Platz 22: „Lebenszeichen”
(Werner Herzog, Deutschland 1968)
Noch bevor Werner Herzog Meisterwerke wie „Aguirre, der Zorn Gottes“, „Jeder für sich und Gott gegen alle“ oder „Fitzcarraldo“ auf die Leinwand brachte, bewies er sein künstlerisches wie auch erzählerisches Talent in seinem fantastischen Debüt „Lebenszeichen“. Die im Zweiten Weltkrieg angesiedelte Geschichte dreht sich um den verwundeten Deutschen Stroszek (Peter Brogle), der mit seinen Kameraden Becker (Wolfgang von Ungern-Sternberg) und Meinhard (Wolfgang Reichmann) auf die griechische Insel Kos verlegt wird, um dort auf ein unwichtiges Hafenkastell aufzupassen, für das sich schlichtweg niemand interessiert. Während sich die drei Freunde anfangs noch mit Renovierungsarbeiten und albernen Spielchen die Zeit vertreiben, verliert Stroszek zunehmend den Verstand...
Herzog gelingt es perfekt, den ziel- und trostlosen Alltag der Soldaten darzustellen, indem er immer und immer wieder die noch so unbedeutendsten Aktivitäten ausführlich bebildert. Die Belanglosigkeit der Aufgaben zehrt nicht nur an Stroszeks Nerven, sondern auch an denen des Zuschauers. Herzog inszeniert unglaublich selbstsicher, nimmt sich Zeit und reizt die Grenzen des Erträglichen aus. Dabei kann er sich vor allem auch auf seine drei Hauptdarsteller verlassen, die ihre Figuren einerseits am Rande des Wahnsinns darstellen, andererseits ihre Rollen fast schon als Karikatur anlegen - ein Konzept, das voll aufgeht. „Lebenszeichen“ ist das ungemein nervenaufreibende, brillant inszenierte Spielfilmdebüt der Regielegende Herzog, der damit den Weg einer steilen Karriere ebnete!