Jane Austens Roman „Stolz und Vorurteil”* von 1813 zählt bis heute zu den meistgelesenen und wichtigsten Werken englischsprachiger Literatur. Nicht nur ist das Buch eine Studie seiner Zeit, der die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts dokumentiert, sondern auch die Vorlage für viele Liebesgeschichten unserer Zeit: Der Grundstein für Rom-Coms wie „10 Dinge, die ich an dir hasse” oder „Bridget Jones” wurde hier gelegt.
Nicht umsonst wurde die Romanvorlage mehrfach filmisch adaptiert, allerdings meist fürs Fernsehen, so etwa 1995 mit der sehr beliebten fünfstündigen BBC-Produktion mit Colin Firth und Jennifer Ehle in den Hauptrollen. Das letzte Mal auf die Kinoleinwand hatte es „Stolz und Vorurteil” 1940 geschafft – 65 Jahre später wagte sich Joe Wright erneut an den Stoff. An seiner Seite Keira Knightley, die er schon als „Anna Karenina” besetzt hatte, in der Rolle der Elizabeth und Matthew Macfadyen („Deadpool & Wolverine”) als Mr. Darcy.
Herausgekommen ist dabei eine Literaturadaption, die sich vor allem in Sachen Kulisse, Kostüm und Schauspiel sehen lassen kann – nicht umsonst war „Stolz und Vorurteil” u.a. für die Oscars für bestes Szenenbild und bestes Kostümbild nominiert. Auch Keira Knightley war Anwärterin für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin, zog jedoch gegen Reese Witherspoon den Kürzeren. Heute Abend könnt ihr euch selbst ein Bild machen, wenn „Stolz und Vorurteil” um 20.15 Uhr im rbb zu sehen ist.
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Stolz und Vorurteile gilt es zu überwinden
Familie Bennet, allen voran Mrs. Bennet (Brenda Bethlyn) ist hoch erfreut, als der wohlhabende Mr. Binlgey (Simon Woods) in die Nachbarschaft zieht. Denn mit dem Neuankömmling steigen die Chancen für eine der fünf Bennet-Töchter, vermählt zu werden und der Familie somit zu sozialem Ansehen zu verhelfen. Tatsächlich verliebt sich Mr. Bingley auch auf Anhieb in die älteste der Schwestern, Jane (Rosamund Pike), als er sie auf einem Ball kennenlernt.
Sein Begleiter, Mr. Darcy (Matthew Macfadyen) indes zieht aufgrund seines überheblichen Verhaltens Unmut auf sich, vor allem den der zweitältesten Bennet-Schwester, Elizabeth (Keira Knightley), die ihm zunächst mit Abneigung begegnet, während er sich von ihrem starken Charakter und ihrer Unabhängigkeit angezogen fühlt. Missverständnisse, soziale Unterschiede sowie Stolz und Vorurteile der beiden stehen einer Annäherung im Weg, doch im Verlauf der Geschichte lernen sie, diese zu überwinden.
„Bridgerton” mit angezogener Handbremse
Joe Wright gelingt es, den Geist der Ära authentisch einzufangen und in die Zeit von Jane Austen zu entführen, wenngleich gesagt werden muss, dass seine Verfilmung ins Jahr 1790 vorverlegt wurde, also zur Empire-Zeit spielt, nicht etwa zur Regency-Zeit, wie die Buchvorlage.
Es ist eine Zeit, in der Zwänge und Vorgaben, wie eine Frau zu sein oder nicht zu sein hätte, so eng waren, wie ihre Korsetts. Ähnlich wie in „Bridgerton”, gab es nichts Wichtigeres, als eine Frau so schnell wie möglich unter die Haube zu bringen, um ihr Wohl und ihre Zukunft, wie auch das der Familie, gesichert zu wissen.
Kostüme, Intrigen, Irrungen der Liebe – alles Punkte, die der Netflix-Hit „Bridgerton” konsequent fortgeführt hat, weit über die Grenzen der Vorstellbarkeit einer Jane Austen hinaus: Freizügigkeit, Sex, People of Colour, das hätte man im England Ende des 18./ Anfang des 19. Jahrhunderts so natürlich nicht zeigen oder beschreiben können.
Nichtsdestotrotz zeigt sich die Gesellschaftskritik des ursprünglichen Werkes hier gerade in der Starre, in dem Nicht-Passieren, die unserer Zeit eben so harsch gegenüberstehen. Insbesondere in der Rolle der Elizabeth, die Keira Knightley mit einer Mischung aus moderner Frische und klassischem Stolz ganz hervorragend einfängt, findet sich das ganze Wesen des Buches: Mit ihrer Ironie und Stichelei bewegt sie sich immer geradeso an der Grenze, aber doch weit genug, um den armen Darcy um den Verstand zu bringen.
Und so kommt zusammen, was anfänglich nicht, aber dann doch zusammengehört. „Stolz und Vorurteil” mag zwar um einiges biederer sein als „Bridgerton” und in der Umsetzung auch weniger opulent, wenngleich die Ballszenen sich durchaus sehen lassen kann. Romantiker*innen, die große Liebesbekundungen im Regen mögen, können wir den Film aber getrost ans sehnsüchtige Herz legen.
Übrigens plant Netflix aktuell eine Neuverfilmung von „Stolz und Vorurteil” im Serienformat. Alles zur geplanten Adaption findet ihr in diesem Artikel:
Nachschub für "Bridgerton"-Fans: Netflix macht einen der größten Literaturklassiker zur Serie*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.