Am vergangenen Freitag, den 26. Juni 2015, gab die Academy Of Motion Picture Arts And Sciences bekannt, dass 322 neue Künstler eingeladen wurden, die sich der Academy anschließen können und damit in Zukunft über die Oscars entscheiden dürfen.
Der Vorgang per se ist kein ungewöhnlicher und doch wird er dieses Mal mit ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit bedacht. Die Mehrheit der bisherigen Academy-Mitglieder ist männlich, weiß, schon etwas älter und kommt aus Großbritannien oder vor allem den USA. Doch mit den neuen Einladungen haben die Academy-Chefs einen Trend bestätigt, der schon vor zwei Jahren angefangen hat. Vor allem geht es dabei darum, mehr internationale Filmschaffende aufzunehmen.
Dabei finden sich auf dieser Einladungsliste neben Stars wie u. a. Tom Hardy, Emma Stone, Jason Segel, Eddie Redmayne, Benedict Cumberbatch, Martin Freeman und „Harry Potter“ Daniel Radcliffe, den Regisseuren Edgar Wright und James Gunn oder den Musikern Trent Reznor und Atticus Ross auch der koreanische Filmemacher Bong Joon-ho und sein schauspielernder Landsmann Choi Min-sik, der Franzose Francois Ozon oder der japanische Animationskünstler Isao Takahata, um nur vier von mehreren Dutzend neu eingeladener Mitglieder aus den verschiedensten Winkeln der Welt zu nennen.
Laut dem Hollywood Reporter ist nicht nur die Zahl von 322 Einladungen ein neuer Rekord, sondern es wurden bislang noch nie so viele internationale Filmschaffende und auch noch nie so viele Frauen (u. a. auch die Regisseurinnen Lynn Shelton und Niki Caro sowie die Schauspielerinnen Elizabeth Banks, Felicity Jones und Heather Graham) eingeladen, wie in diesem Jahr. Laut Variety war in den vergangenen zehn Jahren der Schnitt nur bei 133 neuen Mitgliedern pro Jahr.
Die neuen Rekordzahlen sind auch möglich, weil vor einigen Jahren eine Regelung aufgehoben wurde, dass die Academy nur 6.000 Mitglieder haben darf. Neue Einladungen waren damals nur in dem Umfang möglich, in dem alte Mitglieder (meist wegen ihres Todes) ausgeschieden sind. Dies ist nun nicht mehr so. Laut Variety umfasste die Academy zuletzt bereits 6.124 Mitglieder. Wie viele der neu eingeladenen 322 Filmschaffenden die Einladung aber wirklich annehmen, ist noch nicht bekannt.
Laut dem Hollywood Reporter steckt vor allem die neue Academy-Präsidentin Cheryl Boone Isaacs hinter der Einladungswelle, auch wenn diese selbst offiziell nicht persönlich dafür zuständig war. Vielmehr werden die einzelnen neuen Mitglieder von den jeweiligen Zweigen innerhalb der Academy eingeladen, in denen zum Beispiel die Schauspieler, Regisseure, Musiker, Produzenten, PR-Leute etc. organisiert sind. Isaacs bestätigte dem Branchenblatt allerdings, dass man sich auferlegt habe, die Vielfältigkeit von Stimmen, Meinungen und Erfahrungen zu erhöhen und macht damit deutlich, dass sie den einzelnen Zweigen wohl schon ein wenig die Richtung vorgegeben hat.
Neue deutsche Mitglieder fehlen übrigens auf der Liste. Dagegen dürfen sich zwei Schweizer über eine Einladung freuen. Die ursprünglich aus dem Iran stammende Regisseurin Talkhon Hamzavi wurde vom für Kurz- und Animationsfilme zuständigen Zweig eingeladen. Peter Staubli darf sich daneben über eine Einladung der Sound-Kollegen freuen.
Die Academy geriet vor allem bei der jüngsten Oscar-Auswahl in die Kritik, weil in den vier Schauspielerkategorien nur weiße Darsteller und Darstellerinnen nominiert waren und daneben Filmemacherinnen übergangen wurden. David Oyelowo, der in „Selma“ eindrucksvoll Martin Luther King darstellte, dafür aber keine Oscarnominierung bekam, ist übrigens auch auf der Liste der Neueinladungen.
Die komplette Liste der neu eingeladenen Filmschaffenden findet sich auf der Webseite der Academy.