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    Der FILMSTARTS-Familientipp zum Wochenende: "Drachenzähmen leicht gemacht 2"

    In seiner 14-täglichen FILMSTARTS-Kolumne macht Rochus Wolff Vorschläge für den nächsten Familien-Filmabend - und zwar nicht nur aus der Perspektive eines Filmkritikers, sondern vor allem auch mit seiner Erfahrung als zweifacher Familienvater.

    Die Drachen fliegen wieder!

    Die Sonne lockt und der Sommer fordert regelrecht dazu auf, mit den Kindern an die frische Luft zu gehen. Aber es gibt ja auch Regentage und bald wird es schon wieder Herbst – und dann ist es an der Zeit, mit der Familie mal wieder ins Kino zu gehen oder sich Zuhause einen Film anzuschauen. In meiner neuen FILMSTARTS-Kolumne möchte ich deshalb ab nun alle 14 Tage einen Film speziell für Familien vorstellen, und zwar nicht im Rahmen einer herkömmlichen Filmkritik, sondern als persönliche Empfehlung, warum und für welche Kinder ich den Film besonders toll geeignet finde. Neben aktuellen Kinofilmen und DVD/Blu-ray-Veröffentlichungen wird sich dabei sicher auch der eine oder andere Klassiker einschleichen, den man sich immer wieder und jederzeit mit der Familie anschauen kann.

    Beginnen möchte ich aber mit einem gerade in den Kinos laufenden Animations-Abenteuer, das sehr gut zum sommerlichen Bewegungsdrang passt: „Drachenzähmen leicht gemacht 2“. Der Vorgänger kam im März 2010 ein halbes Jahr vor James Camerons Mammutprojekt „Avatar“ in die Kinos und eigentlich ist es eine Unverschämtheit, dass der im Verhältnis natürlich kleinere Kinderfilm so viel weniger Aufmerksamkeit erhielt, ist er doch im Vergleich nicht nur der bessere, sondern vor allem auch ehrlichere Film. Genau wie „Avatar“ begeisterte auch „Drachenzähmen leicht gemacht“ mit atemberaubend-spektakulären Flugsequenzen, transportierte darüber hinaus die Botschaft von Frieden und einem Leben in Eintracht mit der Natur jedoch sehr viel glaubhafter, weil er sowohl ohne den Militarismus von Camerons Blockbuster-Monstrum als auch ohne einen echten Bösewicht auskam: In „Drachenzähmen“ stand also tatsächlich die gemeinsame Koexistenz (zwischen Wikingern und Drachen) und nie der Sieg über einen Gegner im Vordergrund.

    In dieser Hinsicht ist die Fortsetzung ein kleiner Rückschritt, denn obwohl Wikinger und Drachen inzwischen friedlich miteinander leben, taucht diesmal dann doch ein echter Antagonist auf, der die neugefundene Eintracht gefährdet und dem – wie Hauptfigur Hicks herausfindet – auch nicht mit Reden, sondern nur mit Bekämpfen beizukommen ist. „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ ist also mehr noch als der erste Film ein actionbetontes Spektakel, das sich dadurch eher für etwas ältere Kinder ab etwa zehn Jahren eignet – auch weil Hicks Vater bei einem Kampf ums Leben kommt und das bei einem Film mit so lebendig ausgefüllten Charakteren für kleinere Kinogänger zum rechten Drama werden kann. Trotzdem steckt auch in der Fortsetzung wieder die unbedingte Freude am Leben und an der Bewegung, die auch schon den Vorgänger ausgezeichnet hat: Die Flugszenen versprühen gleich zu Beginn pures Kinoglück und auch später gibt es immer wieder Momente voller Witz und Wunder. Und der Held bleibt auch nach dem Tod des Vaters keinesfalls ganz allein zurück: Hicks‘ Mutter taucht vorher auf – eine gerade für einen Hollywoodfilm ungewöhnlich selbstbewusste, spannende Frauenfigur: stolz und liebevoll, aber auch komplex und widersprüchlich.

    Das sind die Dinge, nach denen ich in einem guten Kinderfilm suche: „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ verbindet wunderbar kinetisches Kino mit hervorragend ausgearbeiteten Figuren, statt nur die immer gleichen Erzählklischees abzuarbeiten und allein mit bunten Bildern zu überzeugen – so begeistert der Film nicht nur sein kindliches Zielpublikum, sondern spricht auch erwachsene Zuschauer an. Und im Fall von „Drachenzähmen leicht gemacht“ kommt noch hinzu, dass der Kinostart des Sequels natürlich einen hervorragenden Anlass bietet, um den ersten Film noch mal (oder sogar zum ersten Mal) zu entdecken – das ist schließlich einer der schönsten Animationsfilme der vergangenen Jahren. Was große Sommerblockbuster angeht, kann man sich von solch einem Film kaum mehr erhoffen.

    In diesen Kinos läuft "Drachenzähmen leicht gemacht 2" am kommenden Wochenende!

    Rochus Wolff, Jahrgang 1973, ist freier Journalist und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Grundschulalter in Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist der Kinder- und Jugendfilm; seit Januar 2013 hält er in dem von ihm gegründeten Kinderfilmblog nach dem schönen, guten und wahren Kinderkino Ausschau.

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