Wir werden Carrie Fisher immer als Prinzessin Leia aus den „Star Wars“-Filmen in Erinnerung behalten. Wenn man viele Kinogänger nach weiteren Rollen der Schauspielerin fragt, kommen sie wohl erst einmal ins Stocken – bis einem dann ihre grandiosen Auftritte zum Beispiel in Filmen wie „Blues Brothers“ oder „Harry und Sally“ einfallen. Nichtsdestotrotz bekleidete Carrie Fisher in ihrer Karriere weniger Rollen als die meisten ihrer über einen ähnlichen Zeitraum aktiven Schauspielkollegen. Das hat aber einen Grund: Fisher war nicht nur Schauspielerin, sondern vor allem Autorin. Sie schrieb Bücher, galt aber vor allem lange Zeit als die gefragteste Skript-Doktorin Hollywoods.
Was ist ein Skript-Doktor?
Skript-Doktoren sind die unbesungenen Helden Hollywoods, denn ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit ist, dass möglichst niemand davon erfährt. Sie werden angeheuert, wenn das Skript noch einmal überarbeitet werden muss, der eigentliche Autor aber keine Zeit hat oder man ihm es nicht zutraut. Manche sind darauf spezialisiert, bei einem guten Action-Script vielleicht noch einmal die Dialoge aufzupeppen, andere verstehen sich dagegen darauf, noch eine richtig gute Actionszene in den Film zu schreiben.
Da sie in 99% der Fälle sich verpflichten müssen, ihre Beteiligung geheim zu halten, gehören Skript-Doktoren zu den bestbezahlten Kreativkräften in Hollywood. Aktuell gelten „X-Men“- und „Star Wars“-Produzent Simon Kinberg, „Toy Story 3“-Autor Michael Arndt sowie die „LEGO Movie“-Macher Phil Lord und Chris Miller als Hollywoods bestbezahlte Skript-Doktoren. Laut einer Studie, die der Hollywood Reporter im September 2016 veröffentlichte, bekommen sie zwischen 350.000 und 400.000 US-Dollar pro Woche (!) für Überarbeitungen an Drehbüchern. Bekannte Skript-Autoren waren unter anderem zu den Anfängen ihrer Karrieren Quentin Tarantino (wohl für „The Rock“ und „Crimson Tide“), Joss Whedon („Speed“, „X-Men“) sowie Aaron Sorkin („Schindlers Liste“ und ebenfalls „The Rock“).
Welche Filme hat Carrie Fisher überarbeitet?
Carrie Fisher, die sich übrigens selbst als „Skript Nurse“ bezeichnete, war vor allem Anfang der 90er erfolgreich im Geschäft. Sie galt damals sogar als die gefragteste Skript-Doktorin der ganzen Branche. Mit absoluter Sicherheit lässt sich aufgrund der Verschwiegenheitsklauseln nicht sagen, an welche Filme sie Hand angelegt hat. Es gilt aber als sehr wahrscheinlich, dass ihr Feilen an Steven Spielbergs „Hook“ der Auftrag war, der sie zur damals meistgefragten Überarbeiterin von Drehbüchern in Hollywood machte. Fisher schrieb für den Film fast alle Dialogzeilen von Julias Roberts‘ Figur Glöckchen (Tinkerbell) neu. Whoopi Goldberg verriet zudem, dass Fisher „Sister Act“ überarbeitet hat und zudem bei Disney durchsetzen konnte, dass der Film so gemacht wird, wie es Goldberg wollte. Auch für Actionfilme ging man zu ihr. Shane Black, selbst lange Zeit einer der besten Skript-Doktoren Hollywoods, verriet, dass sie an „Last Action Hero“ und „Lethal Weapon 3“ noch einmal Hand anlegte.
Bis wann Carrie Fisher als Skript-Doktorin aktiv war, ist nicht bekannt. Während sie Anfang bis Mitte der 90er Jahre sich vor Aufträgen wohl kaum retten konnte, trat sie später kürzer. Beim Actioner „Mr. And Mrs. Smith“ von 2005 soll sie noch einmal tätig gewesen sein. Selbst bestätigte sie nur 2008, dass sie diese Arbeit einige Jahre zuvor aufgegeben und für den Nachwuchs Platz gemacht habe. Die Zeiten hätten sich zu sehr geändert, verriet sie der Newsweek für einen Hintergrundartikel: „Es war eine lange, sehr lukrative Episode in meinem Leben. […] Nun hat sich aber alles verändert“, übte sie Kritik am Hollywood-System, denn mittlerweile müsse man seine Ideen für die Überarbeitung einreichen, um den Job überhaupt erst zu bekommen. So können die Studios alle Ideen von allen Autoren einsammeln und am Ende niemanden anstellen. „Das ist freie Arbeit und das nenne ich Zeitverschwendung.“
Hat Carrie Fisher also auch „Star Wars“ überarbeitet?
Wenn Carrie Fisher so eine gute und nachgefragte Autorin war, dann liegt es doch nahe, dass sie auch an den „Star Wars“-Filmen mitgearbeitet hat. Dies hat sie wohl, aber weniger als oft verbreitet wird. George Lucas soll sie bei den Prequels (!) gebeten haben, noch einmal Überarbeitungen vorzunehmen. Der Phoenix New Times verriet sie 2008 nur, dass George Lucas sie gebeten habe, eines (!) der Prequels etwas aufzupolieren. Wenige Tage vor ihrem Tod kursierte zudem via Twitter eine Drehbuchseite aus „Das Imperium schlägt zurück", die voller handschriftlicher Anmerkungen ist. Diese Seite wird nun von zahlreichen Medien als Beweis dafür verbreitet, dass Fisher auch die Drehbücher der Original-Trilogie massiv überarbeitet habe. Allerdings stammt die kursierende Seite aus dem Buch „The Making Of Star Wars: The Empire Strikes Back“. Dort gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Anmerkungen von Fisher stammen. Vielmehr sollen sie von Regisseur Irvin Kershner stammen.
In dem bereits angesprochenen Interview mit der Phoenix New Times wiederholte Fisher derweil eine bereits legendäre Aussage, die sie und Harrison Ford beim ersten „Star Wars“-Film immer mal wieder zu George Lucas hinsichtlich seiner Dialoge gesagt haben: „Du kannst den Scheiß tippen, aber du kannst ihn nicht aussprechen.“ Die Überarbeitungen überließ sie hier aber wohl noch anderen. Im selben Interview erklärte sie nämlich zudem, dass sie nur für „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ „ein kleines bisschen“ ihrer Dialoge selbst überarbeitet habe.
Diese Film- und Fernsehgrößen sind 2016 alle von uns gegangen!