Ich weiß nicht mehr genau, wo ich erstmals von „Derry Girls“ gehört habe – ich glaube, es war in irgendeinem Podcast – aber ich bin wirklich froh, dass ich davon gehört habe. Anderenfalls hätte ich eine der lustigsten und besten Serie der letzten Jahre verpasst! Denn „Derry Girls“ ist zwar absolut brillant geschrieben, super lustig und immer wieder auch überraschend emotional, aber hierzulande leider auch völlig unbekannt.
Hier auf FILMSTARTS.de – immerhin die größte deutsche Film- und Serienseite – gibt es gerade mal vier (!) Wertungen zur Serie und auch bei unserer Schwesterseite Moviepilot fliegt die Serie bislang fast völlig unter dem Radar. Das muss sich ändern! Wenn ihr also auch mal wieder auf der Suche nach einer lustigen Serie bei Netflix seid, schaut bei „Derry Girls“ rein (am besten im Original mit Untertiteln, sonst geht viel Flair verloren) – mit drei Staffeln à sechs Folgen von jeweils nur 30 Minuten Länge (plus einem 48-minütigen Special, das die Serie abschließt) ist die Serie tatsächlich (zu) schnell durchgeschaut.
Warum "Derry Girls" so gut ist
„Derry Girls“ funktioniert einerseits und vorrangig natürlich als Comedy-Serie. Im Mittelpunkt stehen vier Schülerinnen und ein Schüler an einer katholischen Schule in Nordirland, die in typischer Sitcom-Manier von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpern und sich für keine Peinlichkeit zu schade sind.
Ich bin überhaupt kein Sitcom-Fan, doch dass „Derry Girls“ sogar für mich so gut funktioniert hat, lässt sich leicht erklären: Erstens ist die Serie schlicht und einfach witzig und muss nicht auf Lacher vom Band zurückgreifen, um dem Publikum zu vermitteln, dass gerade ein Witz gemacht wurde.
Zweitens sind die Figuren trotz ihrer Eindimensionalität einfach unglaublich liebenswert: Hauptfigur Erin (Saoirse-Monica Jackson) hat als vermeintlich aufgeklärte Intellektuelle die größte Fallhöhe, ihre Cousine Orla (Louisa Harland) hat ständig den Kopf in den Wolken und entpuppt sich als größte Szenendiebin, die leicht hysterische Clare (Nicola Coughlan) macht die größte Entwicklung durch, die selbstbewusste Michelle (Jamie-Lee O'Donnell) ist stets auf das Eine aus und James (Dylan Llewellyn) muss als Engländer zwischen lauter Nordiren für die meisten Gags herhalten.
Und drittens kommt immer dann ein ernsthafter und/oder emotionaler Moment um die Ecke, wenn die Serie gerade droht, zu sehr in Sitcom-Gefilde abzugleiten – etwa im Finale von Staffel 1:
Nachdem Erin bedenkenlos eine Mitschülerin in der Schülerzeitung outet und während sich Orla mit einer Aerobic-Nummer bei einem Talentwettbewerb in der Schule zu blamieren droht, erfährt ihre Familie zu Hause im Fernsehen von einem schweren Attentat im Rahmen des Nordirlandkonflikts – und Erins Opa Joe („Game Of Thrones“-Star Ian McElhinney), der sonst nichts als Spott für seinen Schwiegersohn Gerry (Tommy Tiernan) übrig hat, legt diesem liebevoll eine Hand auf die Schulter.
„Derry Girls“ spielt nämlich in den 1990er Jahren, als der Konflikt zwischen dem katholischen und dem protestantischen Teil der Bevölkerung in Nordirland immer wieder aufflammt. Und es ist eine der größten Stärken von „Derry Girls“, dass die in dieser Zeit aufgewachsene Serienerfinderin Lisa McGee ihre eigene Kindheit und Jugend verarbeiten und immer wieder solche Momente einfließen lassen kann.
Ihr seid auf der Suche nach weiteren Highlights auf Netflix? Dann hat FILMSTARTS-Redakteur Asantewah Sagarra Medina den richtigen Tipp für euch auf Lager:
Heute Abend streamen: Dieser schräge Netflix-Film wird euer Leben verändern!Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.