durch die Macht der Sprache versucht, auf den rechten Weg zu bringen. Auch die stimmungsvollen und wohlkomponierten Bilder von Kameramann Tobias Koppe tragen einen großen Teil zum atmosphärischen Blick in menschliche Abgründe bei. Getragen wird das Ganze aber nicht zuletzt vom charmanten Spiel des einnehmenden Hauptdarstellers Stipe Erceg, der auch dafür sorgt, dass der subtile Humor der Drehbücher die Krimihandlung nicht untergräbt. Über ihn wird auch ein bisweilen kritisches, differenziertes Bild vom Konzept Beichte gezeichnet, ohne aber lediglich plump bloßzustellen.
Wenn man „Culpa“ wirklich etwas vorwerfen will, ist es wohl die Kürze. Mit gerade einmal vier halbstündigen Folgen kann man der Komplexität der behandelten Fragen einfach nicht immer zur Genüge gerecht werden. Umso mehr hoffen wir auf eine baldige Fortsetzung des spannenden Projekts.