Ich habe ein Geständnis zu machen: Ich mag „Star Wars“, aber ich hasse es, mich darüber auszutauschen! Es war schon immer ein Thema, bei dem man aufpassen musste, wem gegenüber man es wann anschneidet, doch mittlerweile sind Hopfen und Malz verloren.
Der Punkt ohne Wiederkehr war die Veröffentlichung von „Star Wars: Die letzten Jedi“, über den seit sieben Jahren gezankt wird. Falls ihr euch in Erinnerung rufen möchtet, weswegen sich die Leute anfauchen: „Star Wars: Die letzten Jedi“ läuft heute, am 4. September 2024, ab 20.15 Uhr bei Kabel eins. Oder ihr ruft den Film bei Disney+ ab:
"Star Wars: Die letzten Jedi": Stimmungskiller in allen Lebenslagen
Bei gut besuchten Pressevorführungen genieße ich üblicherweise den filmvernarrten Austausch. Doch es kommt immer noch in semi-regelmäßigen Abständen zum Schreckensmoment: Irgendwer spricht „Die letzten Jedi“ an, und aus der kollegial-passionierten Runde wird ein verbissen umkämpftes Kriegsgebiet.
Selbst fernab von Berufsveranstaltungen ist man nicht sicher – glaubt mir: Wenn ich auf Partys als Filmkritiker vorgestellt werde, bekomme ich eingangs interessierte Fragen über meinen Beruf gestellt. Aber oftmals kommt auch wer herbeigehüpft und fragt grinsend, wie ich zu „Die letzten Jedi“ stehe. Prompt bildet sich eine hitzköpfige Traube, die noch lange zetert, nachdem ich mich verdünnisiert habe.
Ein trauriges Vermächtnis, das uns dieser 1,33 Milliarden Dollar schwere Hit da eingebrockt hat. Kein anderer Film aus der Top 20 der größten Blockbuster weltweit wird immer noch so hitzig besprochen (und ich habe bisher geflissentlich die nochmal wesentlich anstrengendere Online-Debatte ausgeblendet).
Wieso kabbelt ihr euch überhaupt?
Es ist mir ein Rätsel. Denn ich sehe keinen guten Grund, über diesen Film zu zanken. Vor allem macht er in meinen Augen genau das nicht, was ihm Fans und Hater gleichermaßen attestieren: Mit der „Star Wars“-Formel brechen. Für mich ist er viel mehr der verfilmte Ausruf: „Nein, doch nicht!“
Es sieht kurz aus, als sei Luke Skywalker (Mark Hamill) zum grantigen Kauz geworden. Nein, doch nicht: Der Ex-Farmersjunge wurde exakt die Art Mentor, die nach seiner Prägung durch Obi-Wan und Yoda zu erwarten stand. Wie Obi-Wan brütet er nach einem Rückschlag im Exil, wie Yoda testet er sein Gegenüber, indem er dessen Geduld strapaziert. Keine filmische Beleidigung, keine Offenbarung, einfach konsequent – und es drängt Hamill zu einer seiner facettenreicheren Realfilm-Schauspielleistungen.
Es sieht aus, als traue sich Johnson, Leia (Carrie Fisher) zu töten. Nein, doch nicht. Es sieht aus, als würde er die Hauruck-Helden Poe (Oscar Isaac) und Finn (John Boyega) dekonstruieren, aber sie kriegen (zu) galant die Kurve. Es deutet sich an, dass Johnson mit den typischen Allianzen der Skywalker-Saga bricht. Nein, doch nicht: Kylo Ren (Adam Driver) bleibt als Nutzer der dunklen Seite der Macht der (neo-)faschistoiden Militärgewalt treu, statt eine dritte Partei aufzumachen. Geläutert wird nur in Trilogie-Abschlüssen!
„Die letzten Jedi“ ist eine abendfüllende Für-und-Wider-Argumentation, ob mit der Essenz von „Star Wars“ vielleicht was nicht stimmt – und unentwegt kommt Johnson zum glühenden Urteil, dass sie astrein ist. Ich könnte viele Reaktionen darauf nachvollziehen. Aber die brillant-mutige Neuerfindung von „Star Wars“, die eine Seite der hitzigen Debatte sieht, erkenne ich darin ebenso wenig wie das respektlose Herumtrampeln auf dem Franchise, das die andere Seite ausmacht.
Es gibt durchaus Pro und Contra!
Wenn ich Kritik an „Die letzten Jedi“ nachvollziehen kann, dann daran, dass Johnsons Skript unausgewogen ist. Der Film enthält einige der schönsten, geschliffensten Monologe und Wortwechsel der Skywalker-Saga, kulminiert aber darin, dass mehrere Figuren ihre jeweilige Lektion ausformulieren, als wäre „Star Wars 8“ ein Motivationskalender.
Und derart nachdenkliche Sequenzen wie ein Gänsehaut erzeugender Besuch in einer Spiegelhöhle und ein kathartischer, rau-majestätischer Kampf in Snokes Thronsaal stehen Seite an Seite mit dem bleischwer strukturierten Abstecher auf einem Casino-Planeten. Doch so sehr diese Holprigkeit meine Sympathie für „Die letzten Jedi“ ausbremst, profitiert er trotzdem von einer magnetischen Daisy Ridley, die sich als Rey aus verletzlicher Überforderung zurück ins kampfbereite Wesen einer versierten Kämpferin ackert.
Obendrein finden Johnson und sein Kameramann Steve Yedlin imposante Wege, um die weit, weit entfernte Galaxie einfallsreich und vielschichtig in Szene zu setzen. Etwa mit einer durch hedonistisches Gewusel gleitenden Kamerafahrt im Stil von „Flügel aus Stahl“, der besagten, schaurig-schönen Höhlen-Sequenz, in der Rey sich selbst (und sich selbst und sich selbst) begegnet, und dem martialisch-malerischen Treiben auf einem Planeten, dessen unberührt-weiße Oberfläche sich blutrot verfärbt, sobald sie jemand streift.
Aber, bitte: Nehmt dies nicht als Anlass, wieder über „Star Wars: Die letzten Jedi“ zu streiten. Lasst es bleiben. Es gibt vieles, das ihr in der so gewonnenen Lebenszeit stattdessen gucken könntet. Etwa Rian Johnsons Krimiserie „Pokerface“, über die ihr hier mehr erfahren könnt:
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