Dass Hollywood hauptsächlich ein konservativer Altherrenclub ist, wurde in naher Vergangenheit gerade im Zusammenhang mit der Oscar-Klatsche für Ava DuVernays „Selma“ immer wieder auch in Bezug auf Genderdiskriminierung heiß diskutiert. Mal ganz abgesehen von der begrenzten thematischen Möglichkeit weiblicher Rollen fällt besonders die geringe Anzahl der Frauen hinter der Kamera ins Auge. Im Dezember 2014 war Angelina Jolie („Unbroken“) neben Richard Linklater („Boyhood“), Mike Leigh („Mr. Turner - Meister des Lichts“), Bennett Miller („Foxcatcher“), Morten Tyldum („The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben“) und Christopher Nolan („Interstellar“) die einzige Frau in der Gruppe der sogenannten „A-List“-Regisseure für die jährlichen Roundtable-Diskussion vom Hollywood Reporter. Eine neue Studie des Sundance Instituts und der Organisation Women in Film belegt noch einmal mit konkreten Zahlen die Unterpräsenz von Frauen hinter der Kamera, vor allem im Geschäft der großen Studiofilme.
Die dreijährige Studie zeigt vor allem, dass weibliche Regisseure viel eher an Independent-Filmen arbeiten als an großen Studioprojekten. Beinahe die Hälfte aller Befragten glaube daran, dass weibliche Regiearbeiten eher kleine Publikumsgruppen ansprechen als die Arbeiten ihrer männlichen Kollegen. Auf dem Sundance Film Festival lag von 2002 bis 2014 das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Regisseuren bei drei zu eins, während im gleichen Zeitraum von den 1.300 umsatzstärksten Filmen nur 4,1 Prozent der Projekte von Regisseurinnen stammten. Die Umfragen mit Filmverantwortlichen aus verschiedenen Bereichen verdeutlichen die starke Präsenz von bestehenden Stereotypen: 42 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass es einen Mangel an Regisseurinnen gibt, die überhaupt für eine Blockbuster-Inszenierung in Frage kommen würden und 25 Prozent sagten Regisseurinnen einen Mangel an Ehrgeiz nach. Erschreckende 12 Prozent gaben sogar an, Frauen könnten bestimmte Aspekte einer großen Produktion, wie das Leiten einer großen Crew, nicht bewältigen. Eine wahrscheinlich zutreffendere Aussage machten 22 Prozent der Befragten mit der Feststellung eines generellen Mangels von Frauen in Entscheidungspositionen, was generell die Diversität des Filmbusiness sicherlich stärken würde.