Als Luke Skywalker (Mark Hamill), Chewbacca (Peter Mayhew) und Han Solo (Harrison Ford) in „Star Wars: Episode IV“ versuchen, die gefangene Prinzessin Leia (Carrie Fisher) aus ihrer imperialen Zelle zu befreien, ist überhaupt nichts normal: Die Helden haben sich als Sturmtruppler verkleidet – aber nachdem ihr vermeintlich gefangener Wookie einen Imperialen weggekloppt hat, kommt es zu einer Schießerei, deren Krach Han einem imperialen Bediensteten übers Mikrofon mit einer miesen Ausrede zu erklären versucht. Teil dieser Ausrede ist die steile Behauptung „Situation normal“. Chris Miller, der gemeinsam mit seinem Kollegen Phil Lord als „Star Wars: Han Solo“-Regisseur entlassen wurde, twitterte jüngst:
Bei wörtlicher Interpretation ist dieser Tweet ein unkonkretes Statusupdate. Gemeint sein kann z. B., dass Miller und Phil Lord nach der Aufregung wegen ihres überraschenden Rauswurfs zur Tagesordnung übergehen, sich nun vielleicht in Ruhe der Vorbereitung von „The Flash“ widmen. Aber weil sich Millers und Lords Ex-Projekt nun mal um Han Solo dreht und die beiden ihre Filme, ob „The LEGO Movie“ oder „21 Jump Street“, stets mit zahlreichen Anspielungen versehen, braucht es keinen gedanklichen Hyperraumsprung, um „Situation normal“ als „Star Wars“-Zitat zu verstehen. Und damit als Kommentar zu der für Hollywood ungewöhnlichen Situation, dass zwei Regisseure kurz vor Ende der Hauptdreharbeiten ihrer Posten enthoben wurden. Auf Twitter sieht man das ähnlich, siehe Antworten wie diese:
Eine weitere Interpretation: Millers Tweet ist ein Teil der Redensart „situation normal all fucked up“ (abgekürzt „SNAFU“, übersetzt: „Situation normal, alles im Arsch“). Die Formulierung entstand unter US-amerikanischen Soldaten und beschreibt eine chaotische Situation. Dass die Situation am „Han Solo”-Set überhaupt nicht normal war, auch bevor Phil Lord und Chris Miller nach kreativen Differenzen durch Ron Howard ersetzt wurden, dazu sind weitere Indizien aufgetaucht. Das gut vernetzte Branchenmagazin Hollywood Reporter brachte in Erfahrung, dass Produzentin Kathleen Kennedy und Drehbuchautor Lawrence Kasdan unzufrieden gewesen sein sollen mit der Anzahl der Aufnahmen pro Tag. Die Regisseure, deren Improvisationen bereits zuvor als Problem genannt wurden, hätten demnach schlicht zu wenig Material gedreht, zu wenig unterschiedliche Kameraperspektiven geboten. Sie hätten zu lange gebraucht, Entscheidungen zu treffen – und auch mit Alden Ehrenreichs Leistung als junger Han Solo sei Lucasfilm nicht zufrieden gewesen, weswegen ein Schauspielcoach hinzugezogen worden sein soll, als der Dreh schon lief. Auch habe Lucasfilm den Cutter Chris Dickens („Macbeth“) durch Pietro Scalia („Alien: Covenant”, „Der Marsianer”) ersetzt. Phil Lord und Chris Miller wiederum hätten sich durch Lucasfilm nicht nur in ihrer Kreativität beschnitten, sondern auch unter zu starken Zeitdruck gesetzt gefühlt.
Der offizielle Starttermin zum immer noch nicht offiziell betitelten „Han Solo“-Spin-off mit Emilia Clarke, Woody Harrelson, Donald Glover und Phoebe Waller-Bridge ist nach wie vor der 24. Mai 2018. Von TMZ danach gefragt, ob sich der „Star Wars“-Ableger verzögern werde, verweigerte Disney-Chef Bob Iger die Antwort.