Die Hauptsektion eines der ältesten und bedeutendsten Filmfestivals der Türkei hat ein trauriges Ende gefunden. Am 13. April 2015 sagte der Festivaldirektor Azize Tan an der Seite der diesjährigen Jury den verbleibenden Wettbewerb und die Abschlusszeremonie des 34. International Istanbul Film Festival ab, nachdem dutzende Regisseure aus Protest gegen staatliche Zensur ihre Filme vom Festival zurückgezogen hatten (u. a. Variety berichtet). Das türkischen Kulturministerium hatte zuvor den Festivalveranstaltern untersagt, die Dokumentation "Bakur" ("Norden") zu zeigen, offiziell wegen fehlender Registrierungsbescheinigung. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt bereits andere nicht zertifizierte Filme gelaufen, ohne dass es offiziellen Widerspruch gegeben hatte.
In der Dokumentation "Bakur" zeigen Cayan Demirel und Ertugul Mavioglu den Alltag von Kämpfern in drei unterschiedlichen Lagern der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), dazu wurden auch Interviews mit ranghohen PKK-Mitgliedern geführt. Im Zuge des Verbots warfen mehr als hundert Filmemacher der türkischen Regierung in einem offenen Brief Unterdrückung und Zensur vor: "Wir, die unterzeichnenden Filmemacher, lehnen diese Regulierung als Zensurwerkzeug ab. Das Festivalprogramm wurde vor Wochen angekündigt, und andere türkische, nicht zertifizierte Filme wurden ohne Probleme gezeigt" (via Deadline). Zu den Unterzeichnern gehört Nuri Bilge Ceylan, der in Cannes 2014 die Goldene Palme für seinen Film "Winterschlaf" gewann.