Die „Gilmore Girls“ sind wieder da und mit ihnen die Serienschöpferin Amy Sherman-Palladino und ihr Ehemann Daniel Palladino, die viele Fans in der siebten und bislang letzten Staffel schmerzlich vermisst hatten. Bei der achten Staffel mit dem Titel „Gilmore Girls: Ein neues Jahr“ übernehmen die Ehepartner nun wieder Regie, Drehbuch und Produktion und setzen die beliebte tragikomische Serie neun Jahre nach Ende der siebten Staffel mit vier neuen Folgen in Spielfilmlänge fort – jede benannt nach einer der vier Jahreszeiten. Die ersten amerikanischen und australischen Branchenmagazine haben nun alle vier Folgen zu Gesicht bekommen und ihre Kritiken veröffentlicht. Das Fazit: „Gilmore Girls: Ein neues Jahr“ sei besser als die vielen mauen Serien-Revivals der vergangenen Jahre, aber zu den alten Stärken wie Figuren, Humor und Tragik gesellten sich einige neue Schwächen, vor allem hinsichtlich Struktur und Aufbau.
Alle Kritiker sind sich darin einig, dass die Rückkehr von Amy Sherman-Palladino und Daniel Palladino der neuen, achten Staffel von „Gilmore Girls“ gut getan habe, Jeff Jensen von Entertainment Weekly etwa bezeichnet den Rhythmus und die Sprache der Dialoge als „Musik für die Ohren“ und Daniel Fienberg vom Hollywood Reporter stellt erleichtert fest, dass die weiblichen Hauptfiguren Lorelai (Lauren Graham), Rory (Alexis Bledel) und Emily (Kelly Bishop) endlich wieder wie sie selbst klingen würden. Auch die Chemie zwischen den Damen stimme laut Fienberg und besonders Graham und Bishop sollen durchweg sehr starke Leistungen zeigen, ein Befund, dem sich Maureen Ryan von Variety und Robert Bianco von AZCentral/USA Today anschließen.
Uneinig ist man sich unter den Kritikern hingegen, was Struktur und Aufbau der vier neuen Folgen betrifft. Sowohl Fienberg als auch Ryan bescheinigen „Ein neues Jahr“ strukturelle Schwächen und kritisieren, dass der Aspekt Fan-Service (etwa in Form von zahllosen Cameos) vor allem zu Beginn stark im Vordergrund stehe und dass sich die Folgen wegen des auf ein großes Finale zulaufenden Aufbaus weniger wie eine Serie, als wie ein sechs Stunden langer Film anfühlten – daher auch die dringende Empfehlung, nicht alle Folgen am Stück anzuschauen. Ähnlich problematisch sehen einige Kritiker das Konzept der vier Jahreszeiten. Das drohe zu einem Gimmick zu verkommen, habe keine Relevanz für die Handlung und, schlimmer noch, wirke oftmals lächerlich. Der Übergang von Winter zu Frühling und Frühling zu Sommer scheine innerhalb eines einzigen Tages zu geschehen, wie es Ben Travers von Indiewire formuliert.
Auch in Hinsicht auf die Relevanz von „Gilmore Girls: Ein neues Jahr“ für die heutige Zeit und auf das Verhältnis der Serie zur Wirklichkeit des Jahres 2016 sind sich die Kritiker uneinig. Jensen und Bianco wollen das Serien-Comeback als willkommene Flucht von der Wirklichkeit verstanden wissen, gerade in Zeiten, in denen düstere, brutale und mit Verschwörungstheorien beladene Serien die TV-Landschaft dominieren. Auch Travers betrachtet diesen Aspekt als gelungen. Für ihn ist „Ein neues Jahr“ eine Geschichte, die sich in gleichen Teilen zeitgemäß-aktuell und wie aus den guten alten Tagen anfühle. Fienberg bemängelt hingegen, dass einige der Popkultur-Anspielungen alles andere als tagesaktuell seien und eher so wirkten, als würde Sherman-Palladino sie schon seit Jahren mit sich herumtragen.
Alle vier Folgen von „Gilmore Girls: Ein neues Jahr“ werden am 25. November 2016 auf Netflix veröffentlicht. Dann könnt ihr euch selbst ein Bild von dem Serien-Revival machen.