Er wurde mit so unterschiedlichen Filmen wie „Spartacus“, „Manche mögen's heiß“, „Das große Rennen rund um die Welt“ und „Flucht in Ketten“ zu einer strahlenden Schauspielikone sowie zu einem immensen Publikumsliebling. Doch Tony Curtis hatte eine recht raue frühe Biografie – inklusive Zeit als Mitglied in einer Jugendbande.
Diese Vergangenheit kehrte Curtis in einer vielfach gelobten Performance hervor, die im hierzulande allerdings bisher eher lieblos behandelt wurde – jetzt aber ist Schluss damit: Diese Woche erschien der Gangsterklassiker „Seine letzte Chance“ erstmals für Heimkino, auf DVD und Blu-ray.
"Seine letzte Chance": Läuterung oder Alibi?
Der junge, aus prekären Verhältnissen stammende Jerry Florea (in jungen Jahren: Sal Mineo; daraufhin: Tony Curtis) erhält die Chance seines Lebens: Der einfühlsame Polizist Ed Gallagher (George Nader) und seine Frau Ellen (Julie Adams) sind überzeugt, dass Gutes in dem rebellischen Kleinganoven steckt, weshalb sie ihn unter ihre Fittiche nehmen.
Daraufhin entwickelt sich eine innige Freundschaft zwischen Ed und Jerry. Eines Tages ist es dann so weit: Der als geläutert geltende Jerry bekommt einen Job in der ehrwürdigen Brink's Bank. Aber kann es sein, dass er die gesamte Zeit bloß Besserung geheuchelt hat, um sich für den Raubzug des Jahrhunderts in Position zu bringen?
Seine letzte ChanceEinige Namen mögen sich unterscheiden und einzelne Details haben sich in Wirklichkeit anders zugetragen. Dennoch hat „Seine letzte Chance“ eine klare, reale Inspirationsquelle: Den Raubüberfall auf die Bostoner Brink's Bank anno 1950, der seinerzeit in der Presse als „Verbrechen des Jahrhunderts“ sowie „das perfekte Verbrechen“ tituliert wurde.
Sowohl der Überfall als solcher als auch die Hintergründe des tatsächlichen Drahtziehers dienten seither wiederholt als Vorlage für fiktionalisierte ebenso wie für faktenorientierte Nacherzählungen. So verarbeitete Schriftsteller und Journalist Joseph F. Dinneen die Ereignisse in einem viel beachteten Artikel sowie in einem eigenständigen Buch, und schuf damit die Blaupausen für „Seine letzte Chance“.
Stilisiert, aber auch rau und komplex
Auch Sydney Boehm, der Autor von „Seine letzte Chance“, sammelte Erfahrung im journalistischen Bereich, bevor er mehrere Film-noir-Klassiker verfasste, darunter „Anklage: Mord“ und „Heißes Eisen“. Das ist dem Gangsterdrama auch anzumerken: Trotz mancher Vereinfachungen, um die Story in unter 100 Minuten Laufzeit zu packen, legt Boehm sein Augenmerk auf die zwischenmenschlichen Feinheiten und sozialen Fallstricke, die zum legendären Raubüberfall und dessen Nachspiel führten. Dabei spart Boehm auch keineswegs mit Kritik an Polizeigewalt.
„Ohne Skrupel“-Regisseur Joseph Pevney und „Die Katze auf dem heißen Blechdach“-Kameramann William H. Daniels intensivieren diesen Realismus-Einschlag mit ihrer Bildsprache: „Seine letzte Chance“ wurde zu recht großen Teilen an realen Schauplätzen gedreht und vermengt auf beeindruckende Weise eine dezente Stilisierung im späten Film-noir-Look mit rau-dokumentarischer Wirklichkeit.
Im Fokus stehen zwar die dramatischen Fragen, wie es um Jerrys Ehrlichkeit und der Gesetzesgrenzen überschreitenden Männerfreundschaft bestellt ist, die einzelnen, kurz-prägnanten Action-Einlagen wissen dennoch zu erstaunen – darunter ein wuchtiger Autounfall! Getragen wird „Seine letzte Chance“ aber von einem fesselnden Mineo, Nader als Saubermann, bei dem man nicht genau weiß, wie ehrlich er es wirklich meint, sowie selbstverständlich von einem charismatisch-durchtriebenen, authentischen Curtis.
Und wenn ihr nun Lust auf noch mehr starkes Star-Kino aus der goldenen Hollywood-Ära bekommen habt, solltet ihr dringend den folgenden Tipp beachten:
Quentin Tarantino ist riesiger Fan: 291 Minuten bildgewaltiges Star-Kino der Extraklasse jetzt neu im Heimkino*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.