Wenn man die Oscar-Gewinner vorhersagen will, lohnt sich ein Blick auf die Auszeichnungen der einzelnen Gilden. Im vergangenen Jahr gaben die Gewerkschaften der Produzenten (PGA), der Regisseure (DGA) und der Schauspieler (SAG) alle den Preis an „Birdman“ bzw. Regisseur Alejando G. Inarritu bzw. an das Ensemble. Damit war klar: Der Oscar-Gewinner wird auch „Birdman“ heißen, schließlich gibt es große Übereinstimmungen bei den Wählergruppen.
2016 geht eine solche Prognose nicht. Nachdem die Produzenten „The Big Short“ zum besten Film kürten, zeichneten die Schauspieler „Spotlight“ für das beste Ensemble aus, die Regisseure kürten nun nicht etwa „Spotlight“-Regisseur Tom McCarthy oder Adam McKay („The Big Short“), sondern „The Revenant“-Regisseur Alejandro G. Inarritu und stellen damit endgültig klar: Die Oscars werden in diesem Jahr mindestens ein enger Dreikampf.
Denn alle Auszeichnungen sind eigentlich starke Indikatoren. In bislang 19 von 26 Fällen gewann zum Beispiel auch der PGA-Gewinner den Oscar, in den vergangenen acht Jahren gab es keine (!) Abweichung. Die Gewerkschaft der Regisseure gilt als noch einflussreicher und bestimmt meist entscheidend mit, wer auch den Oscar als Bester Regisseur holt. In 68 Jahren gab es gerade mal in sieben Fällen einen anderen Oscar- als DGA-Gewinner. Und traditionell kommt es auch noch äußerst selten vor, dass sich die Auszeichnungen für „Bester Film“ und „Bester Regisseur“ bei den Oscars unterscheiden.
Alejandro G. Inarritu ist übrigens der erste Regisseur überhaupt, der in 68 Jahren zwei Mal in Folge von der DGA ausgezeichnet wurde. Sollte ihm dieses historische Kunststück auch bei den Oscars Ende des Monats gelingen, wäre er der erste Filmemacher seit Joseph L. Mankiewicz, der 1950 und 1951 für „Ein Brief an drei Frauen“ und „Alles über Eva“ ausgezeichnet wurde. Daneben gelang dieses Kunststück nur noch John Ford 1941 / 1942 für „Früchte des Zorns“ und „Schlagende Wetter“. Sollten Inarritu und „The Revenant“ übrigens beide ausgezeichnet werden, wäre es das erste Mal überhaupt, dass ein Regisseur und sein Film zwei Jahre in Folge gewinnen. Mankiewicz und Ford verpassten bei ihrem Doppeltriumph je einmal den Preis für den Besten Film. Allerdings kam es gerade in den vergangenen Jahren dann doch zwei Mal zu einer eigentlich seltenen, sogenannten Split-Decision. 2013 und 2014 wurden „Bester Film“ und „Beste Regie“ aufgeteilt.
Neben Alejandro G. Inarritu wurden bei den DGA-Awards 2016 u. a. noch Alex Garland als Bester Debütregisseur (für „Ex Machina“), Matthew Heineman („Cartel Land“) als Bester Regisseur einer Dokumentation und David Nutter („Game Of Thrones: Mother's Mercy“) als Bester Regisseur einer Episode einer Drama-Serie ausgezeichnet.