Der deutsche Regisseur Roland Emmerich ist in Hollywood meist mit zutiefst amerikanischen Geschichten wie "Independence Day" oder "Der Patriot" erfolgreich, die er mit gehörigem Bombast inszeniert. Nachdem er es mit dem Shakespeare-Verschwörungs-Drama "Anonymous" mal ruhiger angehen ließ, lässt er es aktuell wieder krachen: Am 5. September 2013 kommt mit "White House Down" wieder ein waschechtes Emmerich-Action-Inferno in die Kinos. Aber Emmerich will scheinbar trotzdem auch weiter kleinere Geschichten erzählen: Sein neues, noch unbetiteltes Projekt soll den Gründungsmythos der Schwulen- und Lesben-Bewegung zum Thema haben.
Am Abend des 28. Juni 1969 kam es in der Szene-Bar "Stonewall Inn" zu gewalttätigen Ausschreitungen, nachdem die New Yorker-Polizei routinemäßig die Gäste schikanierte. Doch in dieser Nacht ließen sich die Frauen und Männer nichts gefallen und setzten sich gegen die staatliche Willkür zur Wehr. Erstaunen zeigte sich auf beiden Seiten und der Beweis von Stärke verbreitete sich in der Gay-Community von New York wie ein Lauffeuer. Hieraus entstand in der Folgezeit die Schwulen- und Lesbenbewegung, die bis heute durch den Christopher-Street-Day und die weltweit gefeierten bunten Straßenfeste öffentlich in Erscheinung tritt und offen für ihre Rechte kämpft.
Laut einem Interview mit Empire will Emmerich, der selbst offen schwul lebt, die Geschichte aus der Perspektive eines schwulen obdachlosen Jungen erzählen, der sich mitten im "Stonewall"-Aufstand wiederfindet und Teil der Schwulen-Bewegung wird. Mit dem Skript beauftragte er den ebenfalls homosexuellen Theater-Autor Jon Robin Baitz (Schöpfer der TV-Serie: "Brothers & Sisters"), der so Emmerich "ein großartiger Schriftsteller" sei. Nun bliebt zu hoffen, dass es beiden gelingt, mit Hilfe des überschaubaren Budgets von 12-14 Mio. $, ein sensibles und nicht sensationslüsternes Drama zu schaffen, dass sich mit schwulen Klassikern wie "Milk" und "Brokeback Mountain" messen kann.