Es gibt Filme, die gehören einfach in die Weihnachtszeit: „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, „Kevin – Allein zu Haus“, „Schöne Bescherung“ und noch viele weitere. Ein besonders herzerwärmender Vertreter dieser Gattung, der jedes Jahr aufs Neue ein Millionenpublikum vor die Empfangsgeräte zieht, ist „Der kleine Lord“ aus dem Jahre 1980.
Dabei handelt es sich um eine Adaption des gleichnamigen Romans von Frances Hodgson Burnett aus dem Jahr 1886. Übrigens bei weitem nicht die einzige Verfilmung des Stoffes. Allein fürs Kino wurde dieser zwischen 1914 und 1936 gleich vierfach adaptiert. Zudem gibt es sage und schreibe neun Fernsehadaptionen – und eben jene aus dem Jahr 1980 erfreut sich seit der deutschen Erstausstrahlung 1982 hierzulande ungebrochener Beliebtheit.
In den letzten 20 Jahren haben durchschnittlich rund 5 Millionen Zuschauer*innen eingeschaltet, wenn die Geschichte um einen äußerst gutherzigen amerikanischen Jungen, der sich plötzlich in der grimmigen und kapitalistischen Welt der englischen Aristokraten wiederfindet, im Free-TV lief. Und auch am heutigen 20. Dezember ist es wieder so weit: In der ARD könnt ihr heute Abend um 20.15 Uhr „Der kleine Lord“ genießen.
Wer keine Lust auf lineares Fernsehen hat, kann den Titel noch bis zum 5. Februar 2025 in der ARD Mediathek abrufen – und so beispielsweise direkt zum Heiligen Abend im Kreise der Familie sein Herz zum Schmelzen bringen.
Und darum geht es in "Der kleine Lord"
Amerika im Jahre 1900: Der achtjährige Cedric (Ricky Schroder) lebt zusammen mit seiner verwitweten Mutter (Connie Booth) in einem ärmlichen Viertel in New York – und ist dennoch ein überaus wohlerzogener Junge. Was er nicht ahnt: Sein verstorbener Papa war ein Nachkomme einer alten britischen Adelsfamilie. Doch als dieser sich mit einer Amerikanerin einließ, wurde er von seinem Vater, dem Earl of Dorincourt (Alec Guinness), enterbt.
Wie der Zufall es so will, machen eine Reihe von tragischen Umständen Cedric zum einzig verbliebenen Erben des Adelsgeschlechts. Und so wird Diener Wilkins (Eric Porter) ausgesandt, um den Jungen nach England zu bringen. Doch da der Earl of Dorincourt noch immer einen Groll gegen dessen Mutter hegt, muss diese in einem Gasthaus unterkommen und darf nicht mit ihrem Sohn im protzigen Anwesen leben. Auch wenn sich die erste Begegnung vom Earl mit seinem Enkel schwierig gestaltet, verändert dieser durch seine positive und liebevolle Art schon bald das verdorrte Herz des Griesgrams zum Guten.
Ein Appell an die Menschlichkeit
Ob die 1980er-Version von „Der kleine Lord“ besser ist als die anderen Versionen, kann ich nicht sagen. Fest steht jedenfalls, dass diese Fassung allein durch ein fantastisches Schauspiel-Ensemble punkten kann. Der Fernsehfilm ist mit Größen wie Alec Guinness („Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung“), Patrick Stewart („Picard“), Connie Booth („Fawlty Towers“) und Patsy Rowlands („Ein total verrückter Urlaub“) wirklich durch die Bank hervorragend besetzt. Getragen wird das Ganze jedoch durch die beeindruckende Leistung von Ricky Schroder, der den Goldjungen Cedric mit einer ganzen Menge Charme, Witz und einem herzensguten Glauben an das Gute in der Welt spielt, dass es einem immer wieder Wasser in die Augen treibt.
Und wahrscheinlich ist es dieser unausweichliche Positivismus, durch welchen der Film zu einem solchen heimeligen Rückzugsort geworden ist. Wenn Cedric selbst in Angesicht des widerlichsten und knauserigsten Kapitalisten seinen Glauben an das Gute im Menschen bewahren und diesen letztlich sogar zu einer besseren Person formen kann, warum sollten wir dann nicht auch hoffnungsvoll in die Zukunft blicken? Und wer weiß, vielleicht schaut dieses Weihnachten ja der ein oder andere CEO, Unternehmensberater, Börsen-Makler, Kredit-Hai oder Immobilien-Spekulant „Der kleine Lord“ im Fernsehen – und beschließt, dass er im nächsten Jahr doch sein Bündel Bargeld im Brustkorb gegen ein echtes Herz eintauschen möchte.
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