Rund neun Monate nach seiner Weltpremiere beim renommierten Filmfestival in Venedig hat Harmony Korine „Aggro Dr1ft“ einfach selbst veröffentlicht. Über die offizielle Webseite seiner Produktionsfirma EDGLRD kann man den ungewöhnlichen Experimentalfilm, der immer wieder als „Action-Thriller“ bezeichnet wird, nun erwerben und streamen – wahlweise auch mit deutschen Untertiteln.
Das Werk, welches der Ausnahmekünstler und „Spring Breakers“-Regisseur gemeinsam mit dem Rapper Travis Scott ersonnen hat, wird seit Monaten heiß diskutiert und von vielen Cinephilen noch heißer erwartet. Jetzt kann es endlich regulär außerhalb von Festivals geschaut werden, nachdem bislang unklar war, wann und wie es zur Veröffentlichung kommt.
Doch bevor ihr direkt auf Edglrd.com geht und knapp 16 Dollar bezahlt, lest euch erst den Rest des Artikels durch. Denn „Aggro Dr1ft“ ist zwar unglaublich interessant, weil ihr so etwas Abgefahrenes ganz sicher noch nicht gesehen habt. Aber er trifft auch ganz sicher nur den Geschmack von wenigen....
Nur gedreht mit Infratot-Kameras: Das ist "Aggro Dr1ft"
Selbst Regisseur Harmony Korine sagt über „Aggro Dr1ft“, dass es womöglich noch nicht einmal ein Film sei. Er ist auch überzeugt, dass es so etwas noch nie vorher gegeben hat. Denn er hat sein Werk komplett mit thermischer Infrarot-Fotografie gedreht und die daraus resultierenden, an Wärmebildkameras erinnernden Bilder voller verschwommener Blau- und Rottöne noch zusätzlich digital verfremdet. Ja, so wie auf dem nachfolgenden Bild oder im Trailer oben sieht der ganze „Film“ aus:
Eine sonderlich komplexe und fesselnde Story solltet ihr auch nicht erwarten. Eigentlich klingt diese dabei sogar noch ausgesprochen geradlinig: Killer Bo (Jordi Mollà) soll einen dämonischen Gangsterboss ausschalten. Doch den Großteil des Geschehens beobachtet man den Protagonisten vor allem dabei, wie er mit seinem Sportwagen durch die Straßen fährt, in einem Motorboot übers Wasser dümpelt oder einfach nur irgendwo langläuft. Dabei sagt er immer wieder auch sich ähnelnde und äußerst triviale Monologe auf, wobei seine Stimme noch elektrisch modifiziert wurde und auch noch beständige Beats aus den Boxen wummern. Die „Action“ gibt es dann erst im Finale – und ist auch kurz und schmucklos.
Für den Autor dieser Zeilen waren die 80 Minuten bei der Weltpremiere in Venedig unglaublich anstrengend (mehr auch in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik) und trotzdem soll hier nicht gleich abgeraten werden. Denn „Aggro Dr1ft“ ist am Ende auch unglaublich faszinierend und so trotzdem einen Blick wert – wenn man weiß, worauf man sich einlässt.
Den Trailer zu einem deutlich konventionelleren Action-Thriller haben wir im folgenden Artikel für euch:
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