Black Panther tauchte erstmals 1966 in einem „Fantastic Four“-Band auf – und war damit der erste schwarze Superheld im amerikanischen Comic-Mainstream. Es sollte bekanntlich mehr als 50 Jahre dauern, bis der König von Wakanda im Jahr 2018 auch sein (überaus erfolgreiches) Leinwand-Debüt geben durfte – doch der erste schwarze Superheld im Kino war Black Panther damit nicht. Marvel selbst schickte 20 Jahre zuvor Wesley Snipes als Vampirjäger „Blade“ ins Rennen, und mit „Spawn“ oder „Steel“ gab es in den 90er Jahren noch weitere Superhelden-Filme mit schwarzer Hauptfigur.
Während „Spawn“ ein moderater Erfolg war und 2025 mit Jamie Foxx neu aufgelegt werden soll, ist der auf dem gleichnamigen DC-Comic-Charakter basierende „Steel“ heute etwas in Vergessenheit geraten. Profi-Basketballer Shaquille O'Neal schlüpfte darin in die Rolle des Waffenentwicklers John Henry Irons, der für das US-Militär eine neuartige Hightech-Waffe konstruiert hat.
Bei einer Demonstration kommt es zu einem Unfall, der einer Politikerin das Leben kostet und Irons' Partnerin Susan querschnittsgelähmt zurücklässt. Irons beschließt daraufhin, seinen Job aufzugeben und in seine Heimat zurückzukehren, doch auch dort findet er keinen Frieden: Die gefährliche Waffe ist mittlerweile einer Bande von Gangstern in die Hände gefallen – und um sie zu bekämpfen, verwandelt sich Irons mithilfe einer selbstgebauten Rüstung in den Rächer „Steel“...
Es war der legendäre Musikproduzent Quincy Jones, der gemeinsam mit dem TV-Produzenten David Salzman den Entschluss traf, die Abenteuer von Steel auf die Leinwand zu bringen. Mit Kenneth Johnson, der durch den 1977 fürs Fernsehen gedrehten „Der unglaubliche Hulk“ bereits Superhelden-Erfahrung mitbrachte, war schnell ein Regisseur gefunden – und nachdem der ursprüngliche Favorit Wesley Snipes den Produzenten eine Absage erteilte, kam auch Shaquille O'Neal an Bord, der zu dieser Zeit versuchte, neben seiner Sport-Karriere auch in Hollywood Fuß zu fassen.
Doch diese Doppel-Verpflichtung sorgte für einige Probleme: O'Neal musste zur Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele 1996 feste Trainings-Termine einhalten, weshalb Johnson nur fünf Wochen Zeit hatte, um sämtliche Szenen mit seinem Hauptdarsteller in den Kasten zu bekommen.
Zudem waren die schauspielerischen Fähigkeiten des NBA-Spielers limitiert, was den Regisseur vor weitere Herausforderungen stellte: „Ich erkannte früh, dass Shaqs Möglichkeiten begrenzt waren, aber er war bereit, alles zu versuchen“, erinnerte sich Johnson in einem Interview mit Vice zurück. „Mein Freund, der sein Schauspielcoach war, war ein Geschenk des Himmels, denn er half ihm zumindest bei der Darstellung und wie er sich als Schauspieler präsentieren sollte (…) Aber natürlich sind wir immer wieder bei der Tatsache angelangt, dass er kein Schauspieler war. Bei so ziemlich jeder zweiten Zeile brauchte er mehrere Versuche, um sie richtig hinzubekommen.“
"Steel" avancierte zum absoluten Box-Office-Desaster
Es lag nicht nur, aber sicher auch an O'Neals mangelndem Schauspiel-Talent, dass die Kritiken zum Erscheinen des Films vernichtend ausfielen. Aufgrund von Budgetkürzungen fielen auch die Spezialeffekte mangelhaft aus, und visuell kam „Steel“ kaum über TV-Niveau hinaus. Doch am Schlimmsten hat es den Film am Box Office erwischt: Gerade mal 1,7 Millionen US-Dollar konnte „Steel“ an der Kinokasse erwirtschaften – bei Kosten von geschätzten 16 Millionen. Ein gigantisches Verlustgeschäft!
Immerhin stellte „Steel“ dabei einen zweifelhaften Rekord auf: Nachdem er bereits am Eröffnungswochenende nur 870.068 Dollar einspielte, wurde am zweiten Wochenende ein Rückgang von 78 Prozent verzeichnet – ein Einbruch, an den im Superhelden-Genre später nur „The Marvels“ heranreichte.
Der Autor dieser Zeilen übrigens hatte mit der rührend unbeholfenen Titel-Performance von O'Neal durchaus seine Freude – und würde Johnsons sichtbarem Bemühen, das Mindestmögliche aus seinen begrenzten Mitteln herauszuholen, den meisten Superhelden-Spektakeln der letzten Jahre jederzeit den Vorzug geben. Es lohnt sich also durchaus, fast drei Jahrzehnte später mal einen Blick zu riskieren!
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Dieser Action-Flop mit Tarantino- und "Harry Potter"-Stars hat dafür gesorgt, dass einer der größten Marvel-Hits umbenannt werden mussteDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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