Platz 12: „Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben“
(Stanley Kubrick, USA/Großbritannien 1964)
Der Kalte Krieg zwischen den Großmächten USA und der damaligen Sowjetunion mag aus weltpolitischer Sicht nicht vergnügungssteuerpflichtig gewesen sein, aber aus filmhistorischem Blickwinkel war dieses militärische, Dekaden umspannende Dauerscharmützel äußerst ertragreich. Der ätzende und schmerzhaft lustigste Beitrag dieser Fehde, die die Welt in der Kuba-Krise 1962 an den Rand eines Atomkrieges führte, liefert Stanley Kubrick mit seiner satirischen Komödie „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“. Das Regiegenie lädt sein bitter-komisches Kuriositätenkabinett mit absurden Szenen auf, die schreiend komisch sind, aber zeitgleich doch körperlich schmerzen. Da hängt mal eben die Rettung der Welt von einer Handvoll Kleingeld in einem einbruchsicheren Coca-Cola-Automaten ab, das der unvergessliche Peter Sellers (in einer seiner drei Rollen) für einen Telefonanruf benötigt, um den Untergang des Planeten abzuwenden. Und ikonischer als ein Ritt auf der Atombombe kann Komödie auch nicht sein, da verblasst selbst die Existenz einer Weltvernichtungsmaschine fast schon zur schnöden Normalität. Kubricks Irrsinn ist eine böse Satire auf die Ideologie der atomaren Abschreckung, wie sie Nordkoreas Nachwuchsdiktator Kim Jong-Un regelmäßig in Reinkultur wiederbelebt. Vielleicht sollte der Herr bei „Dr. Seltsam“ mal eine bisschen genauer hinsehen…