Seit dem 30. März 2017 läuft mit „Ghost In The Shell“ die Realverfilmung des gleichnamigen Mangas mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle in den Kinos. Regisseur Rupert Sanders ehrt darin sowohl den ursprünglichen Comic von Masamune Shirow als auch die Animeverfilmung von 1995 von Mamoru Oshii und „liefert zugleich eine ansprechende eigenständige Vision des Stoffes ab“, wie wir in unserer Kritik schrieben. Aber wie CBC News zuerst berichtet haben, entpuppt sich der Sci-Fi-Thriller nun als handfester Flop.
Mit gerade einmal aufgerundet 19 Millionen US-Dollar Einspiel am ersten Wochenende wurde „Ghost In The Shell“ vom Animationsspaß „The Boss Baby“ und Disneys „Die Schöne und das Biest“ abgehängt. Wie Deadline zudem berichtet, lägen die weltweiten Einspielprognosen des Films bei aktuell insgesamt 200 Millionen Dollar. Nimmt man nun die Produktionskosten von geschätzten 110 Millionen US-Dollar plus Marketingausgaben, werde das Projekt am Ende mindestens 60 Millionen Dollar verlieren.
Wie Deadline weiterhin anführt, gebe es sogar einige Quellen, die das Filmbudget alleine eher in der Nähe von 180 Millionen sehen. Sollte etwas dran sein, könnte sich das Minusgeschäft sogar auf bis zu 100 Millionen US-Dollar belaufen. Und wie bereits erwähnt, diese Summen würde der Film verlieren, wenn er überhaupt die aktuell erwarteten 200 Millionen an den Kinokassen umsetzt. Bisher hat er laut Box Office Mojo weltweit erst 62 Millionen US-Dollar eingenommen (Stand: 6. April 2017) und so wird teilweise bezweifelt, ob er diese 200 Millionen überhaupt erreicht.
Die Gründe für einen Misserfolg des Films können sehr vielfältig sein. Möchte man aber den Ausführungen von Kyle Davies, Chef für den US-Filmvertrieb bei Paramount, glauben, so sind hauptsächlich zwei Faktoren ausschlaggebend: Die Kontroverse um Scarlett Johanssons Besetzung in der Hauptrolle und die daraus resultierenden schlechten Kritiken. „Wir hatten uns bessere Ergebnisse erhofft. Ich denke jedoch, dass die Diskussion ums Casting die Kritiken beeinflusst hat“, wird Davies zitiert. „Man hat also ein Filmprojekt, das den vielen Fanboys sehr wichtig ist, weil es auf einen japanischen Anime basiert. Deshalb versucht man die Balance zu halten zwischen der Ehrung des Ursprungsmaterials und einem Film für die Masse. Das ist eine Herausforderung, aber die Kritiken haben ganz offenbar nicht geholfen.“
Bereits vor dem Kinostart von „Ghost In The Shell“ sorgte Scarlett Johanssons Besetzung für heftige Diskussionen, da viele darin ein neues Beispiel für das sogenannte „Whitewashing“, der Besetzung nicht weißer Figuren mit weißen Darstellern, sahen. Die Kontroverse wurde zwischenzeitlich sogar angeheizt, als herauskam, dass man bei Paramount angeblich visuelle Effekte getestet hätte, mit denen Johansson asiatischer hätte aussehen sollen. Später meldete sich noch Produzent Steven Paul beschwichtigend zu Wort.
Dass allerdings genau dieser Aspekt die Kritiken negativ beeinflusst haben soll, ist sicher eine Vermutung von Davies, die sich nur schwer verifizieren lässt. In der Tat sind die internationalen Kritiken alles andere als überschwänglich ausgefallen, jedoch werden darin mehr Aspekte als nur die Besetzung auseinandergepflückt. The Hollywood Reporter schreibt zum Beispiel, dass der Film nur ein „stark auf computergenerierte Effekte bauendes Unterfangen“ sei, das „mehr Körper als Verstand, mehr Bilder als Ideen“ habe. Bei Metacritic steht „Ghost In The Shell“ derzeit bei durchschnittlichen 52 Punkten im Durchschnitt, bei Rotten Tomatoes sogar nur bei 46%. Beide Seiten sind bekannt dafür, aus möglichst vielen internationalen Kritiken einen Durchschnittswert zu errechnen – aber was wissen die schon.
Kontroverse hin oder her, wir sind jedenfalls der Meinung, dass „Ghost In The Shell“ sehenswert ist. Wer seinen Beitrag dazu leisten will, dass der Film nicht in einem finanziellen Fiasko endet (wie vorhergesagt wird), sollte jetzt noch schleunigst ein Ticket lösen gehen.