Auf den ersten Blick könnte man meinen, bei „Bridgerton“ dreht sich einfach alles darum, den jeweils aktuellen begehrtesten Junggesellen der Saison zu ergattern. Wer jedoch das Drama, die schmachtenden Blicke und auch die ein oder andere feurige Szene beiseite schiebt, wird merken, dass in dem Netflix-Hit ganz schön viel Feminismus steckt.
Besonders Penelope, die in der 3. Staffel der Serie im Zentrum steht, ist für ihre Zeit eine extrem moderne junge Frau, die sich ihrer Wünsche und Bedürfnisse bewusst ist. Selbst von ihrer großen Liebe lässt sie sich nicht davon abbringen, das Leben zu führen, das sie führen will. Volle Female Empowerment also – und genau darauf setzt auch Apple TV+ mit seiner wirklich gelungenen achtteiligen Serie „The Buccaneers“.
Amerikanischer Geldadel trifft auf britische Aristokratie
In „The Buccaneers“ geht es um eine Gruppe neureicher amerikanischer Freundinnen, die nach London reisen, um dort unter den aristokratischen Gentlemen einen Ehemann zu finden. Im Mittelpunkt stehen die beiden Schwestern Annabelle „Nan“ (Kristine Frøseth) und Virginia (Imogen Waterhouse) sowie ihre drei Freundinnen: Die lautstarke Conchita (Alisha Boe), die zurückhaltende Lizzy (Aubri Ibrag) und die entschlossene Mabel (Josie Totah). Was als großes Abenteuer startet, wird allerdings bald zur Ernüchterung: Die Freundinnen stellen schnell fest, dass die steife britische Gesellschaft absolut nichts mit dem ungezwungenen Leben gemeinsam hat, das sie aus der neuen Welt kennen.
Dazu kommt: Nan ist nicht so wie ihre Freundinnen. Ihre Kleider sind eher schlicht, sie macht sich nichts aus glamourösen Bällen und klettert auch mal kurzerhand aus dem Fenster oder springt sehr leicht bekleidet in einen Ozean. Eigenschaften, die sich für eine junge Dame der Upper-Class nicht ziemen. Mit dieser unkonventionellen Art zieht sie allerdings schnell die Blicke von Guy (Matthew Broome) und seinem besten Freund Theo, Herzog von Tintangel (Guy Remmers) auf sich.
Aber auch das Publikum erobert Nan mit ihrer perfekten Mischung aus jugendlichem Leichtsinn, Feingefühl und Entschlossenheit im Sturm. Ganz großer Applaus geht hier an die überragende Kristine Frøseth, die in der Rolle der klugen und selbstlosen Nan, einfach umwerfend natürlich und authentisch ist.
Sisters before Misters
Natürlich kommt auch „The Bucaneers“ mit viel Leidenschaft, Romantik und noch mehr Drama daher, denn Nan findet sich bald in einem Liebesdreieck wieder und muss sich zwischen Guy und Theo entscheiden. Mehr als in anderen modernen Period-Serien spielt bei „The Bucanneers“ allerdings die Freundschaft zwischen den selbstbewussten Frauen eine zentrale Rolle.
Denn auch die anderen jungen Damen ringen mit den Zwängen einer männerdominierten Welt und den Erwartungen der Gesellschaft. Dabei lernen die Freundinnen auf schmerzhafte Weise, dass sie sich vor allem aufeinander verlassen müssen (nur so viel sei an dieser Stelle verraten).
Wie viel Wahres in der Story steckt, erahnen wir, wenn wir auf das Leben der Autorin schauen, die die Romanvorlage für „The Buccaneers“ geschrieben hat. Wharton schreibt über ihre eigenen Erfahrungen in der amerikanischen High Society des 19. Jahrhunderts, in der Frauen sich auf das Eheleben und nichts anderes konzentrieren sollten. Erst nachdem sie sich aus ihrer eigenen arrangierten und unglücklichen Ehe befreien konnte, begann sie zu schreiben und wurde eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen ihrer Zeit.
Die nächste Staffel ist schon in Planung
Neben den ernsten feministischen Themen – die Serie wurde von einem ausschließlich weiblichen Kreativteam entwickelt – bietet „The Buccaneers“ aber auch jede Menge Eye und Ear Candy: Opulente Kleider, prunkvollen Bälle, wilde Parties – der Champagner fließt in Strömen – und das alles unterlegt mit moderner Popmusik von Taylor Swift oder Olivia Rodrigo. Da macht das Zuschauen einfach richtig viel Spaß – und nebenbei gibt’s auch noch eine wichtige Message obendrauf.
Dieser Mix kommt gut an. Das zeigen auch die Bewertungen bei Rotten Tomatoes. Da liegt der Audience Score von „The Buccaneers“ bei sensationellen 94 %. Bei so einer Rückmeldung des Publikums lässt Apple TV+ sich natürlich nicht lang bitten. Der Streamingdienst hat daher bereits eine zweite Staffel der erfolgreichen Serie angekündigt.
Dass der Hype um historische Stoffe ungebrochen ist, zeigt auch der Erfolg anderer Produktionen. Gerade eben ist auf Amazon Prime Video mit „My Lady Jane" eine wilde (und absolut fiktive) Version des Lebens der Neuntagekönigin Jane Grey gestartet. Eine Serie, die wir euch ebenfalls wärmstens ans Herz legen können.
Ein Tipp reicht euch nicht aus und ihr braucht noch mehr Nachschub? Hier haben wir gleich eine ganze Reihe an sehenswerten Historien-Serien für euch zusammengestellt:
Während ihr auf "Bridgerton" Staffel 4 wartet: Diese Historien-Serien solltet ihr jetzt schauen!*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.