Vor 17 Jahren war das Internet noch vergleichsweise unschuldig. Aber dass Fans einen Shitstorm starten, wenn in ihrem Lieblings-Franchise mal eine unliebsame Entscheidung getroffen wird, war offenbar schon 2006 ein Ding. So geschah es, als Christopher Nolan verkündete, dass Heath Ledger in „The Dark Knight“ den Joker spielen würde.
Es muss an dieser Stelle wohl nicht erwähnt werden, dass Ledger sehr wohl DIE ideale Wahl für die Schurkenrolle war, und kaum ein Batman-Fan würde heute wohl widersprechen (erst recht nicht, nachdem beispielsweise Jared Leto mit seiner Version des Jokers in „Suicide Squad“ gezeigt hat, wie man die Rolle tatsächlich gegen die Wand fahren kann).
Doch damals dachte man bei Ledger eben noch nicht an die Fratze des Jokers, sondern an High-School-Komödien wie „10 Dinge, die ich an dir hasse“ oder romantische Dramen wie „Brokeback Mountain“ – die Bösewicht-Rolle war für Ledger ein krasser Bruch mit seinem Image, und dementsprechend harsch fielen die Reaktionen (nicht nur) der Fans aus...
Eine Reddit-Userin teilte bereits 2012 einen Beweis-Screenshot und schrieb: „Wir lagen alle dermaßen falsch!“ In der Tat ist auf dem Bild kaum eine positive (oder zumindest neugierige) Reaktion zu erkennen, sondern ausschließlich Ablehnung. „Heath Ledger, wirklich???“, schreibt ein User beispielsweise. „Ihr macht Scherze, oder?“, fragt ein weiterer, während wiederum andere User die Besetzungsentscheidung einfach nur „schrecklich“ finden oder ankündigen, sich den Film nicht einmal anzusehen, sollte Ledger tatsächlich den Joker spielen (wir bezweifeln an dieser Stelle, dass auch nur einer der Kommentierenden das bis heute durchgezogen hat).
Vor allem seine Rolle in „Brokeback Mountain“ (in dem Heath Ledger und Jake Gyllenhaal schwule Cowboys verkörperten) scheint den DC-Fans aufgestoßen zu sein, so schreibt ein Nutzer etwa nicht ohne homophoben Unterton, er warte dann darauf, dass Batman und der Joker Sex haben.
Hier könnt ihr selbst ein Bild von den damaligen Fan-Reaktionen machen:
Doch nicht nur den Fans fehlte offenbar die Vorstellungskraft für Heath Ledger als chaosstiftenden Superschurken – auch viele Personen, die direkt am Film beteiligt waren, waren gegenüber dem Star aus „Ritter aus Leidenschaft“ eher skeptisch...
Jonathan Nolan war gegen die Entscheidung seines Bruders
Jonathan Nolan zum Beispiel – Bruder von Christopher und Drehbuchautor von „The Dark Knight“ – gestand im Interview mit dem Hollywood Reporter, dass weder er noch das Studio verstanden haben, warum der Regisseur unbedingt Ledger für die Rolle haben wollte.
„Die Rolle des Jokers war eine große Herausforderung für uns“, erzählte der Autor, der sich schon die Story zu Nolans frühem Thriller-Hit „Memento“ ausgedacht hat. „Alle sagten: ,Wir sehen es nicht!', und die Filmgemeinde stellte uns an den Pranger. Es war eine Katastrophe, die schlechteste Besetzung aller Zeiten. Aber Chris ließ sich nicht beirren und machte weiter. Der Plan war, den Fans nicht das zu geben, was sie verlangten, sondern das, was sie wollten, was sie wirklich wollten.“
Als 2007 der Trailer zu „The Dark Knight“ einen ersten Blick auf Ledger in seiner heute ikonischsten Rolle erlaubte, waren die Zweifel der Fans sofort ausgeräumt. Doch die Lobeshymnen, mit denen er nach der Veröffentlichung des Blockbusters bedacht wurde, erlebte der Schauspieler leider nicht mehr. 2008 verstarb Ledger im Alter von nur 28 Jahren – ein Jahr später erhielt er für die Rolle des Jokers posthum einen Oscar.
Auch Christian Bale musste sich übrigens zunächst auslachen lassen, als er von Nolans Plänen für das Batman-Franchise erzählte. Warum alle glaubten, dass die „The Dark Knight“-Trilogie ein Reinfall wird, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
"Sie haben mich ausgelacht": Fast alle gingen davon aus, dass die "Batman"-Filme von Christopher Nolan ein Reinfall werdenDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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