Mit der Maus ins All
Es gibt keine zweite Kindersendung im deutschen Fernsehen, die einen so ungebrochen guten Ruf hat wie „Die Sendung mit der Maus“ – und das schließt auch die „Sesamstraße“ ein, die ja zu Beginn hierzulande ziemlich heftig umstritten war. In vielen Familien ist der Sonntagvormittag deshalb fester Maustermin - und das vollkommen zu Recht! Es gibt kaum Kindersendungen, die so klug Unterhaltung mit Lehrreichem mischen, ohne dabei jemals belehrend oder herablassend zu wirken. Ein wichtiger Teil der „Sendung mit der Maus“ sind natürlich auch die Sachgeschichten, die oft genug Dinge erklären, die wir Erwachsenen auch nicht wissen - wie kommen eigentlich diese dreidimensionalen Bilder in die Glasblöcke?
Zudem ist „die Maus“ ein Refugium für bezaubernde kleine Formate, die sonst im Fernsehen – vom Kino ganz zu schweigen – keinen Platz finden würden. Hier gibt es fast jede Woche eine neue Folge „Shaun das Schaf“ zu sehen und auch Walter Moers’ flunkernder „Käpt’n Blaubär“ hat seinen festen Platz. Darüber hinaus sind immer wieder kleine Kurzfilme oder Miniserien zu sehen, darunter etwas das wunderbare „Trudes Tier“. Diese Formate bringt der WDR seit 2013 nun auch auf DVD heraus, thematisch jeweils nach bestimmten Oberbegriffen sortiert (etwa „Familiengeschichten“, „Sportspaß mit der Maus“). Die einzelnen Filme werden - wie in der TV-Sendung - durch kurze Spots mit Maus, Elefant und Ente verbunden, so dass jede DVD sich auch als längere Fernsehfolge zu einem bestimmten Thema ansehen lässt.
Das ist perfekt zur Überbrückung von Ferienzeiten im Ausland oder für Familien, bei denen der Sonntagmorgen anderen Dingen vorbehalten ist – und natürlich sind es tolle Geschenke für Kinder, die sich gerade besonders für ein bestimmtes Thema interessieren – wie zum Beispiel den Weltraum: Die gerade frisch erschienene neunte DVD reist nämlich „Durch das Weltall zu den Sternen“. Da trifft Shaun auf einen Außerirdischen, Käpt’n Blaubär fängt einen Kometen und eine kurze Geschichte erzählt von der Astronautin Erika Klose. Willi Wiberg ist auch mit von der Partie und in den Sachgeschichten berichtet der deutsche Astronaut Alexander Gerst von seinen Vorbereitungen für den Aufenthalt im All.
Genau da liegt auch der einzige Wermutstropfen dieser Folge: Von den ausführlichen späteren Beiträgen, die mit Gerst während seiner Zeit an Bord der ISS entstanden sind und in denen er zum Beispiel Fragen zum Leben auf der Raumstation und in der Schwerelosigkeit beantwortet hat, ist auf der DVD leider nichts zu finden – hier wurde eine Möglichkeit verpasst, das Thema wirklich ausführlich zu beleuchten. Wer seinen Kindern passend zur Maus-Reise zu den Sternen zeigen möchte, wie Alexander Gerst über sein Leben im All berichtet, kann aber zum Beispiel auf den sehr kindertauglichen Vortrag zurückgreifen, den der Astronaut im Mai auf einer Konferenz in Berlin gehalten hat. Leider ganz ohne Maus.
Rochus Wolff, Jahrgang 1973, ist freier Journalist und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Grundschulalter in Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist der Kinder- und Jugendfilm; seit Januar 2013 hält er in dem von ihm gegründeten Kinderfilmblog nach dem schönen, guten und wahren Kinderkino Ausschau.