Der 2016 veröffentlichte „Batman V Superman: Dawn Of Justice“ ist die Fortsetzung zu „Man Of Steel“, der als offizieller Startschuss für das DCEU gilt. Ein Blockbuster aus einer Zeit, in der Film-Universen noch neu und aufregend waren und in der noch nicht verstanden wurde, welch ein Ballast der stetige Blick auf das „große Ganze“ mit sich bringt. Erst Jahre später zeigte sich, wie nervig es sein kann, wenn Leinwand-Abenteuer nicht mehr die eigene Geschichte im Fokus haben, sondern nur noch als Werbefläche für zukünftige Projekte dienen.
Zwischen „Man Of Steel“ und „Batman V Superman: Dawn Of Justice“ lagen drei Jahre. Dazwischen wurde kein anderer DCEU-Film veröffentlicht. Aus heutiger Sicht eine Ewigkeit und genug Zeit für die Fans des Comic-Giganten DC auf eine goldene Zukunft für das gerade wachgeküsste DCEU zu hoffen, das als düsterer Gegenentwurf zu dem bunten, familientauglichen Popcorn-Kino der Marvel-Filme dienen sollte. Und die Erwartungen konnten höher nicht sein, denn mit „300“-Regisseur Zack Snyder hatte das Comic-Universum auch die passende Galionsfigur vor den Bug geschnallt bekommen, die mit „Watchmen“ bereits bewiesen hatte, dass sie auch komplexe Stoffe genial umzusetzen vermag.
Doch mit dem Release kam die Ernüchterung, denn der Film kam weder bei der Fachpresse noch bei den Fans so richtig gut an. Schlimmer noch – statt seine Konkurrenz in düsterer Ehrfurcht erzittern zu lassen, machte sich die halbe Welt aufgrund der inzwischen legendären „Martha“-Szene über den Film lustig. Zu Unrecht, findet jedenfalls der Autor dieses Artikels.
Wer sich seine eigene Meinung bilden möchte, kann dies aktuell bei Netflix tun. Hier findet ihr das Aufeinandertreffen der ikonischen Helden momentan noch im Abo. Aber ihr müsst schnell sein, denn „Batman V Superman: Dawn Of Justice“ kann dort nur noch bis zum 30. November 2024 abgerufen werden.
Alternativ könnt ihr den Film auch gegen eine Leihgebühr im Angebot von Amazon Prime Video finden:
Gebrochene Figuren und Seelenstriptease
Als bekannt wurde, dass der zweite Film um den ikonischen Mann aus Stahl den Kampf zwischen Superman und Batman in den Mittelpunkt stellen würde, war die Aufregung in Fankreisen groß. Ein direktes Duell der vielleicht größten Comic-Helden aller Zeiten endlich auf der großen Leinwand? Ein lang gehegter Traum würde in Erfüllung gehen.
Vielleicht lag es an den überhöhten Erwartungen, dass der Film letztlich mit dermaßen negativen Kritiken abgestraft wurde? Vielleicht war es aber auch die Verletzlichkeit und psychische Fragilität, die die sonst so übermenschlich scheinenden Figuren hier offenbarten, die dem Publikum sauer aufgestoßen sind, denn eigentlich ist „Batman V Superman: Dawn Of Justice“ ein spannender Seelenstriptease zweier tief menschlicher Helden.
Mensch gegen Gott
Viel stärker als in vergleichbaren Produktionen des Genres stehen hier die inneren Konflikte der Superhelden im Fokus und bilden gleichzeitig ein spannendes Gegengewicht zum Snyder-typischen Action-Bombast, der auch in „Batman V Superman: Dawn Of Justice“ mit gewohnter Wucht auf das Publikum in die Sitze drückt. Die Verantwortlichen für dieses Chaos offenbaren sich dieses Mal jedoch nicht als überhöhte Lichtgestalten und dämonische Strippenzieher, stattdessen sind sie allesamt von Ängsten zerfressene Figuren, die irgendwie nach einem Platz in dieser Welt suchen.
Der Kampf „Mensch gegen Gott“, der in diesem Film sowohl im Konflikt zwischen Bruce Wayne (Ben Affleck) und Clark Kent (Henry Cavill), als auch in der Auseinandersetzung mit Lex Luthor (Jesse Eisenberg) Ausdruck findet, wird so zu einem Kampf des allzu menschlichen Misstrauens gegen ein unnatürlich perfekt scheinendes Heilsversprechen. Gleichzeitig steht er auch für den Fortschrittsgedanken einer aufgeklärten, apostatischen Gesellschaft, die stärker an die Macht des Individuums glaubt, als an das Versprechen von Schutz und einer blühenden Zukunft durch einen scheinbaren Gottessohn.
Im Kampf gegen Gothams dunklen Ritter werden beide Helden in der Erkenntnis der Verletzlichkeit und Sehnsucht nach mütterlicher Fürsorge als Kinder traumatischer Lebensumstände und unerfüllter Wünsche vereint. Der letzte Hauch des göttlichen Scheins fällt schließlich in der viel gescholtenen Schlüsselszene. Währenddessen wird Lex Luthor in der Angst des eigenen menschlichen Unvermögens zu eben jenem Wesen, das er am meisten fürchtet, spielt Gott und und wird dadurch selbst zur größten Gefahr der Menschheit.
Trotz Holzhammer spannender als viele vergleichbare Genre-Beiträge
Dass Zack Snyder kein Mensch subtiler Erzählmethoden ist und statt der feinen Feder lieber den Holzhammer schwingt, sollte spätestens nach der Sichtung von „Batman V Superman: Dawn Of Justice“ auch dem letzten klar sein. Nichtsdestotrotz ist die Dekonstruktion dieser Comic-Giganten, die hier als kleine, verängstigte Jungs dargestellt werden und innerlich mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen haben, äußerst spannend anzuschauen. Die eigenen Heldenfiguren so herunterzubrechen und sie damit auch angreifbar zu machen, war in dieser Konsequenz etwas, was DC tatsächlich von Comic-Konkurrent Marvel unterschieden hat.
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Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.