Nachdem die Verfilmungen von J.R.R. Tolkiens "Der Herr der Ringe" durch den Neuseeländer Peter Jackson von Kritikern und Kinogängern weltweit gefeiert wurde, meldete sich mit etwas Verspätung jemand zu Wort, dem das gigantische Filmprojekt ganz und gar nicht zusagt: Tolkiens Sohn Christopher Tolkien. Der 88-Jährige Erbe äußerte sich in einem Interview mit Le Monde abfällig über die Filmtrilogie. Laut Christopher Tolkien wurde das Werk seines Vaters zu einem Actionfilm für junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren ausgeweidet, das sich durch eine große Kluft in Bezug auf die Schönheit und Ernsthaftigkeit der Vorlage auszeichnet. Sein bereits verstorbener Vater sei nun Teil einer Film-Maschinerie, aus der er sich nicht entziehen könne. J.R.R. Tolkien sei zu einem Monster geworden, das von dessen eigener Popularität und der Absurdität unserer Zeit verschlungen wird. Die Kommerzialisierung der Bücher reduziere die ursprünglich angestrebte Ästhetik und den philosophischen Aspekt auf Null. Christopher Tolkien sieht nur eine Möglichkeit dem zu entgehen: Er schaut einfach nicht mehr hin.
Der Tolkien-Clan war schon immer wenig angetan von Peter Jacksons "Der Herr der Ringe"-Adaption und verklagte das Studio New Line Cinema unter anderem wegen eines Konfliktes, der die Tantiemen betraf. Die Tolkiens zogen es vor, sich aus den Medien herauszuhalten und möglichst viel Abstand zu Peter Jacksons Projekt zu wahren.