Bevor jeweils im Februar die Oscars vergeben werden, gibt es eine Fülle anderer Auszeichnungen von Filmschaffenden und Kritikern, die als mehr oder wenige wichtige Vorläufer und Indikatoren für die große Show gelten. Mit der National Society of Film Critics (NSFC) hat jetzt der letzte große US-Kritikerverband (neben den Los Angeles und New York Critics) seine diesjährigen Preisträger bekanntgegeben. In diesem Zusammenschluss sind die meisten prominenten US-Filmkritiker wie Roger Ebert, Richard Schickel und J. Hoberman vertreten. Nachdem die Auszeichnung im vergangenen Jahr an Lars von Triers "Melancholia" ging, sind die Kritiker diesmal erneut der Meinung, dass alle amerikanischen Produktionen von einem europäischen Film übertroffen wurden und vergaben ihren Hauptpreis an den österreichische Regisseur Michael Haneke für sein französischsprachiges Drama "Liebe". Zudem wurde Haneke auch der Preis für die Beste Regie zuerkannt und die 85-jährige Emmanuelle Riva wurde für ihre Arbeit in "Liebe" als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.
Hanekes österreichisch-französische Ko-Produktion setzte sich knapp gegen das Sektendrama "The Master" von Paul Thomas Anderson durch, das immerhin die Trophäe für Amy Adams' Leistung als Beste Nebendarstellerin und die Auszeichnung für die Beste Kamera einheimsen konnte.
Ein Doppelschlag gelang auch Steven Spielbergs "Lincoln". Das biografische Drama über den 16. Präsidenten der USA erhielt den Preis für das Beste Drehbuch, außerdem wurde Daniel Day-Lewis als Bester Hauptdarsteller prämiert. Oscar-Mitfavorit "Zero Dark Thirty" hingegen wurde in den Kategorien "Bester Film", "Beste Regie", "Beste Hauptdarstellerin" und "Beste Kameraführung" viermal auf die Plätze verwiesen.
Bereits von den New Yorker Kritikern geehrt, wurde Matthew McConaughey nun auch vom landesweiten Verband für seine Arbeit in "Magic Mike" als Bester Nebendarsteller anerkannt. Auf die Oscar-Nominierungen, die am 10. Januar bekanntgegeben werden, haben diese Ergebnisse allerdings diesmal keinen Einfluss mehr, da die Stimmabgabefrist für die Academy-Mitglieder bereits am Freitag abgelaufen ist.
Hier alle Gewinner sowie die Zweit- und Drittplazierten samt Jurystimmen in der Übersicht:
Bester Film
- "Liebe" – 28
- "The Master" – 25
- "Zero Dark Thirty" – 18
Beste Regie
- Michael Haneke ("Liebe") – 27
- Kathryn Bigelow ("Zero Dark Thirty") – 24
- Paul Thomas Anderson ("The Master") - 24
Bester Hauptdarsteller
- Daniel Day-Lewis ("Lincoln") – 59
- Denis Lavant ("Holy Motors") – 49
- Joaquin Phoenix ("The Master") – 49
Beste Hauptdarstellerin
- Emmanuelle Riva ("Liebe") – 50
- Jennifer Lawrence ("Silver Linings") – 42
- Jessica Chastain ("Zero Dark Thirty") – 32
Bester Nebendarsteller
- Matthew McConaughey ("Magic Mike") – 27
- Tommy Lee Jones ("Lincoln") – 22
- Philip Seymour Hoffman ("The Master") - 19
Beste Nebendarstellerin
- Amy Adams ("The Master") – 34
- Sally Field ("Lincoln") – 23
- Anne Hathaway ("Les Misérables") - 13
Beste Dokumentation
- "The Gatekeepers"– 53
- "This Is Not a Film" – 45
- "Searching for Sugar Man" – 23
Bestes Drehbuch
- "Lincoln" – Tony Kushner – 59
- "The Master" – Paul Thomas Anderson – 27
- "Silver Linings" – David O. Russell - 19
Beste Kamera
- "The Master" - Mihai Malaimare, Jr. – 60
- "James Bond 007 - Skyfall" - Roger Deakins – 30
- "Zero Dark Thirty" - Greig Fraser - 21
Bester Experimentalfilm
"This Is Not a Film" - Jafar Panahi