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    Nachgeforscht: Das Geheimnis hinter den Physik-Formeln in "The Big Bang Theory" (und was Indiana Jones damit zu tun hat!)

    Die Helden der Nerd-Sitcom „The Big Bang Theory“ sind Astrophysiker, Raumfahrtingenieure, Neurobiologen und Mikrobiologen. Aber machen die physikalischen Formeln, über die sie sprechen oder die sie an ihre Whiteboards krakeln, eigentlich auch Sinn?

    Warner Bros. Television

    Der durchschnittliche Zuschauer versteht wohl nur noch Bahnhof, sobald die WG-Kumpels Sheldon (Jim Parsons) und Leonard (Johnny Galecki) in „The Big Bang Theory“ damit beginnen, über Stringtheorie und Quantenmechanik zu philosophieren. Dementsprechend müssten sich die Produzenten und Autoren der supererfolgreichen Sitcom eigentlich keine allzu große Mühe geben, die Wissenschaft hinter den Gags möglichst stimmig auszuarbeiten.

    Warner Bros. Television

    Aber „The Big Bang Theory“ ist nun mal eine Nerd-Serie – und darauf sind die Macher auch stolz! Deshalb haben sie extra den anerkannten Astronomie- und Physik-Professor David Saltzberg (Foto unter diesem Absatz) von der UCLA als Berater angeheuert, um sicherzustellen, dass die wissenschaftlichen Dialoge und mathematischen Formeln auch alle möglichst zu 100 Prozent korrekt sind. Die Zusammenarbeit begann dabei sogar schon lange, bevor es überhaupt mit dem Dreh der Pilotepisode losging – damals kontaktierten die Setdesigner der Serie den Professor, um sich von ihm reale Appartements von Doktoranten zeigen zu lassen. Sie hatten bis dahin schließlich keinen Schimmer, wie es in der Wohnung eines jungen Wissenschaftlers eigentlich so aussieht.

    Warner Bros. Television

    Seitdem bekommt Saltzberg vorab die Skripts zu jeder Episode zugeschickt, in denen bewusst Teile der Dialoge weggelassen wurden. Stattdessen steht dort nur: „Wissenschaft hier einfügen.“ Zudem ist der Professor auch bei den wöchentlichen Live-Aufzeichnungen dabei, um vor Ort sicherzustellen, dass die auf den Whiteborards im Hintergrund zu sehenden Formeln alle korrekt sind. Außerdem ist es laut Produzent Bill Prady dank Saltzbergs Anwesenheit beim Dreh auch möglich, noch kurzfristig Dialoge zu ändern, ohne dabei zu riskieren, dass sich wissenschaftlicher Unfug einschleicht (so hat er etwa einmal direkt am Set ausrechnen müssen, wie schnell eine Flasche wird, wenn man sie aus dem vierten Stockwerk fallen lässt).

    Von 2009 bis 2013 kommentierte Saltzberg auf seinem Blog The Big Blog Theory die wissenschaftlichen Hintergründe der einzelnen Episoden nach ihrer Ausstrahlung. Besonders spannend ist dabei der Eintrag zur vierten Episode der siebten Staffel, die im Original „The Raiders Minimization“ heißt und in der im Hintergrund dieses Whiteboard zu sehen ist:

    Warner Bros. Television

    Diese Formel wurde dort nämlich eingefügt, ohne vorher Saltzberg zu konsultieren. Stattdessen wollten die Produzenten neben der Titel-Anspielung auch noch mit diesem kleinen visuellen Gag auf den ersten Indiana-Jones-Film „Jäger des verlorenen Schatzes“ (OT: „Raiders Of The Lost Ark“) verweisen, denn in dem Abenteuer-Klassiker mit Harrison Ford ist exakt dieselbe Formel an einer Tafel von Professor Jones zu sehen:

    Paramount Pictures

    Richtig glücklich ist Saltzberg jedoch nicht darüber, denn offensichtlich hatte Steven Spielberg damals nicht das Glück, einen Wissenschaftsberater am Set dabeizuhaben – schließlich macht die Gleichung, die entfernt an eine Formel zur Berechnung der Bewegungen von Projektilen erinnert, in dieser Form absolut null Sinn. Abgesehen von diesem augenzwinkernden Easter Egg sind die Gleichungen aber wie gesagt meist fehlerfrei – aber das heißt natürlich noch lange nicht, dass es in den Drehbüchern nicht trotzdem Unstimmigkeiten gibt. So gilt es in der Episode „Super Bowl für Physiker“ etwa bei einem Wettbewerb folgende Gleichung zu benennen, was allerdings keinem der Kandidaten gelingt:

    Aber wie der User gammleur auf gutefrage.net anmerkt, mag das Diagramm zwar für den Laien hochkompliziert aussehen, sollte aber für jeden ernstzunehmenden Physiker sofort zu erkennen sein. Es handelt sich nämlich um das sogenannte Feynman-Diagramm zur Elektron-Positron-Wechselwirkung, das in so ziemlich jeder Vorlesung zur Quantenelektrodynamik vorkommen und damit für die Wissenschaftgenies aus „The Big Bang Theory“ absolut nicht die geringste Herausforderung darstellen sollte.

    Und zum Abschluss hier noch ein kurzes lustiges Video anlässlich der aktuellen, nach einem schlechten Scherz („Wenn man Frauen im Labor kritisiert, heulen sie gleich los.“) des inzwischen gefeuerten Nobelpreisträgers Tim Hunt losgebrochenen Sexismus-in-der-Wissenschafts-Debatte – denn zumindest in dieser Hinsicht scheinen die Physikgenies aus „The Big Bang Theory“ schon ein ganzes Stück weiter zu sein als ihre realen Vorbilder:

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