FILMSTARTS: Als Spider-Man spielst du jetzt eine absolute Kultrolle! Wie hast du reagiert, als du herausgefunden hast, dass du die Rolle tatsächlich kriegst?
Tom Holland: Ich bin durchgedreht! Ich war bei mir zuhause in London, habe durch Instagram gescrollt und gesehen, dass Marvel ein Bild von Spider-Man gepostet hat, unter dem geschrieben stand: „Geh auf unsere Website, um herauszufinden, wer der neue Spider-Man ist.“ Also bin ich auf die Seite gegangen und habe meinen Computer direkt wieder zugeklappt. Ich war mental noch nicht auf die Antwort vorbereitet. Aber zum Glück habe ich dann doch noch geschaut und da stand mein Name. Ich warf meinen Laptop in die Luft und schrie rum. Als ich es dann meiner Familie erzählt habe, meinte mein Bruder Harry nur: „Die wurden wahrscheinlich gehackt. Die würden dich doch anrufen, wenn das echt wäre.“ Also rief ich meinen Agenten an und in dem Moment rief Kevin Feige mich an und sagte, dass ich der neue Spider-Man wäre. Das wirklich Krasse war dann aber, wie die Nachricht anschließend innerhalb von einer Stunde um die ganze Welt ging. Ich fühlte mich wie der erste, der davon erfahren hat – obwohl ich es ja auch nur zufällig online gesehen hatte. Was für ein verrückter Tag.
FILMSTARTS: Was für eine Verbindung hattest du denn vorher zur Spider-Man-Comic-Welt?
Tom Holland: Als Kind habe ich gar nicht so viele Comics gelesen, aber ich mochte die Fernsehserien und habe einige Spider-Man-Kostüme zu Hause. Aber als ich die Rolle dann hatte, bekam ich sämtliche „Spider-Man“-Comics zugeschickt. Es ist großartig, sie zu haben, denn sie sind für mich wie ein Spickzettel: Immer wenn ich eine Frage habe, die mir keiner beantworten kann, blättere ich durch die Comics, denn da gibt es auf jede Frage eine Antwort.
FILMSTARTS: Wie war es, das erste Mal den Spider-Man-Anzug anzuziehen?
Tom Holland: Da habe ich zwei Geschichten. Die erste ist zu „The First Avenger: Civil War“. Da ich erst so spät gecastet wurde, mussten vorher schon Szenen mit meinem Stuntdouble gedreht werden - und als ich dann schließlich ans Set kam, hatten sie keine Zeit mehr, mir einen eigenen Anzug anzufertigen. Also trug ich seinen, aber er war viel größer als ich – deshalb hatte der Anzug bei mir auch nicht den glatten Look, den er später im Film hat, sondern sah viel mehr aus wie ein Sack. Aber als ich dann das erste Mal den Anzug für „Spider-Man: Homecoming“ angezogen habe, war das großartig. Ehrlich gesagt fühlt er sich sogar so echt an, dass man denkt, er würde wirklich funktionieren und könnte tatsächlich Spinnweben verschießen. Das stimmt aber leider nicht.
FILMSTARTS: Um in dem Anzug eine gute Figur zu machen, war sicher auch einige Vorbereitung nötig. Wie sah das körperliche Training im Vorfeld der Dreharbeiten aus?
Tom Holland: Ich habe schon immer regelmäßig Sport gemacht und versuche da auch immer, mich noch weiter zu verbessern und zu steigern. Der Stunt-Koordinator rief mich an und sagte, dass ich die meiste Zeit an Seilen hängen würde und da ist es das Wichtigste, dass man die Körperspannung halten kann. Also habe ich eine ganze Menge Sit-Ups und Ähnliches gemacht, um meine Körpermitte zu stärken. Insgesamt hat mir aber auch sehr geholfen, was ich für das Billy-Elliott-Musical gelernt habe.
FILMSTARTS: Mit „Civil War“ hast du ja schon einen kleinen Vorgeschmack auf das Leben als Marvel-Superstar bekommen. Wie hat sich dein Alltag verändert, seit du die Superhelden-Rolle bekommen hast?
Tom Holland: Er hat sich leicht verändert. Ich mache daheim immer noch den Abwasch und dort bin ich auch immer noch dasselbe Kind. Aber wenn ich zum Beispiel in ein ausgebuchtes Restaurant will, dann höre ich manchmal: „Oh, der Tisch ist für Spider-Man? Na klar haben wir einen Tisch!“ Also in der Hinsicht gibt es einige großartige Änderungen. Aber Marvel passt da auch gut auf mich auf und leitet mich in die richtige Richtung, weil man auch leicht abrutschen kann, wenn man einen Job dieser Größenordnung bekommt. Aber ich bin so froh, genieße es bis jetzt in vollen Zügen und werde das auch weiterhin tun.
