„13 Reasons Why“ a.k.a. „Tote Mädchen lügen nicht“ und dessen Serienadaption durch Netflix hat eine wichtige Debatte entfacht: Wie explizit soll, kann, darf und muss Selbstmord in einer literarischen und/oder filmischen Fiktion beschrieben werden und wie berechtigt sind Bedenken hinsichtlich eines negativen Einflusses solcher Inhalte auf junge Menschen? Die Macher der auf dem Roman von Jay Asher basierenden Serie argumentierten bereits ausführlich für die Thematisierung des Suizids, doch nicht alle teilen die Ansicht, dass Jugendlichen der Zugang zu diesem Stoff gewährt werden sollte: Der Mesa County Schulbezirk im US-amerikanischen Colorado nahm den Roman „13 Reasons Why“ kurzzeitig aus dem Verleih seiner Bibliotheken, nachdem die Gemeinde in einem kurzen Zeitraum die Selbstmorde von sieben Schülern zu betrauern hatte.
Wie The Hollywood Reporter berichtet, soll die Befürchtung, das Buch könne Suizid in den Augen seiner Leser romantisieren, der Grund für den Verleihstopp gewesen sein. Einige Bibliothekare sahen dies jedoch anders und prangerten das erlassene Verbot als Zensur an. Tatsächlich stand das Buch kurze Zeit später auch wieder in den Regalen. Dieser Vorfall verdeutlicht jedoch, wie unterschiedlich die Meinungen über den Umgang mit dem sensiblen Thema sein können.
Die Kontroverse um die 13 Episoden umfassende Netflix-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“, die entsprechende Buchvorlage und auch die anstehende zweite Staffel der sehr erfolgreichen Adaption wird wohl noch eine Weile anhalten und vermutlich auch nicht gänzlich aufgelöst werden. In dem Artikel von The Hollywood Reporter heißt es weiter, dass viele Schulleiter der USA vor der Serie warnen. Gleichzeitig nehmen die Serien-Verantwortlichen ihre Verantwortung aber auch nicht auf die leichte Schulter: So wurde von Netflix u.a. ein ausführliches Hintergrund-Video produziert, in dem die Macher und Stars der Serie mit Psychologen über die Inhalte und die Realität psychischer Erkrankungen und psychosozialen Leidensdruckes, gerade unter Jugendlichen, diskutieren.
Auch wir weisen darauf hin, dass Suizid kein Ausweg ist. Wenn deine Gedanken darum kreisen, dir das Leben zu nehmen, dann empfehlen wir dringend, dass du das Gespräch mit anderen Menschen suchst. Sprich mit deiner Familie oder deinen Freunden, einem Arzt oder Psychologen oder mit einer anderen Vertrauensperson darüber. Wenn du anonym bleiben willst, dann gibt es mehrere Angebote der TelefonSeelsorge, die nicht nur kostenfrei, sondern auch absolut vertraulich sind (und zum Beispiel auch nicht auf der Telefonrechnung auftauchen). Unter den Nummern 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 wird dir geholfen. Alternativ kann man sich auf der Webseite der TelefonSeelsorge auch einen Chattermin vereinbaren oder die Mailberatung in Anspruch nehmen. Auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention gibt es zudem eine Übersicht über weitere Beratungsstellen.