FILMSTARTS: Wie hat Marvel dich denn in die richtige Richtung geleitet?
Tom Holland: Es ging schon damit los, dass Robert Downey Jr. mir in einer E-Mail schrieb, was in den nächsten Monaten auf mich zukommen würde und wie man sich am Set verhält. Ich habe einiges von ihm gelernt: Er ist immer pünktlich, immer höchst professionell, immer vorbereitet, nett zu jedem und bringt einfach eine unglaubliche Energie ans Set, die die Crew dazu treibt, härter zu arbeiten – was dann schließlich auch zu einem besseren Ergebnis führt. Das habe ich dann ebenfalls versucht und ich glaube, das hat auch starken Einfluss auf das Ergebnis gehabt. Außerdem gibt es Presse- und Social-Media-Regeln. Also was ich sagen darf und was nicht, was ich posten kann und wann. Das war eine ziemliche Lernkurve, aber ich hab viel Spaß daran gehabt und auch eine Menge dazugelernt.
FILMSTARTS: Peter Parker und Spider-Man sind zwei vollkommen unterschiedliche Charaktere. Einer ist cool, der andere ein Nerd. Mit wem kannst du dich besser identifizieren?
Tom Holland: Es ist wichtig, dass man sich immer, wenn man Spider-Man sieht, in Erinnerung ruft, dass unter dem Anzug Peter Parker steckt. In einigen der Vorgängerfilme hätte man in den großen Actionszenen schon mal leicht vergessen können, dass das ja eigentlich ein Kind ist. Also haben wir großen Wert darauf gelegt, dass der Junge im Anzug physikalisch genauso aussieht wie der normale junge Peter. Aber ich habe es wirklich geliebt, Peter zu spielen! Er ist ein Nerd und nicht der Coolste in der Schule, aber es gibt so viel anderes, was ihn interessant macht. Zum Beispiel, dass er sehr clever ist. Das liebe ich, weil ich es im echten Leben nicht bin. (lacht) Aber im Spider-Man-Anzug zu stecken, sich herumzuschwingen, zu kämpfen und Stunts zu machen, ist einfach ein wahrgewordener Traum. Also kann ich wirklich nicht sagen, welchen von beiden ich lieber mag.
FILMSTARTS: Apropos Vorgängerfilme: Hattest du schon Kontakt mit einem der anderen Spider-Man-Darsteller?
Tom Holland: Nein, leider nicht. Beide haben aber wirklich nette Dinge gesagt, als „Civil War“ rauskam. Ich bin ein großer Fan von Tobeys und Andys Filmen und ich habe von beiden kleine Stücke genommen und in meine eigene Performance eingebaut. Ich freue mich wirklich darauf, die beiden irgendwann mal zu treffen.
FILMSTARTS: Ein anderes interessantes Aufeinandertreffen ist das von Spider-Man und den Bösewichten. Gäbe es da einen Schurken, gegen den du besonders gerne einmal in einem Film antreten würdest?
Tom Holland: Aus den Comics liebe ich Doctor Octopuss und Venom, aber wenn es irgendwie möglich wäre, würde ich gerne gegen Carnage antreten. Das wäre großartig. Aber dann muss es ein R-Rated-Film werden, man kann keinen Film mit Carnage für Kinder und Jugendliche machen.
FILMSTARTS: Du wirst Spider-Man jetzt ja in einigen Filmen spielen. Aber ahnst du schon, was da auf dich zukommt, wenn du jetzt für mindestens zehn Jahre Spider-Man bist und eventuell eines Tages komplett mit dieser Rolle identifiziert wirst?
Tom Holland: Mein Ziel ist, dass das nicht passiert. Zusammen mit meinen Agenten versuche ich daran zu arbeiten, ein großer Schauspieler zu werden und nicht nur für „Spider-Man“ bekannt zu sein. Ich schaue jeden Tag nach Jobs, die einen Kontrast zu dieser Rolle darstellen. Der nächste Film, den ich mache, aber über den ich noch nichts verraten darf, wird auf jeden Fall ganz anders. So suche ich gezielt nach Rollen, in denen ich mich als Schauspieler beweisen und mich vielfältig zeigen kann. Also in zehn Jahren würde ich Spider-Man schon gern noch spielen, aber ich will auch als der Schauspieler Tom Holland und nicht nur als Spider-Man-Darsteller Tom Holland bekannt sein.
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„Spider-Man: Homecoming“ startet am 13. Juli 2017 in den deutschen Kinos!